Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
am Erndte-Fest in Ritzebüttel.
Wobey absonderlich, wo so viel' Münde sungen:
"Geh' aus, mein Herz, und suche Freud'
"Jn dieser schönen Sommer-Zeit;
Die süssen Worte mir zu Herzen drungen!
So bald ich mich nachher allein befand,
Fing ich die Fröhlichkeiten,
Die mein vergnügtes Herz empfand,
Mit diesem Dank-Gesang an zu begleiten:
O aller Weisheit ew'ge Quelle! Du aller Sonn' und
Welten Licht!
Wer sieht aufmerksam Deine Werke, und lobt, und rühmt,
und preist sie nicht!
Wer taugt der Seelen Dank-Begierde mit würd'ger Andacht
auszudrücken,
Ob so viel ungezählten Wundern, die uns ernähren und
erquicken!
Wer sieht mit Ernst die schöne Welt, und aller Creaturen
Pracht,
Die, ausser daß sie uns ernähren, auch noch den Kreis der
Erde schmücken,
Und denket nicht, für Lust erstaunt, an Deine Weisheit,
Lieb' und Macht,
Die bloß dadurch, daß Du gewollt, von Dir, o HErr! her-
vorgebracht!
Welch Herz kann, Deine Macht zu rühmen, für Lust erstau-
net, sich entbrechen,
Und welche Zunge sich enthalten, von Deiner weisen Huld
zu sprechen!
Weil aber ich für alle Wohlthat Dir nicht nach Würden
danken kann,
So
7 Theil. A a
am Erndte-Feſt in Ritzebuͤttel.
Wobey abſonderlich, wo ſo viel’ Muͤnde ſungen:
“Geh’ aus, mein Herz, und ſuche Freud’
„Jn dieſer ſchoͤnen Sommer-Zeit;
Die ſuͤſſen Worte mir zu Herzen drungen!
So bald ich mich nachher allein befand,
Fing ich die Froͤhlichkeiten,
Die mein vergnuͤgtes Herz empfand,
Mit dieſem Dank-Geſang an zu begleiten:
O aller Weisheit ew’ge Quelle! Du aller Sonn’ und
Welten Licht!
Wer ſieht aufmerkſam Deine Werke, und lobt, und ruͤhmt,
und preiſt ſie nicht!
Wer taugt der Seelen Dank-Begierde mit wuͤrd’ger Andacht
auszudruͤcken,
Ob ſo viel ungezaͤhlten Wundern, die uns ernaͤhren und
erquicken!
Wer ſieht mit Ernſt die ſchoͤne Welt, und aller Creaturen
Pracht,
Die, auſſer daß ſie uns ernaͤhren, auch noch den Kreis der
Erde ſchmuͤcken,
Und denket nicht, fuͤr Luſt erſtaunt, an Deine Weisheit,
Lieb’ und Macht,
Die bloß dadurch, daß Du gewollt, von Dir, o HErr! her-
vorgebracht!
Welch Herz kann, Deine Macht zu ruͤhmen, fuͤr Luſt erſtau-
net, ſich entbrechen,
Und welche Zunge ſich enthalten, von Deiner weiſen Huld
zu ſprechen!
