Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Bewohnern
Die alles, was zu ihrer Absicht gehöret, kennet, nie sich
irrt,
Und der von dem, was sie, als Werkzeug', gebraucht, nie
widerstanden wird.
Wer ist, der nicht, mit Dank und Ehrfurcht, die Liebe dieser
Liebe preiset?
Da sie solch' eine Menge Fische, im tiefen Schooß des Meers,
beschehrt,
Daß man in einem Tage fängt, was ganze Städt' und Länder
nährt.
Da GOtt, durch sie, nicht nur die Reichen, nein, auch die
Armuht reichlich speiset,
Da sie aus dunkler Meeres-Tiefe sich, zur gewissen Zeit,
erheben,
Uns, und die flachen Ufer, suchen, sich nach den Ströhmen
und den Flüssen,
(Wer faßt, und wer begreift den Trieb, durch welchen es
geschicht,) begeben,
Und, ohne Zwang, sich gleichsam selbst auf unsre Tische
liefern müssen.
Es scheinet recht, ob triebe sie, aus ihrem Sitz, so tief ins
Land,
Zum Nutzen und zur Lust der Menschen, ein' unsichtbare
Wunder-Hand.
Wodurch, die weit vom Meere wohnen, auch an desselben
süssen Schätzen
Nicht minder einen Antheil haben, sich nähren und daran
ergetzen.
Noch mehr! die eines zarten, süssen, gesunden Fleisches find,
empfinden
Allein den Trieb, sich uns zu nähren; da andre in des Meeres
Gründen,
Und
Von den Bewohnern
Die alles, was zu ihrer Abſicht gehoͤret, kennet, nie ſich
irrt,
Und der von dem, was ſie, als Werkzeug’, gebraucht, nie
widerſtanden wird.
Wer iſt, der nicht, mit Dank und Ehrfurcht, die Liebe dieſer
Liebe preiſet?
Da ſie ſolch’ eine Menge Fiſche, im tiefen Schooß des Meers,
beſchehrt,
Daß man in einem Tage faͤngt, was ganze Staͤdt’ und Laͤnder
naͤhrt.
Da GOtt, durch ſie, nicht nur die Reichen, nein, auch die
Armuht reichlich ſpeiſet,
Da ſie aus dunkler Meeres-Tiefe ſich, zur gewiſſen Zeit,
erheben,
Uns, und die flachen Ufer, ſuchen, ſich nach den Stroͤhmen
und den Fluͤſſen,
(Wer faßt, und wer begreift den Trieb, durch welchen es
geſchicht,) begeben,
Und, ohne Zwang, ſich gleichſam ſelbſt auf unſre Tiſche
liefern muͤſſen.
Es ſcheinet recht, ob triebe ſie, aus ihrem Sitz, ſo tief ins
Land,
Zum Nutzen und zur Luſt der Menſchen, ein’ unſichtbare
Wunder-Hand.
Wodurch, die weit vom Meere wohnen, auch an deſſelben
ſuͤſſen Schaͤtzen
Nicht minder einen Antheil haben, ſich naͤhren und daran
ergetzen.
