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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Gedichte an Hrn. Reinbeck.
An S. T.
Hrn. Consistorialrath und Probst
Reinbeck.
Nachdem ich neulich abermal die seltzame Beschaffenheit,
Der unvernünftigen Vernunft, der spröden Unempfind-
lichkeit

Der Menschen, gegen Gottes Werke, und wie sie uns so we-
nig rühren,

Woher wir uns allein zum Schaden, in ihnen keine Freu-
de spüren,

Jn ihnen nichts vergnüglichs sehn, da wir jedoch ausdrücklich
wollen,

Daß wir zu Ehren unsers Schöpfers, und sie, für uns ge-
macht seyn sollen,

Von neuen ernstlich nachgedacht, und mich mit allem Ernst
bemüht,

Die eigentlich-und wahren Quellen, von diesem Unglück, zu
ergründen,

Das man bey Frommen und bey Bösen, und überall im
Schwange sieht:

So deucht mich, daß wir sie am klärsten, in einer Art Ver-
stopfung, finden,

Womit die Röhren unsrer Sinnen, die Thüren zu den klugen
Seelen,

Behaftet und beschweret scheinen. Jn diesen zarten Hirn-Ca-
nälen,

Wodurch unstreitig unsre Geister sich mit der Creatur ver-
mählen;
Und
Gedichte an Hrn. Reinbeck.
An S. T.
Hrn. Conſiſtorialrath und Probſt
Reinbeck.
Nachdem ich neulich abermal die ſeltzame Beſchaffenheit,
Der unvernuͤnftigen Vernunft, der ſproͤden Unempfind-
lichkeit

Der Menſchen, gegen Gottes Werke, und wie ſie uns ſo we-
nig ruͤhren,

Woher wir uns allein zum Schaden, in ihnen keine Freu-
de ſpuͤren,

Jn ihnen nichts vergnuͤglichs ſehn, da wir jedoch ausdruͤcklich
wollen,

Daß wir zu Ehren unſers Schoͤpfers, und ſie, fuͤr uns ge-
macht ſeyn ſollen,

Von neuen ernſtlich nachgedacht, und mich mit allem Ernſt
bemuͤht,

Die eigentlich-und wahren Quellen, von dieſem Ungluͤck, zu
ergruͤnden,

Das man bey Frommen und bey Boͤſen, und uͤberall im
Schwange ſieht:

So deucht mich, daß wir ſie am klaͤrſten, in einer Art Ver-
ſtopfung, finden,

Womit die Roͤhren unſrer Sinnen, die Thuͤren zu den klugen
Seelen,

Behaftet und beſchweret ſcheinen. Jn dieſen zarten Hirn-Ca-
naͤlen,

Wodurch unſtreitig unſre Geiſter ſich mit der Creatur ver-
maͤhlen;
Und
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[730/0754] Gedichte an Hrn. Reinbeck. An S. T. Hrn. Conſiſtorialrath und Probſt Reinbeck. Nachdem ich neulich abermal die ſeltzame Beſchaffenheit, Der unvernuͤnftigen Vernunft, der ſproͤden Unempfind- lichkeit Der Menſchen, gegen Gottes Werke, und wie ſie uns ſo we- nig ruͤhren, Woher wir uns allein zum Schaden, in ihnen keine Freu- de ſpuͤren, Jn ihnen nichts vergnuͤglichs ſehn, da wir jedoch ausdruͤcklich wollen, Daß wir zu Ehren unſers Schoͤpfers, und ſie, fuͤr uns ge- macht ſeyn ſollen, Von neuen ernſtlich nachgedacht, und mich mit allem Ernſt bemuͤht, Die eigentlich-und wahren Quellen, von dieſem Ungluͤck, zu ergruͤnden, Das man bey Frommen und bey Boͤſen, und uͤberall im Schwange ſieht: So deucht mich, daß wir ſie am klaͤrſten, in einer Art Ver- ſtopfung, finden, Womit die Roͤhren unſrer Sinnen, die Thuͤren zu den klugen Seelen, Behaftet und beſchweret ſcheinen. Jn dieſen zarten Hirn-Ca- naͤlen, Wodurch unſtreitig unſre Geiſter ſich mit der Creatur ver- maͤhlen; Und

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 730. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/754>, abgerufen am 22.11.2024.