Bis ich zuletzt darauf verfiel, in eine Ordnung sie zu legen. Jch legte sie in eine Ründe, die gliche nicht nur einem Kranz; Sie zeigte mir von ungefehr, was vor verschiednen Schmuck und Glanz Die Rosen in verschiedner Lag', in unterschiedner Stellung hegen, So ich bishero nicht entdeckt. Von vorn, von hinten, Seiten-werts War Farb und Bildung unterschiedlich, Und doch, in ihrem Unterscheid, gleich angenehm, gleich schön und niedlich.
Jn einer Tiefe wie Rubinen sah' ich das kleine güld'ne Herz Der vordersten beschattet schimmern, der Blätter Wirbel drehte sich, Und zog die Augen in sich ein; inzwischen, daß die von der Seiten Das Licht auf bläulich-weissen Blättern, theils durch, theils auf sich liessen gleiten, Und halb sich zeigten, halb verdeckten. Die angenehme Farbe glich, Jndem sie bläu- und röhtlich blaß, Dem lieblichen Rubin-Balaß. Bey denen nun, die abwerts liegen, Sah' ich mit innigem Vergnügen Die äuss're Seite, da mir denn der gleichfalls nett- for- mierte Stiel, Mit seinem zierlich-grünen Knopf, der wie ein grüner Türkis glänzet, Von vielen nett-getheilten Zäsern in den fünf Brüder- chen bekränzet,
Bey
Einige Roſen-Gedanken.
Bis ich zuletzt darauf verfiel, in eine Ordnung ſie zu legen. Jch legte ſie in eine Ruͤnde, die gliche nicht nur einem Kranz; Sie zeigte mir von ungefehr, was vor verſchiednen Schmuck und Glanz Die Roſen in verſchiedner Lag’, in unterſchiedner Stellung hegen, So ich bishero nicht entdeckt. Von vorn, von hinten, Seiten-werts War Farb und Bildung unterſchiedlich, Und doch, in ihrem Unterſcheid, gleich angenehm, gleich ſchoͤn und niedlich.
Jn einer Tiefe wie Rubinen ſah’ ich das kleine guͤld’ne Herz Der vorderſten beſchattet ſchimmern, der Blaͤtter Wirbel drehte ſich, Und zog die Augen in ſich ein; inzwiſchen, daß die von der Seiten Das Licht auf blaͤulich-weiſſen Blaͤttern, theils durch, theils auf ſich lieſſen gleiten, Und halb ſich zeigten, halb verdeckten. Die angenehme Farbe glich, Jndem ſie blaͤu- und roͤhtlich blaß, Dem lieblichen Rubin-Balaß. Bey denen nun, die abwerts liegen, Sah’ ich mit innigem Vergnuͤgen Die aͤuſſ’re Seite, da mir denn der gleichfalls nett- for- mierte Stiel, Mit ſeinem zierlich-gruͤnen Knopf, der wie ein gruͤner Tuͤrkis glaͤnzet, Von vielen nett-getheilten Zaͤſern in den fuͤnf Bruͤder- chen bekraͤnzet,
Bey
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Einige Roſen-Gedanken.
Bis ich zuletzt darauf verfiel, in eine Ordnung ſie zu legen.
Jch legte ſie in eine Ruͤnde, die gliche nicht nur einem
Kranz;
Sie zeigte mir von ungefehr, was vor verſchiednen Schmuck
und Glanz
Die Roſen in verſchiedner Lag’, in unterſchiedner Stellung
hegen,
So ich bishero nicht entdeckt. Von vorn, von hinten,
Seiten-werts
War Farb und Bildung unterſchiedlich,
Und doch, in ihrem Unterſcheid, gleich angenehm, gleich
ſchoͤn und niedlich.
Jn einer Tiefe wie Rubinen ſah’ ich das kleine guͤld’ne
Herz
Der vorderſten beſchattet ſchimmern, der Blaͤtter Wirbel
drehte ſich,
Und zog die Augen in ſich ein; inzwiſchen, daß die von der
Seiten
Das Licht auf blaͤulich-weiſſen Blaͤttern, theils durch,
theils auf ſich lieſſen gleiten,
Und halb ſich zeigten, halb verdeckten. Die angenehme
Farbe glich,
Jndem ſie blaͤu- und roͤhtlich blaß,
Dem lieblichen Rubin-Balaß.
Bey denen nun, die abwerts liegen,
Sah’ ich mit innigem Vergnuͤgen
Die aͤuſſ’re Seite, da mir denn der gleichfalls nett- for-
mierte Stiel,
Mit ſeinem zierlich-gruͤnen Knopf, der wie ein gruͤner
Tuͤrkis glaͤnzet,
Von vielen nett-getheilten Zaͤſern in den fuͤnf Bruͤder-
chen bekraͤnzet,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/178>, abgerufen am 24.11.2024.
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