Worüber man der Elbe Fluht, die sich im grossen Cirkel zieht, So hier, als um die ganze Landschaft, bis am Gesichts-Kreis, fliessen sieht.
Dieß wäre nun, in einer Kürze, so weit sich das Gesicht erstrecket, Was man für eine Wunder-Meng' aus meines Thürmchens Sitz entdecket, Zur stetigen Erinnerung, wie wunderschön auch hier die Welt, Zum Preise Deß, Der sie gemacht, Der sie geschmückt, Der sie erhält, Der Land und Wasser benedeyet, und sie so herrlich vorge- stellt.
Der innre Zieraht meiner Einöd' ist und bestehet aus Papier, Worauf jedoch der Menschen Kunst, in einer nett verklein- ten Zier, Die Gröss' und Pracht, wozu die Menschheit, durch Denken und durch Fleiß, geschickt, Ja, daß durch sie, als durch ein Werkzeug, sich die Natur oft selber schmückt, Jn Frankreichs Gärten vorgestellt. Es dienet dieser Zieraht mir Zugleich, da er in Oel getränkt, und vor den Fenstern sitzt, die Blitze Der Sonnen-Strahlen abzukehren, wie auch den Wind, so daß in Hitze, Nicht weniger auch in der Kälte, mir Frankreichs Herrlich- keiten nütze.
Noch
Das Thuͤrmchen
Woruͤber man der Elbe Fluht, die ſich im groſſen Cirkel zieht, So hier, als um die ganze Landſchaft, bis am Geſichts-Kreis, flieſſen ſieht.
Dieß waͤre nun, in einer Kuͤrze, ſo weit ſich das Geſicht erſtrecket, Was man fuͤr eine Wunder-Meng’ aus meines Thuͤrmchens Sitz entdecket, Zur ſtetigen Erinnerung, wie wunderſchoͤn auch hier die Welt, Zum Preiſe Deß, Der ſie gemacht, Der ſie geſchmuͤckt, Der ſie erhaͤlt, Der Land und Waſſer benedeyet, und ſie ſo herrlich vorge- ſtellt.
Der innre Zieraht meiner Einoͤd’ iſt und beſtehet aus Papier, Worauf jedoch der Menſchen Kunſt, in einer nett verklein- ten Zier, Die Groͤſſ’ und Pracht, wozu die Menſchheit, durch Denken und durch Fleiß, geſchickt, Ja, daß durch ſie, als durch ein Werkzeug, ſich die Natur oft ſelber ſchmuͤckt, Jn Frankreichs Gaͤrten vorgeſtellt. Es dienet dieſer Zieraht mir Zugleich, da er in Oel getraͤnkt, und vor den Fenſtern ſitzt, die Blitze Der Sonnen-Strahlen abzukehren, wie auch den Wind, ſo daß in Hitze, Nicht weniger auch in der Kaͤlte, mir Frankreichs Herrlich- keiten nuͤtze.
Noch
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Das Thuͤrmchen
Woruͤber man der Elbe Fluht, die ſich im groſſen Cirkel
zieht,
So hier, als um die ganze Landſchaft, bis am Geſichts-Kreis,
flieſſen ſieht.
Dieß waͤre nun, in einer Kuͤrze, ſo weit ſich das Geſicht
erſtrecket,
Was man fuͤr eine Wunder-Meng’ aus meines Thuͤrmchens
Sitz entdecket,
Zur ſtetigen Erinnerung, wie wunderſchoͤn auch hier die
Welt,
Zum Preiſe Deß, Der ſie gemacht, Der ſie geſchmuͤckt, Der
ſie erhaͤlt,
Der Land und Waſſer benedeyet, und ſie ſo herrlich vorge-
ſtellt.
Der innre Zieraht meiner Einoͤd’ iſt und beſtehet aus
Papier,
Worauf jedoch der Menſchen Kunſt, in einer nett verklein-
ten Zier,
Die Groͤſſ’ und Pracht, wozu die Menſchheit, durch Denken
und durch Fleiß, geſchickt,
Ja, daß durch ſie, als durch ein Werkzeug, ſich die Natur oft
ſelber ſchmuͤckt,
Jn Frankreichs Gaͤrten vorgeſtellt. Es dienet dieſer Zieraht
mir
Zugleich, da er in Oel getraͤnkt, und vor den Fenſtern ſitzt,
die Blitze
Der Sonnen-Strahlen abzukehren, wie auch den Wind, ſo
daß in Hitze,
Nicht weniger auch in der Kaͤlte, mir Frankreichs Herrlich-
keiten nuͤtze.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/344>, abgerufen am 23.11.2024.
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