Jch sehe denn die grüne Schönheit des Feldes, voll Erget- zen, an, Jch schärfe die sonst stumpfen Blicke, und zähme fie so viel ich kann. Jch zwinge die sonst flüchtigen und unbeständigen Jdeen, Bey dieser neu-geschenkten Schönheit, nicht zu verfliegen, still zu stehen. Jch spanne der gerührten Seele Beschau- und Ueberlegungs- Kräfte Nach allen Kräften dazu an, indem [da ich ans Werk mich hefte, Um seine Schönheit zu ergründen] Jch hoffe, glaub', und mich bemüh, den grossen Meister drinn zu finden, Um Jhn, für die in Seinen Werken, Jndem wir sie vergnügt bemerken, Von Seiner Weisheit, Lieb' und Macht uns deutlich vor- gelegte Proben, Wodurch von Seinem wahren Wesen, Jm rechten Buch der Welt-Weisheit, Er Selbst den Jnhalt giebt zu lesen, Mit inniglich gerührtem Geist, nach aller Fähigkeit zu loben, Und, samt Gemühts- und Leibes-Kräften, nach Möglichkeit mich zu bestreben, Jhm mein durch Jhn erfreutes Herz zu einem Opfer hin- zugeben.
Jch sehe ferner, von der Höhe, der Elbe prächtiges Gewässer Voll, auf- und nieder seegelnder, beladner reicher Wasser- Schlösser,
Jn
7 Theil. B
des Schoͤpfers.
Jch ſehe denn die gruͤne Schoͤnheit des Feldes, voll Erget- zen, an, Jch ſchaͤrfe die ſonſt ſtumpfen Blicke, und zaͤhme fie ſo viel ich kann. Jch zwinge die ſonſt fluͤchtigen und unbeſtaͤndigen Jdeen, Bey dieſer neu-geſchenkten Schoͤnheit, nicht zu verfliegen, ſtill zu ſtehen. Jch ſpanne der geruͤhrten Seele Beſchau- und Ueberlegungs- Kraͤfte Nach allen Kraͤften dazu an, indem [da ich ans Werk mich hefte, Um ſeine Schoͤnheit zu ergruͤnden] Jch hoffe, glaub’, und mich bemuͤh, den groſſen Meiſter drinn zu finden, Um Jhn, fuͤr die in Seinen Werken, Jndem wir ſie vergnuͤgt bemerken, Von Seiner Weisheit, Lieb’ und Macht uns deutlich vor- gelegte Proben, Wodurch von Seinem wahren Weſen, Jm rechten Buch der Welt-Weisheit, Er Selbſt den Jnhalt giebt zu leſen, Mit inniglich geruͤhrtem Geiſt, nach aller Faͤhigkeit zu loben, Und, ſamt Gemuͤhts- und Leibes-Kraͤften, nach Moͤglichkeit mich zu beſtreben, Jhm mein durch Jhn erfreutes Herz zu einem Opfer hin- zugeben.
Jch ſehe ferner, von der Hoͤhe, der Elbe praͤchtiges Gewaͤſſer Voll, auf- und nieder ſeegelnder, beladner reicher Waſſer- Schloͤſſer,
Jn
7 Theil. B
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[17/0035]
des Schoͤpfers.
Jch ſehe denn die gruͤne Schoͤnheit des Feldes, voll Erget-
zen, an,
Jch ſchaͤrfe die ſonſt ſtumpfen Blicke, und zaͤhme fie ſo viel ich
kann.
Jch zwinge die ſonſt fluͤchtigen und unbeſtaͤndigen Jdeen,
Bey dieſer neu-geſchenkten Schoͤnheit, nicht zu verfliegen,
ſtill zu ſtehen.
Jch ſpanne der geruͤhrten Seele Beſchau- und Ueberlegungs-
Kraͤfte
Nach allen Kraͤften dazu an, indem [da ich ans Werk
mich hefte,
Um ſeine Schoͤnheit zu ergruͤnden]
Jch hoffe, glaub’, und mich bemuͤh, den groſſen Meiſter
drinn zu finden,
Um Jhn, fuͤr die in Seinen Werken,
Jndem wir ſie vergnuͤgt bemerken,
Von Seiner Weisheit, Lieb’ und Macht uns deutlich vor-
gelegte Proben,
Wodurch von Seinem wahren Weſen,
Jm rechten Buch der Welt-Weisheit, Er Selbſt den Jnhalt
giebt zu leſen,
Mit inniglich geruͤhrtem Geiſt, nach aller Faͤhigkeit zu
loben,
Und, ſamt Gemuͤhts- und Leibes-Kraͤften, nach Moͤglichkeit
mich zu beſtreben,
Jhm mein durch Jhn erfreutes Herz zu einem Opfer hin-
zugeben.
Jch ſehe ferner, von der Hoͤhe, der Elbe praͤchtiges
Gewaͤſſer
Voll, auf- und nieder ſeegelnder, beladner reicher Waſſer-
Schloͤſſer,
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7 Theil. B
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/35>, abgerufen am 24.11.2024.
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