Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Einige Betrachtungen
Jndem mein Blick nun Gott, im Schmuck der Rosen, ehrt,
Wird, durch vermehrten Glanz, mein'Anmuht noch vermehrt,
Da auf der Rosen rohten Ründe
Jch hie und da gesprützte Tropfen finde.
Ein jedes Tröpfchen nun, das hell, durchsichtig, klar,
Und, von der Rose, roht gefärbet war,
Gleich einem glänzenden Rubin,
Durch ein verkleinert Licht, das, da es rund
Auf der erhöht- und äussern Fläche stund,
Auch an die untre Ründe schien.
Und da es sich daselbst, auch durch dieselbe, brach;
Als wie ein kleiner Strahl, ein helles rohtes Licht,
Jm schnell-vereinten Gegenschlag,
Auf den getroffnen Blättchen lag.
Die Stellen schienen recht zu glühen,
Und aller Blick auf sich zu ziehen.
Ja, da so Gluht als Fluht darinn sich mischen,
Den heissen Blick zugleich zu kühlen,
Zu laben und ihn zu erfrischen,
Wie wir denn durch dieß Naß was recht erquickend's
fühlen.
Da (sieht man mit Bedacht dieß klare Wasser an)
Nichts auf der Welt so sehr das Aug' ergetzen kann.
Es scheint ein kleines Feur in holder Fluht zu schwimmen,
Und, mit gefärbtem Glanz, im Wasser selbst zu glimmen,
Das denn zu gleicher Zeit uns kühlet und erhitzt.
Es wirkt, indem es schwühl und kühl,
Uns ein so angenehm Gefühl,
Daß auch sogar von Rosen, die gemahlt,
Als wäre Wasser drauf gesprützt,
Ein lieblich Feur durchs Aug' ins Herze strahlt
Und gleichsam in die Seele blitzt.
Allein,
Einige Betrachtungen
Jndem mein Blick nun Gott, im Schmuck der Roſen, ehrt,
Wird, durch vermehrten Glanz, mein’Anmuht noch vermehrt,
Da auf der Roſen rohten Ruͤnde
Jch hie und da geſpruͤtzte Tropfen finde.
Ein jedes Troͤpfchen nun, das hell, durchſichtig, klar,
Und, von der Roſe, roht gefaͤrbet war,
Gleich einem glaͤnzenden Rubin,
Durch ein verkleinert Licht, das, da es rund
Auf der erhoͤht- und aͤuſſern Flaͤche ſtund,
Auch an die untre Ruͤnde ſchien.
Und da es ſich daſelbſt, auch durch dieſelbe, brach;
Als wie ein kleiner Strahl, ein helles rohtes Licht,
Jm ſchnell-vereinten Gegenſchlag,
Auf den getroffnen Blaͤttchen lag.
Die Stellen ſchienen recht zu gluͤhen,
Und aller Blick auf ſich zu ziehen.
Ja, da ſo Gluht als Fluht darinn ſich miſchen,
Den heiſſen Blick zugleich zu kuͤhlen,
Zu laben und ihn zu erfriſchen,
Wie wir denn durch dieß Naß was recht erquickend’s
fuͤhlen.
Da (ſieht man mit Bedacht dieß klare Waſſer an)
Nichts auf der Welt ſo ſehr das Aug’ ergetzen kann.
Es ſcheint ein kleines Feur in holder Fluht zu ſchwimmen,
Und, mit gefaͤrbtem Glanz, im Waſſer ſelbſt zu glimmen,
Das denn zu gleicher Zeit uns kuͤhlet und erhitzt.
Es wirkt, indem es ſchwuͤhl und kuͤhl,
Uns ein ſo angenehm Gefuͤhl,
Daß auch ſogar von Roſen, die gemahlt,
Als waͤre Waſſer drauf geſpruͤtzt,
Ein lieblich Feur durchs Aug’ ins Herze ſtrahlt
Und gleichſam in die Seele blitzt.
