Der Bäume Form, ihr schönes Grün, ihr holdes Schirm-Dach für die Hitze, Mit süsser Kühlung angefüllt, der angenehmen Schatten Nacht, Jhr' Anmuht, wodurch jeder sich zur holden Herberg' und zum Sitze Der, uns allein vergnügenden und schönen, Singe-Vögel macht, Die mannichfachen süssen Früchte, wodurch sie uns nicht minder nütze, Sind dieß nicht göttliche Geschenke? Und sind sie nicht von solchem Wehrt, Daß wir uns ihrer innig freuen? Daß wir die Bäum' als Anmuht-Quellen, Als Creaturen, uns zum Segen erschaffen, uns vor Augen stellen, Und, mit vergnügter Dankbarkeit, in ihnen, GOtt, den Schöpfer, ehrt?
Damit nun dieß weit besser noch, als wie von mir, geschehen möge; So bitt' ich dich, geehrter Freund, für den ich so viel Ach- tung hege, Erwähl' einst diesen schönen Vorwurf zum Vorwurf deiner edlen Lieder, Beschreib uns einen schönen Baum, zum Preise Deß, Der ihn gemacht, Zur Lust der Welt, und zur Beschämung: damit nicht, wie vorhin, ein jeder, Ein solches Wunderwerk des Schöpfers so sträflich mehr lass' ausser Acht.
Schluß
Betrachtungen uͤber Baͤume im Fruͤhling.
Der Baͤume Form, ihr ſchoͤnes Gruͤn, ihr holdes Schirm-Dach fuͤr die Hitze, Mit ſuͤſſer Kuͤhlung angefuͤllt, der angenehmen Schatten Nacht, Jhr’ Anmuht, wodurch jeder ſich zur holden Herberg’ und zum Sitze Der, uns allein vergnuͤgenden und ſchoͤnen, Singe-Voͤgel macht, Die mannichfachen ſuͤſſen Fruͤchte, wodurch ſie uns nicht minder nuͤtze, Sind dieß nicht goͤttliche Geſchenke? Und ſind ſie nicht von ſolchem Wehrt, Daß wir uns ihrer innig freuen? Daß wir die Baͤum’ als Anmuht-Quellen, Als Creaturen, uns zum Segen erſchaffen, uns vor Augen ſtellen, Und, mit vergnuͤgter Dankbarkeit, in ihnen, GOtt, den Schoͤpfer, ehrt?
Damit nun dieß weit beſſer noch, als wie von mir, geſchehen moͤge; So bitt’ ich dich, geehrter Freund, fuͤr den ich ſo viel Ach- tung hege, Erwaͤhl’ einſt dieſen ſchoͤnen Vorwurf zum Vorwurf deiner edlen Lieder, Beſchreib uns einen ſchoͤnen Baum, zum Preiſe Deß, Der ihn gemacht, Zur Luſt der Welt, und zur Beſchaͤmung: damit nicht, wie vorhin, ein jeder, Ein ſolches Wunderwerk des Schoͤpfers ſo ſtraͤflich mehr laſſ’ auſſer Acht.
Schluß
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Betrachtungen uͤber Baͤume im Fruͤhling.
Der Baͤume Form, ihr ſchoͤnes Gruͤn, ihr holdes
Schirm-Dach fuͤr die Hitze,
Mit ſuͤſſer Kuͤhlung angefuͤllt, der angenehmen Schatten
Nacht,
Jhr’ Anmuht, wodurch jeder ſich zur holden Herberg’ und
zum Sitze
Der, uns allein vergnuͤgenden und ſchoͤnen, Singe-Voͤgel
macht,
Die mannichfachen ſuͤſſen Fruͤchte, wodurch ſie uns nicht
minder nuͤtze,
Sind dieß nicht goͤttliche Geſchenke? Und ſind ſie nicht
von ſolchem Wehrt,
Daß wir uns ihrer innig freuen? Daß wir die Baͤum’ als
Anmuht-Quellen,
Als Creaturen, uns zum Segen erſchaffen, uns vor Augen
ſtellen,
Und, mit vergnuͤgter Dankbarkeit, in ihnen, GOtt, den
Schoͤpfer, ehrt?
Damit nun dieß weit beſſer noch, als wie von mir, geſchehen
moͤge;
So bitt’ ich dich, geehrter Freund, fuͤr den ich ſo viel Ach-
tung hege,
Erwaͤhl’ einſt dieſen ſchoͤnen Vorwurf zum Vorwurf deiner
edlen Lieder,
Beſchreib uns einen ſchoͤnen Baum, zum Preiſe Deß, Der
ihn gemacht,
Zur Luſt der Welt, und zur Beſchaͤmung: damit nicht, wie
vorhin, ein jeder,
Ein ſolches Wunderwerk des Schoͤpfers ſo ſtraͤflich mehr
laſſ’ auſſer Acht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/214>, abgerufen am 24.11.2024.
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