Derselben Gipfel scheinen Kronen, Des Landmanns Mühe zu belohnen, Ein jeder scheint ein Segens-Kranz; Ein jedes Körnchen, das man siehet, Da es im Strahl der Sonnen glühet, Empfänget einen güldnen Glanz.
Macht dieß gemähete Getrayde, Geliebter Mensch, dir keine Freude, Und siehst du es gleichgültig an; So weiß ich nicht, was dich erfreuen, Was Lob und Dank bey dir erneuen, Und dich zum Schöpfer führen kann.
Wenn wir, als Menschen, überlegen, Wie viel von Kälte, Sturm und Regen Die schwache Frucht erduldet hat, Seit so viel Tagen, wie viel Stunden, So viel Minuten und Secunden, Bey Tag und Nacht, so früh als spat; So können wir es nicht begreifen, Wie sich das Korn erhalten kann, Und sehens als ein Wunder an, Wodurch vom Wachsen und vom Reifen, Die Wunder-Werke sich noch häufen. Wir singen denn für alle Güte, Mit recht erkenntlichem Gemühte: HErr! Schöpfer und Erhalter! Dir Sey einzig Lob und Dank dafür!
Zur
Gemaͤhetes Getrayde.
Derſelben Gipfel ſcheinen Kronen, Des Landmanns Muͤhe zu belohnen, Ein jeder ſcheint ein Segens-Kranz; Ein jedes Koͤrnchen, das man ſiehet, Da es im Strahl der Sonnen gluͤhet, Empfaͤnget einen guͤldnen Glanz.
Macht dieß gemaͤhete Getrayde, Geliebter Menſch, dir keine Freude, Und ſiehſt du es gleichguͤltig an; So weiß ich nicht, was dich erfreuen, Was Lob und Dank bey dir erneuen, Und dich zum Schoͤpfer fuͤhren kann.
Wenn wir, als Menſchen, uͤberlegen, Wie viel von Kaͤlte, Sturm und Regen Die ſchwache Frucht erduldet hat, Seit ſo viel Tagen, wie viel Stunden, So viel Minuten und Secunden, Bey Tag und Nacht, ſo fruͤh als ſpat; So koͤnnen wir es nicht begreifen, Wie ſich das Korn erhalten kann, Und ſehens als ein Wunder an, Wodurch vom Wachſen und vom Reifen, Die Wunder-Werke ſich noch haͤufen. Wir ſingen denn fuͤr alle Guͤte, Mit recht erkenntlichem Gemuͤhte: HErr! Schoͤpfer und Erhalter! Dir Sey einzig Lob und Dank dafuͤr!
Zur
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Gemaͤhetes Getrayde.
Derſelben Gipfel ſcheinen Kronen,
Des Landmanns Muͤhe zu belohnen,
Ein jeder ſcheint ein Segens-Kranz;
Ein jedes Koͤrnchen, das man ſiehet,
Da es im Strahl der Sonnen gluͤhet,
Empfaͤnget einen guͤldnen Glanz.
Macht dieß gemaͤhete Getrayde,
Geliebter Menſch, dir keine Freude,
Und ſiehſt du es gleichguͤltig an;
So weiß ich nicht, was dich erfreuen,
Was Lob und Dank bey dir erneuen,
Und dich zum Schoͤpfer fuͤhren kann.
Wenn wir, als Menſchen, uͤberlegen,
Wie viel von Kaͤlte, Sturm und Regen
Die ſchwache Frucht erduldet hat,
Seit ſo viel Tagen, wie viel Stunden,
So viel Minuten und Secunden,
Bey Tag und Nacht, ſo fruͤh als ſpat;
So koͤnnen wir es nicht begreifen,
Wie ſich das Korn erhalten kann,
Und ſehens als ein Wunder an,
Wodurch vom Wachſen und vom Reifen,
Die Wunder-Werke ſich noch haͤufen.
Wir ſingen denn fuͤr alle Guͤte,
Mit recht erkenntlichem Gemuͤhte:
HErr! Schoͤpfer und Erhalter! Dir
Sey einzig Lob und Dank dafuͤr!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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