Und, ohne Weisheit, bilden soll; wo je ein Widerspruch kann seyn, So schlöß ein solcher falscher Satz ihn, folglich was unmög- lichs, ein. Hiewider ist nichts einzuwenden, als daß dein Aug' Jhn nicht erblickt. Allein ist denn dein Auge Richter? Jst seine Kraft doch nicht geschickt, Die Luft, die ganz unleugbar da, und die ein Cörper ist, zu sehen. Wie kann, im cörperlichen Spiegel, man sich mit Recht wohl unterstehen, Das Wesen eines Geist's zu schauen? Wann nun ein Geist nicht sichtbar ist, Wie daß dein cörperliches Wesen, o Mensch! sich denn so sehr vergißt! Du willt die Gottheit anders seh'n, als in den dir gezeigten Werken, Worinn doch Weisheit, Liebe, Macht, die GOttes Wesen, klar zu merken. Die Sonne zeiget ihre Strahlen, und ihr die Welt verschö- nernd Licht Des Cörpers Augen überall so sichtbar und so deutlich nicht, Als GOttes wunderbare Werk' Sein unleugbares Wesen weisen. Wer wollte denn, in ihrer Schönheit, sich Sein nicht freuen, Jhn nicht preisen? Komm, laß uns denn, in froher Andacht, Jhn nach Vermö- gen zu erhöh'n, Aufs neu', aus seinen schönen Werken, Sein' Allmacht, Lieb und Weisheit, seh'n!
Das
Die, in goͤttlichen Werken,
Und, ohne Weisheit, bilden ſoll; wo je ein Widerſpruch kann ſeyn, So ſchloͤß ein ſolcher falſcher Satz ihn, folglich was unmoͤg- lichs, ein. Hiewider iſt nichts einzuwenden, als daß dein Aug’ Jhn nicht erblickt. Allein iſt denn dein Auge Richter? Jſt ſeine Kraft doch nicht geſchickt, Die Luft, die ganz unleugbar da, und die ein Coͤrper iſt, zu ſehen. Wie kann, im coͤrperlichen Spiegel, man ſich mit Recht wohl unterſtehen, Das Weſen eines Geiſt’s zu ſchauen? Wann nun ein Geiſt nicht ſichtbar iſt, Wie daß dein coͤrperliches Weſen, o Menſch! ſich denn ſo ſehr vergißt! Du willt die Gottheit anders ſeh’n, als in den dir gezeigten Werken, Worinn doch Weisheit, Liebe, Macht, die GOttes Weſen, klar zu merken. Die Sonne zeiget ihre Strahlen, und ihr die Welt verſchoͤ- nernd Licht Des Coͤrpers Augen uͤberall ſo ſichtbar und ſo deutlich nicht, Als GOttes wunderbare Werk’ Sein unleugbares Weſen weiſen. Wer wollte denn, in ihrer Schoͤnheit, ſich Sein nicht freuen, Jhn nicht preiſen? Komm, laß uns denn, in froher Andacht, Jhn nach Vermoͤ- gen zu erhoͤh’n, Aufs neu’, aus ſeinen ſchoͤnen Werken, Sein’ Allmacht, Lieb und Weisheit, ſeh’n!
Das
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Die, in goͤttlichen Werken,
Und, ohne Weisheit, bilden ſoll; wo je ein Widerſpruch kann
ſeyn,
So ſchloͤß ein ſolcher falſcher Satz ihn, folglich was unmoͤg-
lichs, ein.
Hiewider iſt nichts einzuwenden, als daß dein Aug’ Jhn nicht
erblickt.
Allein iſt denn dein Auge Richter? Jſt ſeine Kraft doch nicht
geſchickt,
Die Luft, die ganz unleugbar da, und die ein Coͤrper iſt, zu
ſehen.
Wie kann, im coͤrperlichen Spiegel, man ſich mit Recht
wohl unterſtehen,
Das Weſen eines Geiſt’s zu ſchauen? Wann nun ein Geiſt
nicht ſichtbar iſt,
Wie daß dein coͤrperliches Weſen, o Menſch! ſich denn ſo ſehr
vergißt!
Du willt die Gottheit anders ſeh’n, als in den dir gezeigten
Werken,
Worinn doch Weisheit, Liebe, Macht, die GOttes Weſen,
klar zu merken.
Die Sonne zeiget ihre Strahlen, und ihr die Welt verſchoͤ-
nernd Licht
Des Coͤrpers Augen uͤberall ſo ſichtbar und ſo deutlich nicht,
Als GOttes wunderbare Werk’ Sein unleugbares Weſen
weiſen.
Wer wollte denn, in ihrer Schoͤnheit, ſich Sein nicht freuen,
Jhn nicht preiſen?
Komm, laß uns denn, in froher Andacht, Jhn nach Vermoͤ-
gen zu erhoͤh’n,
Aufs neu’, aus ſeinen ſchoͤnen Werken, Sein’ Allmacht, Lieb
und Weisheit, ſeh’n!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/320>, abgerufen am 21.11.2024.
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