Weil aber ich fuͤr alle Wohlthat Dir nicht nach Wuͤrden
danken kann,
So
7 Theil. A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0387" n="369"/>
              <fw place="top" type="header">am Erndte-Fe&#x017F;t in Ritzebu&#x0364;ttel.</fw><lb/>
              <lg n="8">
                <l>Wobey ab&#x017F;onderlich, wo &#x017F;o viel&#x2019; Mu&#x0364;nde &#x017F;ungen:</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">&#x201C;Geh&#x2019; aus, mein Herz, und &#x017F;uche Freud&#x2019;</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">&#x201E;Jn die&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;nen Sommer-Zeit;</hi> </l><lb/>
                <l>Die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Worte mir zu Herzen drungen!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="9">
                <l>So bald ich mich nachher allein befand,</l><lb/>
                <l>Fing ich die Fro&#x0364;hlichkeiten,</l><lb/>
                <l>Die mein vergnu&#x0364;gtes Herz empfand,</l><lb/>
                <l>Mit die&#x017F;em Dank-Ge&#x017F;ang an zu begleiten:</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="10">
                <l>O aller Weisheit ew&#x2019;ge Quelle! Du aller Sonn&#x2019; und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Welten Licht!</hi> </l><lb/>
                <l>Wer &#x017F;ieht aufmerk&#x017F;am Deine Werke, und lobt, und ru&#x0364;hmt,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und prei&#x017F;t &#x017F;ie nicht!</hi> </l><lb/>
                <l>Wer taugt der Seelen Dank-Begierde mit wu&#x0364;rd&#x2019;ger Andacht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">auszudru&#x0364;cken,</hi> </l><lb/>
                <l>Ob &#x017F;o viel ungeza&#x0364;hlten Wundern, die uns erna&#x0364;hren und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erquicken!</hi> </l><lb/>
                <l>Wer &#x017F;ieht mit Ern&#x017F;t die &#x017F;cho&#x0364;ne Welt, und aller Creaturen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Pracht,</hi> </l><lb/>
                <l>Die, au&#x017F;&#x017F;er daß &#x017F;ie uns erna&#x0364;hren, auch noch den Kreis der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Erde &#x017F;chmu&#x0364;cken,</hi> </l><lb/>
                <l>Und denket nicht, fu&#x0364;r Lu&#x017F;t er&#x017F;taunt, an Deine Weisheit,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Lieb&#x2019; und Macht,</hi> </l><lb/>
                <l>Die bloß dadurch, daß Du gewollt, von Dir, o HErr! her-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">vorgebracht!</hi> </l><lb/>
                <l>Welch Herz kann, Deine Macht zu ru&#x0364;hmen, fu&#x0364;r Lu&#x017F;t er&#x017F;tau-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">net, &#x017F;ich entbrechen,</hi> </l><lb/>
                <l>Und welche Zunge &#x017F;ich enthalten, von Deiner wei&#x017F;en Huld</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zu &#x017F;prechen!</hi> </l><lb/>
                <l>Weil aber ich fu&#x0364;r alle Wohlthat Dir nicht nach Wu&#x0364;rden</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">danken kann,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">7 <hi rendition="#fr">Theil.</hi> A a</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0387] am Erndte-Feſt in Ritzebuͤttel. Wobey abſonderlich, wo ſo viel’ Muͤnde ſungen: “Geh’ aus, mein Herz, und ſuche Freud’ „Jn dieſer ſchoͤnen Sommer-Zeit; Die ſuͤſſen Worte mir zu Herzen drungen! So bald ich mich nachher allein befand, Fing ich die Froͤhlichkeiten, Die mein vergnuͤgtes Herz empfand, Mit dieſem Dank-Geſang an zu begleiten: O aller Weisheit ew’ge Quelle! Du aller Sonn’ und Welten Licht! Wer ſieht aufmerkſam Deine Werke, und lobt, und ruͤhmt, und preiſt ſie nicht! Wer taugt der Seelen Dank-Begierde mit wuͤrd’ger Andacht auszudruͤcken, Ob ſo viel ungezaͤhlten Wundern, die uns ernaͤhren und erquicken! Wer ſieht mit Ernſt die ſchoͤne Welt, und aller Creaturen Pracht, Die, auſſer daß ſie uns ernaͤhren, auch noch den Kreis der Erde ſchmuͤcken, Und denket nicht, fuͤr Luſt erſtaunt, an Deine Weisheit, Lieb’ und Macht, Die bloß dadurch, daß Du gewollt, von Dir, o HErr! her- vorgebracht! Welch Herz kann, Deine Macht zu ruͤhmen, fuͤr Luſt erſtau- net, ſich entbrechen, Und welche Zunge ſich enthalten, von Deiner weiſen Huld zu ſprechen! Weil aber ich fuͤr alle Wohlthat Dir nicht nach Wuͤrden danken kann, So 7 Theil. A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/387
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/387>, abgerufen am 22.11.2024.