So kann ich denn, GOtt Lob! von neuen Der Erden schönste Zucht und Zier, Die Rosen, voller Liebreiz, hier Jn ihrer holden Röhte sehn, und ihrer süssen Gluht mich freuen. So dacht ich, als mein jüngstes Kind, zu meinem inni- gen Behagen, Auf meinem Schreibe-Tisch vor mir derselben viel zu Hauf getragen.
Jch setzte mich an diesem Ort Bey diesen Frühlings-Kindern nieder, Und führt' auf sie die angefangnen Lieder, Voll innrer Regung, weiter fort: Aus ihren holden Blättern strahlet, Erhebt sich rings umher und bricht Ein fröhlichs Feur, ein lieblichs Licht. Mit Himmels-Farbe scheinet sie von Fingern der Natur gemahlet. Man sieht mit innigem Vergnügen, Wenn einige beysammen liegen, Nicht nur der schönen Cörper Pracht; Ein Etwas scheint sie zu umgeben, Das gleichsam unsern Geist anlacht; Ein Schimmer scheint um sie zu schweben, Der sie und ihren Schmuck an sich noch schöner macht.
Es läßt, als wenn was aus ihr steiget, Das sich verbirgt, und dennoch zeiget.
So
Die Roſen.
So kann ich denn, GOtt Lob! von neuen Der Erden ſchoͤnſte Zucht und Zier, Die Roſen, voller Liebreiz, hier Jn ihrer holden Roͤhte ſehn, und ihrer ſuͤſſen Gluht mich freuen. So dacht ich, als mein juͤngſtes Kind, zu meinem inni- gen Behagen, Auf meinem Schreibe-Tiſch vor mir derſelben viel zu Hauf getragen.
Jch ſetzte mich an dieſem Ort Bey dieſen Fruͤhlings-Kindern nieder, Und fuͤhrt’ auf ſie die angefangnen Lieder, Voll innrer Regung, weiter fort: Aus ihren holden Blaͤttern ſtrahlet, Erhebt ſich rings umher und bricht Ein froͤhlichs Feur, ein lieblichs Licht. Mit Himmels-Farbe ſcheinet ſie von Fingern der Natur gemahlet. Man ſieht mit innigem Vergnuͤgen, Wenn einige beyſammen liegen, Nicht nur der ſchoͤnen Coͤrper Pracht; Ein Etwas ſcheint ſie zu umgeben, Das gleichſam unſern Geiſt anlacht; Ein Schimmer ſcheint um ſie zu ſchweben, Der ſie und ihren Schmuck an ſich noch ſchoͤner macht.
Es laͤßt, als wenn was aus ihr ſteiget, Das ſich verbirgt, und dennoch zeiget.
So
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Die Roſen.
So kann ich denn, GOtt Lob! von neuen
Der Erden ſchoͤnſte Zucht und Zier,
Die Roſen, voller Liebreiz, hier
Jn ihrer holden Roͤhte ſehn, und ihrer ſuͤſſen Gluht mich
freuen.
So dacht ich, als mein juͤngſtes Kind, zu meinem inni-
gen Behagen,
Auf meinem Schreibe-Tiſch vor mir derſelben viel zu Hauf
getragen.
Jch ſetzte mich an dieſem Ort
Bey dieſen Fruͤhlings-Kindern nieder,
Und fuͤhrt’ auf ſie die angefangnen Lieder,
Voll innrer Regung, weiter fort:
Aus ihren holden Blaͤttern ſtrahlet,
Erhebt ſich rings umher und bricht
Ein froͤhlichs Feur, ein lieblichs Licht.
Mit Himmels-Farbe ſcheinet ſie von Fingern der Natur
gemahlet.
Man ſieht mit innigem Vergnuͤgen,
Wenn einige beyſammen liegen,
Nicht nur der ſchoͤnen Coͤrper Pracht;
Ein Etwas ſcheint ſie zu umgeben,
Das gleichſam unſern Geiſt anlacht;
Ein Schimmer ſcheint um ſie zu ſchweben,
Der ſie und ihren Schmuck an ſich noch ſchoͤner macht.
Es laͤßt, als wenn was aus ihr ſteiget,
Das ſich verbirgt, und dennoch zeiget.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/182>, abgerufen am 24.11.2024.
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