So hell, daß Echo wiederschallt. Die dunkle bald, bald lichte Fluht, Auf deren Glätt' an manchem Ort der dunkle Wiederschein der Blätter Von Bäumen, die bald angestrahlt, bald schattigt wa- ren, und den Graben, Als wie ein Schatten-reicher Wald, an allen Orten, rings umgaben, War bald von den erhabnen Wipfeln mit einem Schatten- Riß bemahlt, Und bald vom hellen vollen Mond mit weissem Schimmer überstrahlt.
Jndem nun das sonst stille Wasser durch unsre Fahrt sich sanft bewegt, Und unsers Bootes reger Druck auf seiner Fläche sanfte Wellen, Die bald sich heben, bald sich senken, und allgemählich wieder schwellen, Und allgemählich wieder sinken, so, daß man es kaum merkt, erregt, Wird von des Mondes flachem Schein, der auf dem glat- ten Wasser schwamm, (Wovon der Gegenschlag unsichtbar sich aufwerts bis zum Wall erstreckte) Ein fremdes Luft-Gesicht formiert, das, weil es unver- muhtet kam, Mich plötzlich in Verwundrung setzt', und meine Kinder anfangs schreckte, Weil sie sich nicht besinnen konnten. Wir sahn in dun- keln Schatten, zwischen Den an den Wall gepflanzten Weiden, an ihren Stäm- men, Zweig und Büschen,
Die
Die anmuhtige Waſſer-Fahrt
So hell, daß Echo wiederſchallt. Die dunkle bald, bald lichte Fluht, Auf deren Glaͤtt’ an manchem Ort der dunkle Wiederſchein der Blaͤtter Von Baͤumen, die bald angeſtrahlt, bald ſchattigt wa- ren, und den Graben, Als wie ein Schatten-reicher Wald, an allen Orten, rings umgaben, War bald von den erhabnen Wipfeln mit einem Schatten- Riß bemahlt, Und bald vom hellen vollen Mond mit weiſſem Schimmer uͤberſtrahlt.
Jndem nun das ſonſt ſtille Waſſer durch unſre Fahrt ſich ſanft bewegt, Und unſers Bootes reger Druck auf ſeiner Flaͤche ſanfte Wellen, Die bald ſich heben, bald ſich ſenken, und allgemaͤhlich wieder ſchwellen, Und allgemaͤhlich wieder ſinken, ſo, daß man es kaum merkt, erregt, Wird von des Mondes flachem Schein, der auf dem glat- ten Waſſer ſchwamm, (Wovon der Gegenſchlag unſichtbar ſich aufwerts bis zum Wall erſtreckte) Ein fremdes Luft-Geſicht formiert, das, weil es unver- muhtet kam, Mich ploͤtzlich in Verwundrung ſetzt’, und meine Kinder anfangs ſchreckte, Weil ſie ſich nicht beſinnen konnten. Wir ſahn in dun- keln Schatten, zwiſchen Den an den Wall gepflanzten Weiden, an ihren Staͤm- men, Zweig und Buͤſchen,
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0232"n="214"/><fwplace="top"type="header">Die anmuhtige Waſſer-Fahrt</fw><lb/><lgn="7"><l>So hell, daß Echo wiederſchallt. Die dunkle bald, bald</l><lb/><l><hirendition="#et">lichte Fluht,</hi></l><lb/><l>Auf deren Glaͤtt’ an manchem Ort der dunkle Wiederſchein</l><lb/><l><hirendition="#et">der Blaͤtter</hi></l><lb/><l>Von Baͤumen, die bald angeſtrahlt, bald ſchattigt wa-</l><lb/><l><hirendition="#et">ren, und den Graben,</hi></l><lb/><l>Als wie ein Schatten-reicher Wald, an allen Orten,</l><lb/><l><hirendition="#et">rings umgaben,</hi></l><lb/><l>War bald von den erhabnen Wipfeln mit einem Schatten-</l><lb/><l><hirendition="#et">Riß bemahlt,</hi></l><lb/><l>Und bald vom hellen vollen Mond mit weiſſem Schimmer</l><lb/><l><hirendition="#et">uͤberſtrahlt.</hi></l></lg><lb/><lgn="8"><l>Jndem nun das ſonſt ſtille Waſſer durch unſre Fahrt</l><lb/><l><hirendition="#et">ſich ſanft bewegt,</hi></l><lb/><l>Und unſers Bootes reger Druck auf ſeiner Flaͤche ſanfte</l><lb/><l><hirendition="#et">Wellen,</hi></l><lb/><l>Die bald ſich heben, bald ſich ſenken, und allgemaͤhlich</l><lb/><l><hirendition="#et">wieder ſchwellen,</hi></l><lb/><l>Und allgemaͤhlich wieder ſinken, ſo, daß man es kaum</l><lb/><l><hirendition="#et">merkt, erregt,</hi></l><lb/><l>Wird von des Mondes flachem Schein, der auf dem glat-</l><lb/><l><hirendition="#et">ten Waſſer ſchwamm,</hi></l><lb/><l>(Wovon der Gegenſchlag unſichtbar ſich aufwerts bis</l><lb/><l><hirendition="#et">zum Wall erſtreckte)</hi></l><lb/><l>Ein fremdes Luft-Geſicht formiert, das, weil es unver-</l><lb/><l><hirendition="#et">muhtet kam,</hi></l><lb/><l>Mich ploͤtzlich in Verwundrung ſetzt’, und meine Kinder</l><lb/><l><hirendition="#et">anfangs ſchreckte,</hi></l><lb/><l>Weil ſie ſich nicht beſinnen konnten. Wir ſahn in dun-</l><lb/><l><hirendition="#et">keln Schatten, zwiſchen</hi></l><lb/><l>Den an den Wall gepflanzten Weiden, an ihren Staͤm-</l><lb/><l><hirendition="#et">men, Zweig und Buͤſchen,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[214/0232]
Die anmuhtige Waſſer-Fahrt
So hell, daß Echo wiederſchallt. Die dunkle bald, bald
lichte Fluht,
Auf deren Glaͤtt’ an manchem Ort der dunkle Wiederſchein
der Blaͤtter
Von Baͤumen, die bald angeſtrahlt, bald ſchattigt wa-
ren, und den Graben,
Als wie ein Schatten-reicher Wald, an allen Orten,
rings umgaben,
War bald von den erhabnen Wipfeln mit einem Schatten-
Riß bemahlt,
Und bald vom hellen vollen Mond mit weiſſem Schimmer
uͤberſtrahlt.
Jndem nun das ſonſt ſtille Waſſer durch unſre Fahrt
ſich ſanft bewegt,
Und unſers Bootes reger Druck auf ſeiner Flaͤche ſanfte
Wellen,
Die bald ſich heben, bald ſich ſenken, und allgemaͤhlich
wieder ſchwellen,
Und allgemaͤhlich wieder ſinken, ſo, daß man es kaum
merkt, erregt,
Wird von des Mondes flachem Schein, der auf dem glat-
ten Waſſer ſchwamm,
(Wovon der Gegenſchlag unſichtbar ſich aufwerts bis
zum Wall erſtreckte)
Ein fremdes Luft-Geſicht formiert, das, weil es unver-
muhtet kam,
Mich ploͤtzlich in Verwundrung ſetzt’, und meine Kinder
anfangs ſchreckte,
Weil ſie ſich nicht beſinnen konnten. Wir ſahn in dun-
keln Schatten, zwiſchen
Den an den Wall gepflanzten Weiden, an ihren Staͤm-
men, Zweig und Buͤſchen,
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/232>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.