Noch zeigen, edler Mieris, hier von deiner Hand verschiedne Risse, Daß man, in deiner Bilder Zügen, Natur und Kunst bewun- dern müsse: (Wofern nicht auch die Kunst Natur, Und wesentlich nicht unterschieden.) Sonst steh'n, in diesem Thürmchen, nur Zwey Stühl', ein Tisch von Holz, sechs Bücher, und, zu der Stärkung des Gesichts, Ein Perspectiv: Papier und Federn, ein Bluhmen-Glas, und weiter nichts.
Dieß ist von meiner hohen Einöd' ein Abriß, den ich, nach Vermögen, So zum erwegenden Bewundern, dir, wehrter Leser, als auch mir, Zum Dank- erfüllten Angedenken, bemüht gewesen vorzule- gen. Hier seh' ich nun, in stiller Freuden, (mein Schöpfer, Dir sey Dank dafür!) Noch täglich, mit stets neuen Augen, der Erden Schmuck, des Wassers Pracht, Auch, im erstaunlich- weiten Umfang, des hellen Firma- ments Sapphir, Und lob', im fröhlichen Erstaunen, den Schöpfer, welcher alles macht, Der alles ziert, erhält, regieret, und welcher mir in meinem Leben, Jn diesem Sitz, Jhn zu bewundern, so viel Gelegenheit gegeben.
Die
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zu Ritzebuͤttel.
Noch zeigen, edler Mieris, hier von deiner Hand verſchiedne Riſſe, Daß man, in deiner Bilder Zuͤgen, Natur und Kunſt bewun- dern muͤſſe: (Wofern nicht auch die Kunſt Natur, Und weſentlich nicht unterſchieden.) Sonſt ſteh’n, in dieſem Thuͤrmchen, nur Zwey Stuͤhl’, ein Tiſch von Holz, ſechs Buͤcher, und, zu der Staͤrkung des Geſichts, Ein Perſpectiv: Papier und Federn, ein Bluhmen-Glas, und weiter nichts.
Dieß iſt von meiner hohen Einoͤd’ ein Abriß, den ich, nach Vermoͤgen, So zum erwegenden Bewundern, dir, wehrter Leſer, als auch mir, Zum Dank- erfuͤllten Angedenken, bemuͤht geweſen vorzule- gen. Hier ſeh’ ich nun, in ſtiller Freuden, (mein Schoͤpfer, Dir ſey Dank dafuͤr!) Noch taͤglich, mit ſtets neuen Augen, der Erden Schmuck, des Waſſers Pracht, Auch, im erſtaunlich- weiten Umfang, des hellen Firma- ments Sapphir, Und lob’, im froͤhlichen Erſtaunen, den Schoͤpfer, welcher alles macht, Der alles ziert, erhaͤlt, regieret, und welcher mir in meinem Leben, Jn dieſem Sitz, Jhn zu bewundern, ſo viel Gelegenheit gegeben.
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zu Ritzebuͤttel.
Noch zeigen, edler Mieris, hier von deiner Hand verſchiedne
Riſſe,
Daß man, in deiner Bilder Zuͤgen, Natur und Kunſt bewun-
dern muͤſſe:
(Wofern nicht auch die Kunſt Natur,
Und weſentlich nicht unterſchieden.) Sonſt ſteh’n, in dieſem
Thuͤrmchen, nur
Zwey Stuͤhl’, ein Tiſch von Holz, ſechs Buͤcher, und, zu der
Staͤrkung des Geſichts,
Ein Perſpectiv: Papier und Federn, ein Bluhmen-Glas, und
weiter nichts.
Dieß iſt von meiner hohen Einoͤd’ ein Abriß, den ich, nach
Vermoͤgen,
So zum erwegenden Bewundern, dir, wehrter Leſer, als auch
mir,
Zum Dank- erfuͤllten Angedenken, bemuͤht geweſen vorzule-
gen.
Hier ſeh’ ich nun, in ſtiller Freuden, (mein Schoͤpfer, Dir ſey
Dank dafuͤr!)
Noch taͤglich, mit ſtets neuen Augen, der Erden Schmuck,
des Waſſers Pracht,
Auch, im erſtaunlich- weiten Umfang, des hellen Firma-
ments Sapphir,
Und lob’, im froͤhlichen Erſtaunen, den Schoͤpfer, welcher
alles macht,
Der alles ziert, erhaͤlt, regieret, und welcher mir in meinem
Leben,
Jn dieſem Sitz, Jhn zu bewundern, ſo viel Gelegenheit
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/345>, abgerufen am 23.11.2024.
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