Der Rosen Monat war nunmehr aufs neue wiederum erschienen, Man sah, mit einer neuen Lust, auf dem so holden Dunkel- grünen Der Rosen-Büsch' ein hell Gepränge, Jn einer kaum zu zehl'nden Menge, Von aufgebrochnen Rosen blühn, Und im verschiednen Feur, doch meist im rohten, glühn.
Um nun durch sie noch mehr den Augen liebzukosen, Ließ ich roht- gelbe, weiß' auch Wein- und Eßig-Rosen, Die so verschiedne Farben schmücken, Von unterschiednen Arten, pflücken, Auf einem Spiegel von Krystallen Mit ihren grünen Blättern legen, Und sah, mit fröhlichem Erwegen, Den schönen Schmuck, der Farben Pracht von allen, Jns glatte Glas gedoppelt fallen. Hiedurch verdoppelte sich mein Vergnügen Jn der vermehrten Pracht nicht nur; Es schien der Farben Zier, und jegliche Figur, Jn dem gefulgten Glas, und seinem klaren Dunkeln, Noch angenehmer fast zu funkeln, Ja in noch hell- und klarerm Strahl, Als selber das Original.
Wie ich nun bald den hellen Wiederschein Von dieser gleichsam hohlen Tiefe, Mit frohen Blicken, überliefe; Nahm ein besondrer Reiz mich ein.
Der
Einige Betrachtungen uͤber Roſen.
Der Roſen Monat war nunmehr aufs neue wiederum erſchienen, Man ſah, mit einer neuen Luſt, auf dem ſo holden Dunkel- gruͤnen Der Roſen-Buͤſch’ ein hell Gepraͤnge, Jn einer kaum zu zehl’nden Menge, Von aufgebrochnen Roſen bluͤhn, Und im verſchiednen Feur, doch meiſt im rohten, gluͤhn.
Um nun durch ſie noch mehr den Augen liebzukoſen, Ließ ich roht- gelbe, weiß’ auch Wein- und Eßig-Roſen, Die ſo verſchiedne Farben ſchmuͤcken, Von unterſchiednen Arten, pfluͤcken, Auf einem Spiegel von Kryſtallen Mit ihren gruͤnen Blaͤttern legen, Und ſah, mit froͤhlichem Erwegen, Den ſchoͤnen Schmuck, der Farben Pracht von allen, Jns glatte Glas gedoppelt fallen. Hiedurch verdoppelte ſich mein Vergnuͤgen Jn der vermehrten Pracht nicht nur; Es ſchien der Farben Zier, und jegliche Figur, Jn dem gefulgten Glas, und ſeinem klaren Dunkeln, Noch angenehmer faſt zu funkeln, Ja in noch hell- und klarerm Strahl, Als ſelber das Original.
Wie ich nun bald den hellen Wiederſchein Von dieſer gleichſam hohlen Tiefe, Mit frohen Blicken, uͤberliefe; Nahm ein beſondrer Reiz mich ein.
Der
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Einige Betrachtungen uͤber Roſen.
Der Roſen Monat war nunmehr aufs neue wiederum
erſchienen,
Man ſah, mit einer neuen Luſt, auf dem ſo holden Dunkel-
gruͤnen
Der Roſen-Buͤſch’ ein hell Gepraͤnge,
Jn einer kaum zu zehl’nden Menge,
Von aufgebrochnen Roſen bluͤhn,
Und im verſchiednen Feur, doch meiſt im rohten, gluͤhn.
Um nun durch ſie noch mehr den Augen liebzukoſen,
Ließ ich roht- gelbe, weiß’ auch Wein- und Eßig-Roſen,
Die ſo verſchiedne Farben ſchmuͤcken,
Von unterſchiednen Arten, pfluͤcken,
Auf einem Spiegel von Kryſtallen
Mit ihren gruͤnen Blaͤttern legen,
Und ſah, mit froͤhlichem Erwegen,
Den ſchoͤnen Schmuck, der Farben Pracht von allen,
Jns glatte Glas gedoppelt fallen.
Hiedurch verdoppelte ſich mein Vergnuͤgen
Jn der vermehrten Pracht nicht nur;
Es ſchien der Farben Zier, und jegliche Figur,
Jn dem gefulgten Glas, und ſeinem klaren Dunkeln,
Noch angenehmer faſt zu funkeln,
Ja in noch hell- und klarerm Strahl,
Als ſelber das Original.
Wie ich nun bald den hellen Wiederſchein
Von dieſer gleichſam hohlen Tiefe,
Mit frohen Blicken, uͤberliefe;
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/170>, abgerufen am 24.11.2024.
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