Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Einige Rosen-Gedanken.
Bis ich zuletzt darauf verfiel, in eine Ordnung sie zu legen.
Jch legte sie in eine Ründe, die gliche nicht nur einem
Kranz;
Sie zeigte mir von ungefehr, was vor verschiednen Schmuck
und Glanz
Die Rosen in verschiedner Lag', in unterschiedner Stellung
hegen,
So ich bishero nicht entdeckt. Von vorn, von hinten,
Seiten-werts
War Farb und Bildung unterschiedlich,
Und doch, in ihrem Unterscheid, gleich angenehm, gleich
schön und niedlich.
Jn einer Tiefe wie Rubinen sah' ich das kleine güld'ne
Herz
Der vordersten beschattet schimmern, der Blätter Wirbel
drehte sich,
Und zog die Augen in sich ein; inzwischen, daß die von der
Seiten
Das Licht auf bläulich-weissen Blättern, theils durch,
theils auf sich liessen gleiten,
Und halb sich zeigten, halb verdeckten. Die angenehme
Farbe glich,
Jndem sie bläu- und röhtlich blaß,
Dem lieblichen Rubin-Balaß.
Bey denen nun, die abwerts liegen,
Sah' ich mit innigem Vergnügen
Die äuss're Seite, da mir denn der gleichfalls nett- for-
mierte Stiel,
Mit seinem zierlich-grünen Knopf, der wie ein grüner
Türkis glänzet,
Von vielen nett-getheilten Zäsern in den fünf Brüder-
chen bekränzet,
Bey
Einige Roſen-Gedanken.
Bis ich zuletzt darauf verfiel, in eine Ordnung ſie zu legen.
Jch legte ſie in eine Ruͤnde, die gliche nicht nur einem
Kranz;
Sie zeigte mir von ungefehr, was vor verſchiednen Schmuck
und Glanz
Die Roſen in verſchiedner Lag’, in unterſchiedner Stellung
hegen,
So ich bishero nicht entdeckt. Von vorn, von hinten,
Seiten-werts
War Farb und Bildung unterſchiedlich,
Und doch, in ihrem Unterſcheid, gleich angenehm, gleich
ſchoͤn und niedlich.
Jn einer Tiefe wie Rubinen ſah’ ich das kleine guͤld’ne
Herz
Der vorderſten beſchattet ſchimmern, der Blaͤtter Wirbel
drehte ſich,
Und zog die Augen in ſich ein; inzwiſchen, daß die von der
Seiten
Das Licht auf blaͤulich-weiſſen Blaͤttern, theils durch,
theils auf ſich lieſſen gleiten,
Und halb ſich zeigten, halb verdeckten. Die angenehme
Farbe glich,
Jndem ſie blaͤu- und roͤhtlich blaß,
Dem lieblichen Rubin-Balaß.
