Jch stutzte recht, als ich den Glanz erwegte, Den schönen Schmelz, die Klarheit überlegte, Die auf demselben mehr zu glühn, Als seine Haut zu färben, schien. Mein GOtt! fing ich, voll Freuden, an, Gerührt durch dieß sapphirne Glänzen, Wer ist, der Deiner Wunder Grenzen, Jm Kleinsten nur, ergründen kann? Mir stellt nicht nur an diesem Thier Des Cörpers Zierlichkeit und Bau; Mir stellt sein wunderschönes Blau Ein tiefes Meer von Schönheit für, Ein unerschöpflichs Meer von Schätzen, Die Creaturen zu ergetzen, Das dies' und alle Welten füllet, Und welches aus der Gottheit quillet. Es führet mich sein schönes Kleid Auf eine neu- und klare Spur Zu einer Unermäßlichkeit, Auch selbst im Reiche der Natur, Die mir in der Geschöpfe Pracht, Mit hellen Farben, deutlich zeiget, Wie weit des Schöpfers Lieb' und Macht, Und Weisheit, auf der Welt, auch nur Jn Dingen, welche sinnlich, steiget. Und dieses treibt mich mehr und mehr, Daß ich, mit recht gerührter Brust, Und einer Ehrfurcht-vollen Lust, Den Schöpfer, in Geschöpfen, ehr'.
Noch
Das ſchoͤne Blau.
Jch ſtutzte recht, als ich den Glanz erwegte, Den ſchoͤnen Schmelz, die Klarheit uͤberlegte, Die auf demſelben mehr zu gluͤhn, Als ſeine Haut zu faͤrben, ſchien. Mein GOtt! fing ich, voll Freuden, an, Geruͤhrt durch dieß ſapphirne Glaͤnzen, Wer iſt, der Deiner Wunder Grenzen, Jm Kleinſten nur, ergruͤnden kann? Mir ſtellt nicht nur an dieſem Thier Des Coͤrpers Zierlichkeit und Bau; Mir ſtellt ſein wunderſchoͤnes Blau Ein tiefes Meer von Schoͤnheit fuͤr, Ein unerſchoͤpflichs Meer von Schaͤtzen, Die Creaturen zu ergetzen, Das dieſ’ und alle Welten fuͤllet, Und welches aus der Gottheit quillet. Es fuͤhret mich ſein ſchoͤnes Kleid Auf eine neu- und klare Spur Zu einer Unermaͤßlichkeit, Auch ſelbſt im Reiche der Natur, Die mir in der Geſchoͤpfe Pracht, Mit hellen Farben, deutlich zeiget, Wie weit des Schoͤpfers Lieb’ und Macht, Und Weisheit, auf der Welt, auch nur Jn Dingen, welche ſinnlich, ſteiget. Und dieſes treibt mich mehr und mehr, Daß ich, mit recht geruͤhrter Bruſt, Und einer Ehrfurcht-vollen Luſt, Den Schoͤpfer, in Geſchoͤpfen, ehr’.
Noch
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Das ſchoͤne Blau.
Jch ſtutzte recht, als ich den Glanz erwegte,
Den ſchoͤnen Schmelz, die Klarheit uͤberlegte,
Die auf demſelben mehr zu gluͤhn,
Als ſeine Haut zu faͤrben, ſchien.
Mein GOtt! fing ich, voll Freuden, an,
Geruͤhrt durch dieß ſapphirne Glaͤnzen,
Wer iſt, der Deiner Wunder Grenzen,
Jm Kleinſten nur, ergruͤnden kann?
Mir ſtellt nicht nur an dieſem Thier
Des Coͤrpers Zierlichkeit und Bau;
Mir ſtellt ſein wunderſchoͤnes Blau
Ein tiefes Meer von Schoͤnheit fuͤr,
Ein unerſchoͤpflichs Meer von Schaͤtzen,
Die Creaturen zu ergetzen,
Das dieſ’ und alle Welten fuͤllet,
Und welches aus der Gottheit quillet.
Es fuͤhret mich ſein ſchoͤnes Kleid
Auf eine neu- und klare Spur
Zu einer Unermaͤßlichkeit,
Auch ſelbſt im Reiche der Natur,
Die mir in der Geſchoͤpfe Pracht,
Mit hellen Farben, deutlich zeiget,
Wie weit des Schoͤpfers Lieb’ und Macht,
Und Weisheit, auf der Welt, auch nur
Jn Dingen, welche ſinnlich, ſteiget.
Und dieſes treibt mich mehr und mehr,
Daß ich, mit recht geruͤhrter Bruſt,
Und einer Ehrfurcht-vollen Luſt,
Den Schoͤpfer, in Geſchoͤpfen, ehr’.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/194>, abgerufen am 27.11.2024.
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