Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.nebst genauer Betrachtung der Aehren. Wann ich nun nachher des Weizens meistens so formirteAehre, Ob vielleicht ein Unterscheid, der darin besonders wäre, Ebenfalls mit Fleiß besehn: Fand ich die Gehäuse sitzen, Eben fast, als bey dem Rocken, ausser daß sie keine Spitzen, Wie der Gerst und Rocken, haben. Eine zierliche Figur Zeigen sie, da in der Mitten sie sich allgemach erhöhn, Und, gleich einer grünen Blumen, mit getheilten Blättern stehn. Jn derselben sind zwölf Hülsen, da man in dem Rocken nur Solcher Hülsen sechs erblickt; achtzehn Blühten, da nur neun Jn dem Rocken, und sechs Körner, da im Rocken drey nur seyn. Nun ist nöthig, daß wir hier, von des Schöpfers Wunder- werken, Einen ganz besondern Ausbruch in der Frucht Vermehrung merken. Nur in einer Weizen Aehre, so daß keins daran gefehlt, Hab ich hundert funfzig Körner, mit Verwunderung, gezählt, Und aus dieser Aehren Wurzel, waren sieben andre Stangen, Nebst der einen, folglich acht auf einmal, hervor gegangen, Diese geben nun zwölf hundert. Säete man nun diese Zahl; Könnten schon im andern Jahr eine Million, und ferner Vier und vierzig hundert tausend vollenkommne Weizenkörner, Davon eingeerndtet werden. Welche reiche Fruchtbarkeit Hat das einzge Wort des Schöpfers, das die Frucht gebenedeyt, Jn das liebe Korn geleget, und dem Samen eingesenket! Wer erstaunt nicht, der dieß Wunder, recht betrachtend, über- denket! Und doch hat des Schöpfers Segen, obs gleich aus der Mas- sen viel, Wie ein jeder wird gestehen, hier noch lange nicht sein Ziel, Da ich nemlich auf einmal einen Rockenbusch gefunden, Woran, bloß aus einer Wurzel, fünf und siebzig Halmen stunden. Hier
nebſt genauer Betrachtung der Aehren. Wann ich nun nachher des Weizens meiſtens ſo formirteAehre, Ob vielleicht ein Unterſcheid, der darin beſonders waͤre, Ebenfalls mit Fleiß beſehn: Fand ich die Gehaͤuſe ſitzen, Eben faſt, als bey dem Rocken, auſſer daß ſie keine Spitzen, Wie der Gerſt und Rocken, haben. Eine zierliche Figur Zeigen ſie, da in der Mitten ſie ſich allgemach erhoͤhn, Und, gleich einer gruͤnen Blumen, mit getheilten Blaͤttern ſtehn. Jn derſelben ſind zwoͤlf Huͤlſen, da man in dem Rocken nur Solcher Huͤlſen ſechs erblickt; achtzehn Bluͤhten, da nur neun Jn dem Rocken, und ſechs Koͤrner, da im Rocken drey nur ſeyn. Nun iſt noͤthig, daß wir hier, von des Schoͤpfers Wunder- werken, Einen ganz beſondern Ausbruch in der Frucht Vermehrung merken. Nur in einer Weizen Aehre, ſo daß keins daran gefehlt, Hab ich hundert funfzig Koͤrner, mit Verwunderung, gezaͤhlt, Und aus dieſer Aehren Wurzel, waren ſieben andre Stangen, Nebſt der einen, folglich acht auf einmal, hervor gegangen, Dieſe geben nun zwoͤlf hundert. Saͤete man nun dieſe Zahl; Koͤnnten ſchon im andern Jahr eine Million, und ferner Vier und vierzig hundert tauſend vollenkommne Weizenkoͤrner, Davon eingeerndtet werden. Welche reiche Fruchtbarkeit Hat das einzge Wort des Schoͤpfers, das die Frucht gebenedeyt, Jn das liebe Korn geleget, und dem Samen eingeſenket! Wer erſtaunt nicht, der dieß Wunder, recht betrachtend, uͤber- denket! Und doch hat des Schoͤpfers Segen, obs gleich aus der Maſ- ſen viel, Wie ein jeder wird geſtehen, hier noch lange nicht ſein Ziel, Da ich nemlich auf einmal einen Rockenbuſch gefunden, Woran, bloß aus einer Wurzel, fuͤnf und ſiebzig Halmen ſtunden. Hier