Allein,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0172" n="154"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einige Betrachtungen</hi> </fw><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Jndem mein Blick nun Gott, im Schmuck der Ro&#x017F;en, ehrt,</l><lb/>
                <l>Wird, durch vermehrten Glanz, mein&#x2019;Anmuht noch vermehrt,</l><lb/>
                <l>Da auf der Ro&#x017F;en rohten Ru&#x0364;nde</l><lb/>
                <l>Jch hie und da ge&#x017F;pru&#x0364;tzte Tropfen finde.</l><lb/>
                <l>Ein jedes Tro&#x0364;pfchen nun, das hell, durch&#x017F;ichtig, klar,</l><lb/>
                <l>Und, von der Ro&#x017F;e, roht gefa&#x0364;rbet war,</l><lb/>
                <l>Gleich einem gla&#x0364;nzenden Rubin,</l><lb/>
                <l>Durch ein verkleinert Licht, das, da es rund</l><lb/>
                <l>Auf der erho&#x0364;ht- und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Fla&#x0364;che &#x017F;tund,</l><lb/>
                <l>Auch an die untre Ru&#x0364;nde &#x017F;chien.</l><lb/>
                <l>Und da es &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t, auch durch die&#x017F;elbe, brach;</l><lb/>
                <l>Als wie ein kleiner Strahl, ein helles rohtes Licht,</l><lb/>
                <l>Jm &#x017F;chnell-vereinten Gegen&#x017F;chlag,</l><lb/>
                <l>Auf den getroffnen Bla&#x0364;ttchen lag.</l><lb/>
                <l>Die Stellen &#x017F;chienen recht zu glu&#x0364;hen,</l><lb/>
                <l>Und aller Blick auf &#x017F;ich zu ziehen.</l><lb/>
                <l>Ja, da &#x017F;o Gluht als Fluht darinn &#x017F;ich mi&#x017F;chen,</l><lb/>
                <l>Den hei&#x017F;&#x017F;en Blick zugleich zu ku&#x0364;hlen,</l><lb/>
                <l>Zu laben und ihn zu erfri&#x017F;chen,</l><lb/>
                <l>Wie wir denn durch dieß Naß was recht erquickend&#x2019;s</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">fu&#x0364;hlen.</hi> </l><lb/>
                <l>Da (&#x017F;ieht man mit Bedacht dieß klare Wa&#x017F;&#x017F;er an)</l><lb/>
                <l>Nichts auf der Welt &#x017F;o &#x017F;ehr das Aug&#x2019; ergetzen kann.</l><lb/>
                <l>Es &#x017F;cheint ein kleines Feur in holder Fluht zu &#x017F;chwimmen,</l><lb/>
                <l>Und, mit gefa&#x0364;rbtem Glanz, im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t zu glimmen,</l><lb/>
                <l>Das denn zu gleicher Zeit uns ku&#x0364;hlet und erhitzt.</l><lb/>
                <l>Es wirkt, indem es &#x017F;chwu&#x0364;hl und ku&#x0364;hl,</l><lb/>
                <l>Uns ein &#x017F;o angenehm Gefu&#x0364;hl,</l><lb/>
                <l>Daß auch &#x017F;ogar von Ro&#x017F;en, die gemahlt,</l><lb/>
                <l>Als wa&#x0364;re Wa&#x017F;&#x017F;er drauf ge&#x017F;pru&#x0364;tzt,</l><lb/>
                <l>Ein lieblich Feur durchs Aug&#x2019; ins Herze &#x017F;trahlt</l><lb/>
                <l>Und gleich&#x017F;am in die Seele blitzt.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Allein,</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0172] Einige Betrachtungen Jndem mein Blick nun Gott, im Schmuck der Roſen, ehrt, Wird, durch vermehrten Glanz, mein’Anmuht noch vermehrt, Da auf der Roſen rohten Ruͤnde Jch hie und da geſpruͤtzte Tropfen finde. Ein jedes Troͤpfchen nun, das hell, durchſichtig, klar, Und, von der Roſe, roht gefaͤrbet war, Gleich einem glaͤnzenden Rubin, Durch ein verkleinert Licht, das, da es rund Auf der erhoͤht- und aͤuſſern Flaͤche ſtund, Auch an die untre Ruͤnde ſchien. Und da es ſich daſelbſt, auch durch dieſelbe, brach; Als wie ein kleiner Strahl, ein helles rohtes Licht, Jm ſchnell-vereinten Gegenſchlag, Auf den getroffnen Blaͤttchen lag. Die Stellen ſchienen recht zu gluͤhen, Und aller Blick auf ſich zu ziehen. Ja, da ſo Gluht als Fluht darinn ſich miſchen, Den heiſſen Blick zugleich zu kuͤhlen, Zu laben und ihn zu erfriſchen, Wie wir denn durch dieß Naß was recht erquickend’s fuͤhlen. Da (ſieht man mit Bedacht dieß klare Waſſer an) Nichts auf der Welt ſo ſehr das Aug’ ergetzen kann. Es ſcheint ein kleines Feur in holder Fluht zu ſchwimmen, Und, mit gefaͤrbtem Glanz, im Waſſer ſelbſt zu glimmen, Das denn zu gleicher Zeit uns kuͤhlet und erhitzt. Es wirkt, indem es ſchwuͤhl und kuͤhl, Uns ein ſo angenehm Gefuͤhl, Daß auch ſogar von Roſen, die gemahlt, Als waͤre Waſſer drauf geſpruͤtzt, Ein lieblich Feur durchs Aug’ ins Herze ſtrahlt Und gleichſam in die Seele blitzt. Allein,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/172
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/172>, abgerufen am 24.11.2024.