Noch mehr! die eines zarten, ſuͤſſen, geſunden Fleiſches find,
empfinden
Allein den Trieb, ſich uns zu naͤhren; da andre in des Meeres
Gruͤnden,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0116" n="98"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Bewohnern</hi> </fw><lb/>
              <lg n="6">
                <l>Die alles, was zu ihrer Ab&#x017F;icht geho&#x0364;ret, kennet, nie &#x017F;ich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">irrt,</hi> </l><lb/>
                <l>Und der von dem, was &#x017F;ie, als Werkzeug&#x2019;, gebraucht, nie</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wider&#x017F;tanden wird.</hi> </l><lb/>
                <l>Wer i&#x017F;t, der nicht, mit Dank und Ehrfurcht, die Liebe die&#x017F;er</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Liebe prei&#x017F;et?</hi> </l><lb/>
                <l>Da &#x017F;ie &#x017F;olch&#x2019; eine Menge Fi&#x017F;che, im tiefen Schooß des Meers,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">be&#x017F;chehrt,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß man in einem Tage fa&#x0364;ngt, was ganze Sta&#x0364;dt&#x2019; und La&#x0364;nder</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">na&#x0364;hrt.</hi> </l><lb/>
                <l>Da GOtt, durch &#x017F;ie, nicht nur die Reichen, nein, auch die</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Armuht reichlich &#x017F;pei&#x017F;et,</hi> </l><lb/>
                <l>Da &#x017F;ie aus dunkler Meeres-Tiefe &#x017F;ich, zur gewi&#x017F;&#x017F;en Zeit,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erheben,</hi> </l><lb/>
                <l>Uns, und die flachen Ufer, &#x017F;uchen, &#x017F;ich nach den Stro&#x0364;hmen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und den Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
                <l>(Wer faßt, und wer begreift den Trieb, durch welchen es</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ge&#x017F;chicht,) begeben,</hi> </l><lb/>
                <l>Und, ohne Zwang, &#x017F;ich gleich&#x017F;am &#x017F;elb&#x017F;t auf un&#x017F;re Ti&#x017F;che</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">liefern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
                <l>Es &#x017F;cheinet recht, ob triebe &#x017F;ie, aus ihrem Sitz, &#x017F;o tief ins</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Land,</hi> </l><lb/>
                <l>Zum Nutzen und zur Lu&#x017F;t der Men&#x017F;chen, ein&#x2019; un&#x017F;ichtbare</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wunder-Hand.</hi> </l><lb/>
                <l>Wodurch, die weit vom Meere wohnen, auch an de&#x017F;&#x017F;elben</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Scha&#x0364;tzen</hi> </l><lb/>
                <l>Nicht minder einen Antheil haben, &#x017F;ich na&#x0364;hren und daran</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ergetzen.</hi> </l><lb/>
                <l>Noch mehr! die eines zarten, &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ge&#x017F;unden Flei&#x017F;ches find,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">empfinden</hi> </l><lb/>
                <l>Allein den Trieb, &#x017F;ich uns zu na&#x0364;hren; da andre in des Meeres</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gru&#x0364;nden,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0116] Von den Bewohnern Die alles, was zu ihrer Abſicht gehoͤret, kennet, nie ſich irrt, Und der von dem, was ſie, als Werkzeug’, gebraucht, nie widerſtanden wird. Wer iſt, der nicht, mit Dank und Ehrfurcht, die Liebe dieſer Liebe preiſet? Da ſie ſolch’ eine Menge Fiſche, im tiefen Schooß des Meers, beſchehrt, Daß man in einem Tage faͤngt, was ganze Staͤdt’ und Laͤnder naͤhrt. Da GOtt, durch ſie, nicht nur die Reichen, nein, auch die Armuht reichlich ſpeiſet, Da ſie aus dunkler Meeres-Tiefe ſich, zur gewiſſen Zeit, erheben, Uns, und die flachen Ufer, ſuchen, ſich nach den Stroͤhmen und den Fluͤſſen, (Wer faßt, und wer begreift den Trieb, durch welchen es geſchicht,) begeben, Und, ohne Zwang, ſich gleichſam ſelbſt auf unſre Tiſche liefern muͤſſen. Es ſcheinet recht, ob triebe ſie, aus ihrem Sitz, ſo tief ins Land, Zum Nutzen und zur Luſt der Menſchen, ein’ unſichtbare Wunder-Hand. Wodurch, die weit vom Meere wohnen, auch an deſſelben ſuͤſſen Schaͤtzen Nicht minder einen Antheil haben, ſich naͤhren und daran ergetzen. Noch mehr! die eines zarten, ſuͤſſen, geſunden Fleiſches find, empfinden Allein den Trieb, ſich uns zu naͤhren; da andre in des Meeres Gruͤnden, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/116
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/116>, abgerufen am 25.11.2024.