Bey denen nun, die abwerts liegen,
Sah’ ich mit innigem Vergnuͤgen
Die aͤuſſ’re Seite, da mir denn der gleichfalls nett- for-
mierte Stiel,
Mit ſeinem zierlich-gruͤnen Knopf, der wie ein gruͤner
Tuͤrkis glaͤnzet,
Von vielen nett-getheilten Zaͤſern in den fuͤnf Bruͤder-
chen bekraͤnzet,
Bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0178" n="160"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einige Ro&#x017F;en-Gedanken.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Bis ich zuletzt darauf verfiel, in eine Ordnung &#x017F;ie zu legen.</l><lb/>
                <l>Jch legte &#x017F;ie in eine Ru&#x0364;nde, die gliche nicht nur einem</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Kranz;</hi> </l><lb/>
                <l>Sie zeigte mir von ungefehr, was vor ver&#x017F;chiednen Schmuck</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Glanz</hi> </l><lb/>
                <l>Die Ro&#x017F;en in ver&#x017F;chiedner Lag&#x2019;, in unter&#x017F;chiedner Stellung</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">hegen,</hi> </l><lb/>
                <l>So ich bishero nicht entdeckt. Von vorn, von hinten,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Seiten-werts</hi> </l><lb/>
                <l>War Farb und Bildung unter&#x017F;chiedlich,</l><lb/>
                <l>Und doch, in ihrem Unter&#x017F;cheid, gleich angenehm, gleich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cho&#x0364;n und niedlich.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Jn einer Tiefe wie Rubinen &#x017F;ah&#x2019; ich das kleine gu&#x0364;ld&#x2019;ne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Herz</hi> </l><lb/>
                <l>Der vorder&#x017F;ten be&#x017F;chattet &#x017F;chimmern, der Bla&#x0364;tter Wirbel</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">drehte &#x017F;ich,</hi> </l><lb/>
                <l>Und zog die Augen in &#x017F;ich ein; inzwi&#x017F;chen, daß die von der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Seiten</hi> </l><lb/>
                <l>Das Licht auf bla&#x0364;ulich-wei&#x017F;&#x017F;en Bla&#x0364;ttern, theils durch,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">theils auf &#x017F;ich lie&#x017F;&#x017F;en gleiten,</hi> </l><lb/>
                <l>Und halb &#x017F;ich zeigten, halb verdeckten. Die angenehme</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Farbe glich,</hi> </l><lb/>
                <l>Jndem &#x017F;ie bla&#x0364;u- und ro&#x0364;htlich blaß,</l><lb/>
                <l>Dem lieblichen Rubin-Balaß.</l><lb/>
                <l>Bey denen nun, die abwerts liegen,</l><lb/>
                <l>Sah&#x2019; ich mit innigem Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
                <l>Die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;&#x2019;re Seite, da mir denn der gleichfalls nett- for-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mierte Stiel,</hi> </l><lb/>
                <l>Mit &#x017F;einem zierlich-gru&#x0364;nen Knopf, der wie ein gru&#x0364;ner</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Tu&#x0364;rkis gla&#x0364;nzet,</hi> </l><lb/>
                <l>Von vielen nett-getheilten Za&#x0364;&#x017F;ern in den fu&#x0364;nf Bru&#x0364;der-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">chen bekra&#x0364;nzet,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0178] Einige Roſen-Gedanken. Bis ich zuletzt darauf verfiel, in eine Ordnung ſie zu legen. Jch legte ſie in eine Ruͤnde, die gliche nicht nur einem Kranz; Sie zeigte mir von ungefehr, was vor verſchiednen Schmuck und Glanz Die Roſen in verſchiedner Lag’, in unterſchiedner Stellung hegen, So ich bishero nicht entdeckt. Von vorn, von hinten, Seiten-werts War Farb und Bildung unterſchiedlich, Und doch, in ihrem Unterſcheid, gleich angenehm, gleich ſchoͤn und niedlich. Jn einer Tiefe wie Rubinen ſah’ ich das kleine guͤld’ne Herz Der vorderſten beſchattet ſchimmern, der Blaͤtter Wirbel drehte ſich, Und zog die Augen in ſich ein; inzwiſchen, daß die von der Seiten Das Licht auf blaͤulich-weiſſen Blaͤttern, theils durch, theils auf ſich lieſſen gleiten, Und halb ſich zeigten, halb verdeckten. Die angenehme Farbe glich, Jndem ſie blaͤu- und roͤhtlich blaß, Dem lieblichen Rubin-Balaß. Bey denen nun, die abwerts liegen, Sah’ ich mit innigem Vergnuͤgen Die aͤuſſ’re Seite, da mir denn der gleichfalls nett- for- mierte Stiel, Mit ſeinem zierlich-gruͤnen Knopf, der wie ein gruͤner Tuͤrkis glaͤnzet, Von vielen nett-getheilten Zaͤſern in den fuͤnf Bruͤder- chen bekraͤnzet, Bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/178
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/178>, abgerufen am 24.11.2024.