Jch stutzte und betrübte mich, Ob dem Betragen, innerlich. Wie? rührt denn selbst des Himmels Licht, Rief ich, der Menschen Seelen nicht? Das heut so wunderschön zu spüren; Was soll, was kann sie denn doch rühren?
Wer wundert sich, daß, von der Erden, Die Wunder nicht empfunden werden; Da sie selbst, vor der Sonnen, blind, Fühl- Acht- ja gleichsam Sinn- los, sind. Es scheint, dieß überführ' euch ganz: Der Erden Pracht, des Himmels Glanz Sey für uns Menschen nicht gemacht, Wie wir doch sonst so schwülstig wollen. Denn wenns für euch, und GOtt zur Ehr Hervorgebracht und worden wär; So hättet ihrs auch merken sollen, So hättet ihrs empfinden, wissen, Euch freuen, und GOtt danken müssen. Jhr stürzt demnach euch selbst vom Thron Des Vorrechts, vor den andern Thieren, Als welche, von des Schöpfers Werken, Die Pracht nicht weniger bemerken, Nicht in geringerm Grad verspüren. Denn wahrlich, weniger als ihr, Vergnüget sich, an aller Pracht Deß, was von GOtt hervorgebracht, Zu Seinem Ruhm, kein einzigs Thier.
Ja, wenn wir auch, zu GOttes Ehren, Jn allen Dingen, fühllos wären; So sollt' euch doch der Sonnen Glanz Allein, aus eurer Schlafsucht ganz,
Durch
J 5
Ungluͤckl. Unaufmerkſamk. der Menſchen.
Jch ſtutzte und betruͤbte mich, Ob dem Betragen, innerlich. Wie? ruͤhrt denn ſelbſt des Himmels Licht, Rief ich, der Menſchen Seelen nicht? Das heut ſo wunderſchoͤn zu ſpuͤren; Was ſoll, was kann ſie denn doch ruͤhren?
Wer wundert ſich, daß, von der Erden, Die Wunder nicht empfunden werden; Da ſie ſelbſt, vor der Sonnen, blind, Fuͤhl- Acht- ja gleichſam Sinn- los, ſind. Es ſcheint, dieß uͤberfuͤhr’ euch ganz: Der Erden Pracht, des Himmels Glanz Sey fuͤr uns Menſchen nicht gemacht, Wie wir doch ſonſt ſo ſchwuͤlſtig wollen. Denn wenns fuͤr euch, und GOtt zur Ehr Hervorgebracht und worden waͤr; So haͤttet ihrs auch merken ſollen, So haͤttet ihrs empfinden, wiſſen, Euch freuen, und GOtt danken muͤſſen. Jhr ſtuͤrzt demnach euch ſelbſt vom Thron Des Vorrechts, vor den andern Thieren, Als welche, von des Schoͤpfers Werken, Die Pracht nicht weniger bemerken, Nicht in geringerm Grad verſpuͤren. Denn wahrlich, weniger als ihr, Vergnuͤget ſich, an aller Pracht Deß, was von GOtt hervorgebracht, Zu Seinem Ruhm, kein einzigs Thier.
Ja, wenn wir auch, zu GOttes Ehren, Jn allen Dingen, fuͤhllos waͤren; So ſollt’ euch doch der Sonnen Glanz Allein, aus eurer Schlafſucht ganz,
Durch
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Ungluͤckl. Unaufmerkſamk. der Menſchen.
Jch ſtutzte und betruͤbte mich,
Ob dem Betragen, innerlich.
Wie? ruͤhrt denn ſelbſt des Himmels Licht,
Rief ich, der Menſchen Seelen nicht?
Das heut ſo wunderſchoͤn zu ſpuͤren;
Was ſoll, was kann ſie denn doch ruͤhren?
Wer wundert ſich, daß, von der Erden,
Die Wunder nicht empfunden werden;
Da ſie ſelbſt, vor der Sonnen, blind,
Fuͤhl- Acht- ja gleichſam Sinn- los, ſind.
Es ſcheint, dieß uͤberfuͤhr’ euch ganz:
Der Erden Pracht, des Himmels Glanz
Sey fuͤr uns Menſchen nicht gemacht,
Wie wir doch ſonſt ſo ſchwuͤlſtig wollen.
Denn wenns fuͤr euch, und GOtt zur Ehr
Hervorgebracht und worden waͤr;
So haͤttet ihrs auch merken ſollen,
So haͤttet ihrs empfinden, wiſſen,
Euch freuen, und GOtt danken muͤſſen.
Jhr ſtuͤrzt demnach euch ſelbſt vom Thron
Des Vorrechts, vor den andern Thieren,
Als welche, von des Schoͤpfers Werken,
Die Pracht nicht weniger bemerken,
Nicht in geringerm Grad verſpuͤren.
Denn wahrlich, weniger als ihr,
Vergnuͤget ſich, an aller Pracht
Deß, was von GOtt hervorgebracht,
Zu Seinem Ruhm, kein einzigs Thier.
Ja, wenn wir auch, zu GOttes Ehren,
Jn allen Dingen, fuͤhllos waͤren;
So ſollt’ euch doch der Sonnen Glanz
Allein, aus eurer Schlafſucht ganz,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/155>, abgerufen am 27.11.2024.
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