Und scheinen, da sie gleichsam gülden, Ein gülden Viereck abzubilden. Der Aehren Blond scheint gülden auch, doch matt, Das Gold der Körner aber glatt. Der Glanz, womit sie angefüllt, Und der sie gleichsam überziehet, Zumahl wenn das Getrayd' im Strahl der Sonnen glühet, Entsteht durch ein klein Sonnen-Bild, Das man auf ihrer glatten Haut, Wenn man es recht betrachtet, schaut. Vom Fuß der Aehren an bis an der Spitzen Jst alles von den kleinen Blitzen Recht lieblich angefüllt. Wie angenehm, wie schön Dieß, nicht für ein betrachtend nur, ein Eigner-Auge, zu besehn, Wird jeder leicht gedenken können.
Beym täglichen Spatzierengehn Hab' ich, GOtt Lob! daß Er mirs wollen gönnen, Und auch in dieser Frucht mir so viel Guts erwiesen, Den Schöpfer wenigstens in meiner Lust gepriesen. Jch dank' Jhm auch annoch in dieser Stunde, Mit froher Feder, Herz und Munde, Erkenne, daß von Jhm allein Wir auf der Welt gesegnet seyn! Jch wünsche, daß Er diesen Segen Zu rechter Zeit laß in die Scheuren legen, Und daß wir Jhn auch denn von Herzen preisen mögen!
Die
Das reifende Getrayde.
Und ſcheinen, da ſie gleichſam guͤlden, Ein guͤlden Viereck abzubilden. Der Aehren Blond ſcheint guͤlden auch, doch matt, Das Gold der Koͤrner aber glatt. Der Glanz, womit ſie angefuͤllt, Und der ſie gleichſam uͤberziehet, Zumahl wenn das Getrayd’ im Strahl der Sonnen gluͤhet, Entſteht durch ein klein Sonnen-Bild, Das man auf ihrer glatten Haut, Wenn man es recht betrachtet, ſchaut. Vom Fuß der Aehren an bis an der Spitzen Jſt alles von den kleinen Blitzen Recht lieblich angefuͤllt. Wie angenehm, wie ſchoͤn Dieß, nicht fuͤr ein betrachtend nur, ein Eigner-Auge, zu beſehn, Wird jeder leicht gedenken koͤnnen.
Beym taͤglichen Spatzierengehn Hab’ ich, GOtt Lob! daß Er mirs wollen goͤnnen, Und auch in dieſer Frucht mir ſo viel Guts erwieſen, Den Schoͤpfer wenigſtens in meiner Luſt geprieſen. Jch dank’ Jhm auch annoch in dieſer Stunde, Mit froher Feder, Herz und Munde, Erkenne, daß von Jhm allein Wir auf der Welt geſegnet ſeyn! Jch wuͤnſche, daß Er dieſen Segen Zu rechter Zeit laß in die Scheuren legen, Und daß wir Jhn auch denn von Herzen preiſen moͤgen!
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0240"n="222"/><fwplace="top"type="header">Das reifende Getrayde.</fw><lb/><lgn="2"><l>Und ſcheinen, da ſie gleichſam guͤlden,</l><lb/><l>Ein guͤlden Viereck abzubilden.</l><lb/><l>Der Aehren Blond ſcheint guͤlden auch, doch matt,</l><lb/><l>Das Gold der Koͤrner aber glatt.</l><lb/><l>Der Glanz, womit ſie angefuͤllt,</l><lb/><l>Und der ſie gleichſam uͤberziehet,</l><lb/><l>Zumahl wenn das Getrayd’ im Strahl der Sonnen gluͤhet,</l><lb/><l>Entſteht durch ein klein Sonnen-Bild,</l><lb/><l>Das man auf ihrer glatten Haut,</l><lb/><l>Wenn man es recht betrachtet, ſchaut.</l><lb/><l>Vom Fuß der Aehren an bis an der Spitzen</l><lb/><l>Jſt alles von den kleinen Blitzen</l><lb/><l>Recht lieblich angefuͤllt. Wie angenehm, wie ſchoͤn</l><lb/><l>Dieß, nicht fuͤr ein betrachtend nur, ein Eigner-Auge, zu</l><lb/><l><hirendition="#et">beſehn,</hi></l><lb/><l>Wird jeder leicht gedenken koͤnnen.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Beym taͤglichen Spatzierengehn</l><lb/><l>Hab’ ich, GOtt Lob! daß Er mirs wollen goͤnnen,</l><lb/><l>Und auch in dieſer Frucht mir ſo viel Guts erwieſen,</l><lb/><l>Den Schoͤpfer wenigſtens in meiner Luſt geprieſen.</l><lb/><l>Jch dank’ Jhm auch annoch in dieſer Stunde,</l><lb/><l>Mit froher Feder, Herz und Munde,</l><lb/><l>Erkenne, daß von Jhm allein</l><lb/><l>Wir auf der Welt geſegnet ſeyn!</l><lb/><l>Jch wuͤnſche, daß Er dieſen Segen</l><lb/><l>Zu rechter Zeit laß in die Scheuren legen,</l><lb/><l>Und daß wir Jhn auch denn von Herzen preiſen moͤgen!</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Die</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[222/0240]
Das reifende Getrayde.
Und ſcheinen, da ſie gleichſam guͤlden,
Ein guͤlden Viereck abzubilden.
Der Aehren Blond ſcheint guͤlden auch, doch matt,
Das Gold der Koͤrner aber glatt.
Der Glanz, womit ſie angefuͤllt,
Und der ſie gleichſam uͤberziehet,
Zumahl wenn das Getrayd’ im Strahl der Sonnen gluͤhet,
Entſteht durch ein klein Sonnen-Bild,
Das man auf ihrer glatten Haut,
Wenn man es recht betrachtet, ſchaut.
Vom Fuß der Aehren an bis an der Spitzen
Jſt alles von den kleinen Blitzen
Recht lieblich angefuͤllt. Wie angenehm, wie ſchoͤn
Dieß, nicht fuͤr ein betrachtend nur, ein Eigner-Auge, zu
beſehn,
Wird jeder leicht gedenken koͤnnen.
Beym taͤglichen Spatzierengehn
Hab’ ich, GOtt Lob! daß Er mirs wollen goͤnnen,
Und auch in dieſer Frucht mir ſo viel Guts erwieſen,
Den Schoͤpfer wenigſtens in meiner Luſt geprieſen.
Jch dank’ Jhm auch annoch in dieſer Stunde,
Mit froher Feder, Herz und Munde,
Erkenne, daß von Jhm allein
Wir auf der Welt geſegnet ſeyn!
Jch wuͤnſche, daß Er dieſen Segen
Zu rechter Zeit laß in die Scheuren legen,
Und daß wir Jhn auch denn von Herzen preiſen moͤgen!
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/240>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.