Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.Einige Betrachtungen über die Sonne. Dich für des grossen Schöpfers Werkzeug, ja seinen Schat- ten, halten können. Wer allen Nutzen fassen wollte von deinen milden Segens- Flüssen, Würd' aller deiner Strahlen Zahl im Sommer-Mittag zählen müssen. Zumahl sich, unter so viel Kräften, noch eine sondre Kraft befindet, Durch welche, durch ein streng- geheimes, und unaufhör- lichs Ansichziehn, Sich der Planeten Meng' und Grösse in ihren weiten Kreisen bindet, So, daß sie, bloß durch dich regieret, in einer steten Ordnung fliehn Vom weit entlegenen Saturn bis zum kaum sichtbaren Mercur. Du bildest, färbest und verschönerst die ganze sichtbare Natur, Du schenkst dem Himmel den Sapphir, der schönen Morgen- Röht Opalen, Wie auch des bunten Regen-Bogens, sind alle Kinder deiner Strahlen. Bey so viel wunderreichen Kräften, bey so viel Segens-Ei- genschaften, Die all' an deines hellen Lichts Bewundrungs- wehrten Ausfluß haften, Die so beschaffen, daß ohn' dich das ganze Wesen aller Dinge Zerstöret, aufgelöst, verschwünd', und in sein vorigs Chaos ginge, Wird eine Seele, die vernünftig, ja wohl, mit höchstem Recht, gesteh'n, Man müsse, durch dein Licht geleitet, nach deines Lichtes Quelle geh'n, Und,
Einige Betrachtungen uͤber die Sonne. Dich fuͤr des groſſen Schoͤpfers Werkzeug, ja ſeinen Schat- ten, halten koͤnnen. Wer allen Nutzen faſſen wollte von deinen milden Segens- Fluͤſſen, Wuͤrd’ aller deiner Strahlen Zahl im Sommer-Mittag zaͤhlen muͤſſen. Zumahl ſich, unter ſo viel Kraͤften, noch eine ſondre Kraft befindet, Durch welche, durch ein ſtreng- geheimes, und unaufhoͤr- lichs Anſichziehn, Sich der Planeten Meng’ und Groͤſſe in ihren weiten Kreiſen bindet, So, daß ſie, bloß durch dich regieret, in einer ſteten Ordnung fliehn Vom weit entlegenen Saturn bis zum kaum ſichtbaren Mercur. Du bildeſt, faͤrbeſt und verſchoͤnerſt die ganze ſichtbare Natur, Du ſchenkſt dem Himmel den Sapphir, der ſchoͤnen Morgen- Roͤht Opalen, Wie auch des bunten Regen-Bogens, ſind alle Kinder deiner Strahlen. Bey ſo viel wunderreichen Kraͤften, bey ſo viel Segens-Ei- genſchaften, Die all’ an deines hellen Lichts Bewundrungs- wehrten Ausfluß haften, Die ſo beſchaffen, daß ohn’ dich das ganze Weſen aller Dinge Zerſtoͤret, aufgeloͤſt, verſchwuͤnd’, und in ſein vorigs Chaos ginge, Wird eine Seele, die vernuͤnftig, ja wohl, mit hoͤchſtem Recht, geſteh’n, Man muͤſſe, durch dein Licht geleitet, nach deines Lichtes Quelle geh’n, Und,
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Einige Betrachtungen uͤber die Sonne.
Dich fuͤr des groſſen Schoͤpfers Werkzeug, ja ſeinen Schat-
ten, halten koͤnnen.
Wer allen Nutzen faſſen wollte von deinen milden Segens-
Fluͤſſen,
Wuͤrd’ aller deiner Strahlen Zahl im Sommer-Mittag
zaͤhlen muͤſſen.
Zumahl ſich, unter ſo viel Kraͤften, noch eine ſondre Kraft
befindet,
Durch welche, durch ein ſtreng- geheimes, und unaufhoͤr-
lichs Anſichziehn,
Sich der Planeten Meng’ und Groͤſſe in ihren weiten Kreiſen
bindet,
So, daß ſie, bloß durch dich regieret, in einer ſteten Ordnung
fliehn
Vom weit entlegenen Saturn bis zum kaum ſichtbaren
Mercur.
Du bildeſt, faͤrbeſt und verſchoͤnerſt die ganze ſichtbare
Natur,
Du ſchenkſt dem Himmel den Sapphir, der ſchoͤnen Morgen-
Roͤht Opalen,
Wie auch des bunten Regen-Bogens, ſind alle Kinder deiner
Strahlen.
Bey ſo viel wunderreichen Kraͤften, bey ſo viel Segens-Ei-
genſchaften,
Die all’ an deines hellen Lichts Bewundrungs- wehrten
Ausfluß haften,
Die ſo beſchaffen, daß ohn’ dich das ganze Weſen aller Dinge
Zerſtoͤret, aufgeloͤſt, verſchwuͤnd’, und in ſein vorigs
Chaos ginge,
Wird eine Seele, die vernuͤnftig, ja wohl, mit hoͤchſtem
Recht, geſteh’n,
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