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0099" n="75"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">nebſt genauer Betrachtung der Aehren.</hi> </fw><lb/> <l>Wann ich nun nachher des Weizens meiſtens ſo formirte<lb/><hi rendition="#et">Aehre,</hi></l><lb/> <l>Ob vielleicht ein Unterſcheid, der darin beſonders waͤre,</l><lb/> <l>Ebenfalls mit Fleiß beſehn: Fand ich die Gehaͤuſe ſitzen,</l><lb/> <l>Eben faſt, als bey dem Rocken, auſſer daß ſie keine Spitzen,</l><lb/> <l>Wie der Gerſt und Rocken, haben. Eine zierliche Figur</l><lb/> <l>Zeigen ſie, da in der Mitten ſie ſich allgemach erhoͤhn,</l><lb/> <l>Und, gleich einer gruͤnen Blumen, mit getheilten Blaͤttern ſtehn.</l><lb/> <l>Jn derſelben ſind zwoͤlf Huͤlſen, da man in dem Rocken nur</l><lb/> <l>Solcher Huͤlſen ſechs erblickt; achtzehn Bluͤhten, da nur neun</l><lb/> <l>Jn dem Rocken, und ſechs Koͤrner, da im Rocken drey nur ſeyn.</l><lb/> <l>Nun iſt noͤthig, daß wir hier, von des Schoͤpfers Wunder-<lb/><hi rendition="#et">werken,</hi></l><lb/> <l>Einen ganz beſondern Ausbruch in der Frucht Vermehrung<lb/><hi rendition="#et">merken.</hi></l><lb/> <l>Nur in einer Weizen Aehre, ſo daß keins daran gefehlt,</l><lb/> <l>Hab ich hundert funfzig Koͤrner, mit Verwunderung, gezaͤhlt,</l><lb/> <l>Und aus dieſer Aehren Wurzel, waren ſieben andre Stangen,</l><lb/> <l>Nebſt der einen, folglich acht auf einmal, hervor gegangen,</l><lb/> <l>Dieſe geben nun zwoͤlf hundert. Saͤete man nun dieſe Zahl;</l><lb/> <l>Koͤnnten ſchon im andern Jahr eine Million, und ferner</l><lb/> <l>Vier und vierzig hundert tauſend vollenkommne Weizenkoͤrner,</l><lb/> <l>Davon eingeerndtet werden. Welche reiche Fruchtbarkeit</l><lb/> <l>Hat das einzge Wort des Schoͤpfers, das die Frucht gebenedeyt,</l><lb/> <l>Jn das liebe Korn geleget, und dem Samen eingeſenket!</l><lb/> <l>Wer erſtaunt nicht, der dieß Wunder, recht betrachtend, uͤber-<lb/><hi rendition="#et">denket!</hi></l><lb/> <l>Und doch hat des Schoͤpfers Segen, obs gleich aus der Maſ-<lb/><hi rendition="#et">ſen viel,</hi></l><lb/> <l>Wie ein jeder wird geſtehen, hier noch lange nicht ſein Ziel,</l><lb/> <l>Da ich nemlich auf einmal einen Rockenbuſch gefunden,</l><lb/> <l>Woran, bloß aus einer Wurzel, fuͤnf und ſiebzig Halmen ſtunden.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hier</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0099]
nebſt genauer Betrachtung der Aehren.
Wann ich nun nachher des Weizens meiſtens ſo formirte
Aehre,
Ob vielleicht ein Unterſcheid, der darin beſonders waͤre,
Ebenfalls mit Fleiß beſehn: Fand ich die Gehaͤuſe ſitzen,
Eben faſt, als bey dem Rocken, auſſer daß ſie keine Spitzen,
Wie der Gerſt und Rocken, haben. Eine zierliche Figur
Zeigen ſie, da in der Mitten ſie ſich allgemach erhoͤhn,
Und, gleich einer gruͤnen Blumen, mit getheilten Blaͤttern ſtehn.
Jn derſelben ſind zwoͤlf Huͤlſen, da man in dem Rocken nur
Solcher Huͤlſen ſechs erblickt; achtzehn Bluͤhten, da nur neun
Jn dem Rocken, und ſechs Koͤrner, da im Rocken drey nur ſeyn.
Nun iſt noͤthig, daß wir hier, von des Schoͤpfers Wunder-
werken,
Einen ganz beſondern Ausbruch in der Frucht Vermehrung
merken.
Nur in einer Weizen Aehre, ſo daß keins daran gefehlt,
Hab ich hundert funfzig Koͤrner, mit Verwunderung, gezaͤhlt,
Und aus dieſer Aehren Wurzel, waren ſieben andre Stangen,
Nebſt der einen, folglich acht auf einmal, hervor gegangen,
Dieſe geben nun zwoͤlf hundert. Saͤete man nun dieſe Zahl;
Koͤnnten ſchon im andern Jahr eine Million, und ferner
Vier und vierzig hundert tauſend vollenkommne Weizenkoͤrner,
Davon eingeerndtet werden. Welche reiche Fruchtbarkeit
Hat das einzge Wort des Schoͤpfers, das die Frucht gebenedeyt,
Jn das liebe Korn geleget, und dem Samen eingeſenket!
Wer erſtaunt nicht, der dieß Wunder, recht betrachtend, uͤber-
denket!
Und doch hat des Schoͤpfers Segen, obs gleich aus der Maſ-
ſen viel,
Wie ein jeder wird geſtehen, hier noch lange nicht ſein Ziel,
Da ich nemlich auf einmal einen Rockenbuſch gefunden,
Woran, bloß aus einer Wurzel, fuͤnf und ſiebzig Halmen ſtunden.
Hier
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |