Wenn noch geschloßner Blätter Härte, mit sanftem Druck, die Nase rührt, Wird, wie von einer harten Brust Die Hand im Fühlen grössre Lust Verspührt, auch durch der Rosen Ründ' und Härt' auch eine grössre Lust verspührt.
So wie die schwehre Ros' an Blättern, so war sie auch an Balsam, reich. Sie stärkte recht, durch des Geruchs gepreßten Ausfluß, Geist und Seele. Es dünstet' ein so süsser Schwall aus ihrer eng-verschränk- ten Höhle, Dem streng-gepreßten Wasser-Dunst aus der AEeolopila gleich, Wenn das darinn verschloßne Wasser, von äusserlicher Gluht gepreßt, Jn einem strengen Strahl von Dunst, sich aus der Oeff- nung treiben läßt.
Durch so viel Schönheit, Lieblichkeit und holde Süßig- keit gerühret, (Da sie mein Geist, durch Ueberlegung, sich eigen macht und recht empfindet) Fand ich in mir ein schnelles Feur, von Dank und An- dacht angezündet, Und mein dadurch vergnügt Gemühte ward aufwerts und zu Dem geführet, Aus Dessen unerschöpften Tiefen Lust, Anmuht und Voll- kommenheit, Licht, Leben, Schönheit und Vergnügen, Pracht, Zierlich- keit und Herrlichkeit,
Für
Einige Roſen-Gedanken.
Wenn noch geſchloßner Blaͤtter Haͤrte, mit ſanftem Druck, die Naſe ruͤhrt, Wird, wie von einer harten Bruſt Die Hand im Fuͤhlen groͤſſre Luſt Verſpuͤhrt, auch durch der Roſen Ruͤnd’ und Haͤrt’ auch eine groͤſſre Luſt verſpuͤhrt.
So wie die ſchwehre Roſ’ an Blaͤttern, ſo war ſie auch an Balſam, reich. Sie ſtaͤrkte recht, durch des Geruchs gepreßten Ausfluß, Geiſt und Seele. Es duͤnſtet’ ein ſo ſuͤſſer Schwall aus ihrer eng-verſchraͤnk- ten Hoͤhle, Dem ſtreng-gepreßten Waſſer-Dunſt aus der Æeolopila gleich, Wenn das darinn verſchloßne Waſſer, von aͤuſſerlicher Gluht gepreßt, Jn einem ſtrengen Strahl von Dunſt, ſich aus der Oeff- nung treiben laͤßt.
Durch ſo viel Schoͤnheit, Lieblichkeit und holde Suͤßig- keit geruͤhret, (Da ſie mein Geiſt, durch Ueberlegung, ſich eigen macht und recht empfindet) Fand ich in mir ein ſchnelles Feur, von Dank und An- dacht angezuͤndet, Und mein dadurch vergnuͤgt Gemuͤhte ward aufwerts und zu Dem gefuͤhret, Aus Deſſen unerſchoͤpften Tiefen Luſt, Anmuht und Voll- kommenheit, Licht, Leben, Schoͤnheit und Vergnuͤgen, Pracht, Zierlich- keit und Herrlichkeit,
Fuͤr
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Einige Roſen-Gedanken.
Wenn noch geſchloßner Blaͤtter Haͤrte, mit ſanftem Druck,
die Naſe ruͤhrt,
Wird, wie von einer harten Bruſt
Die Hand im Fuͤhlen groͤſſre Luſt
Verſpuͤhrt, auch durch der Roſen Ruͤnd’ und Haͤrt’ auch
eine groͤſſre Luſt verſpuͤhrt.
So wie die ſchwehre Roſ’ an Blaͤttern, ſo war ſie auch
an Balſam, reich.
Sie ſtaͤrkte recht, durch des Geruchs gepreßten Ausfluß,
Geiſt und Seele.
Es duͤnſtet’ ein ſo ſuͤſſer Schwall aus ihrer eng-verſchraͤnk-
ten Hoͤhle,
Dem ſtreng-gepreßten Waſſer-Dunſt aus der Æeolopila
gleich,
Wenn das darinn verſchloßne Waſſer, von aͤuſſerlicher
Gluht gepreßt,
Jn einem ſtrengen Strahl von Dunſt, ſich aus der Oeff-
nung treiben laͤßt.
Durch ſo viel Schoͤnheit, Lieblichkeit und holde Suͤßig-
keit geruͤhret,
(Da ſie mein Geiſt, durch Ueberlegung, ſich eigen macht
und recht empfindet)
Fand ich in mir ein ſchnelles Feur, von Dank und An-
dacht angezuͤndet,
Und mein dadurch vergnuͤgt Gemuͤhte ward aufwerts und
zu Dem gefuͤhret,
Aus Deſſen unerſchoͤpften Tiefen Luſt, Anmuht und Voll-
kommenheit,
Licht, Leben, Schoͤnheit und Vergnuͤgen, Pracht, Zierlich-
keit und Herrlichkeit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/180>, abgerufen am 24.11.2024.
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