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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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in einer schönen Sommer-Nacht.
Die erst ein klarer Schatten deckte, von einem schattigten
Gebüsche,
Durch ein nie ruhiges Gewimmel von einem regen Hau-
fen Fische,
Jn tausend Cirkelchen und Wirbeln, so glänzend weiß,
so blitzend helle,
Daß sie nicht anders anzusehn, als wenn daselbst um mei-
nem Schloß
Ein reger Bach lebend'gen Silbers, voll kleiner Blitze,
blinkend floß.
Die laue Heiterkeit der Luft, der Mond, wodurch sich
Licht und Schatten
Jn solchem schönen Schmuck erzeugt und überall gebildet
hatten,
Bewog mich meiner Kinder Bitten, mich in ein Schiff-
gen zu begeben,
Und auf dem Wasser bey der Stille zu fahren, nicht zu
widerstreben.
Wir stiegen denn zusammen ein, und fuhren, bey so schö-
nem Wetter,
Jn einer angenehmen Stille, die so gelinde, sanft und süß,
Daß sich dadurch in unserm Geist ein sanfter Eindruck
spühren ließ,
Und ich mich nicht enthalten konnt, bey meines Sohnes
Flöhte Klingen
Der sonst bekannten Arie hieher gehörten Text zu singen:
Süsse Stille etc.
Mein Marianchen, nebst den andern, sogar mein
Mieckchen, das so klein,
Die stimmten mit verschied'nen Stimmen dem angestimm-
ten Text mit ein,
So
O 3
in einer ſchoͤnen Sommer-Nacht.
Die erſt ein klarer Schatten deckte, von einem ſchattigten
Gebuͤſche,
Durch ein nie ruhiges Gewimmel von einem regen Hau-
fen Fiſche,
Jn tauſend Cirkelchen und Wirbeln, ſo glaͤnzend weiß,
ſo blitzend helle,
Daß ſie nicht anders anzuſehn, als wenn daſelbſt um mei-
nem Schloß
Ein reger Bach lebend’gen Silbers, voll kleiner Blitze,
blinkend floß.
Die laue Heiterkeit der Luft, der Mond, wodurch ſich
Licht und Schatten
Jn ſolchem ſchoͤnen Schmuck erzeugt und uͤberall gebildet
hatten,
Bewog mich meiner Kinder Bitten, mich in ein Schiff-
gen zu begeben,
Und auf dem Waſſer bey der Stille zu fahren, nicht zu
widerſtreben.
Wir ſtiegen denn zuſammen ein, und fuhren, bey ſo ſchoͤ-
nem Wetter,
Jn einer angenehmen Stille, die ſo gelinde, ſanft und ſuͤß,
Daß ſich dadurch in unſerm Geiſt ein ſanfter Eindruck
ſpuͤhren ließ,
Und ich mich nicht enthalten konnt, bey meines Sohnes
Floͤhte Klingen
Der ſonſt bekannten Arie hieher gehoͤrten Text zu ſingen:
Suͤſſe Stille ꝛc.
Mein Marianchen, nebſt den andern, ſogar mein
Mieckchen, das ſo klein,
Die ſtimmten mit verſchied’nen Stimmen dem angeſtimm-
ten Text mit ein,
So
O 3
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[213/0231] in einer ſchoͤnen Sommer-Nacht. Die erſt ein klarer Schatten deckte, von einem ſchattigten Gebuͤſche, Durch ein nie ruhiges Gewimmel von einem regen Hau- fen Fiſche, Jn tauſend Cirkelchen und Wirbeln, ſo glaͤnzend weiß, ſo blitzend helle, Daß ſie nicht anders anzuſehn, als wenn daſelbſt um mei- nem Schloß Ein reger Bach lebend’gen Silbers, voll kleiner Blitze, blinkend floß. Die laue Heiterkeit der Luft, der Mond, wodurch ſich Licht und Schatten Jn ſolchem ſchoͤnen Schmuck erzeugt und uͤberall gebildet hatten, Bewog mich meiner Kinder Bitten, mich in ein Schiff- gen zu begeben, Und auf dem Waſſer bey der Stille zu fahren, nicht zu widerſtreben. Wir ſtiegen denn zuſammen ein, und fuhren, bey ſo ſchoͤ- nem Wetter, Jn einer angenehmen Stille, die ſo gelinde, ſanft und ſuͤß, Daß ſich dadurch in unſerm Geiſt ein ſanfter Eindruck ſpuͤhren ließ, Und ich mich nicht enthalten konnt, bey meines Sohnes Floͤhte Klingen Der ſonſt bekannten Arie hieher gehoͤrten Text zu ſingen: Suͤſſe Stille ꝛc. Mein Marianchen, nebſt den andern, ſogar mein Mieckchen, das ſo klein, Die ſtimmten mit verſchied’nen Stimmen dem angeſtimm- ten Text mit ein, So O 3

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/231>, abgerufen am 24.11.2024.