Bleibt ein jeder doch nicht minder zu der ersten Pflicht ver- bunden, Nemlich Gott, der überall im Geschöpfe wird gefunden, Als den Schöpfer, anzubethen, zu bewundern, zu erhöhn, Und zu diesem Zweck sein Werk anders, als bisher geschehn, Mit genauerer Betrachtung, ehrerbietig anzusehn. Hiedurch zeigt sich, daß wir dort nicht im Himmel nur allein, Sondern auch schon hier auf Erden, Gott zur Ehr, erschaffen seyn.
Diese Pflichten, Gott, als Schöpfer, in der Creatur zu ehren, Jn Betrachtung ihrer Wunder, ihres Meisters Ruhm zu mehren, Sind bisher, ich weis nicht wie, leider! auch von vielen From- men Nicht gebührend untersucht, nicht genug in Acht genommen, Welche doch so nöthig sind, um dadurch so dort, als hier, Gott zur Ehr, uns zu vergnügen, und an seiner Wunder Gaben, An derselben Ordnung, Nutzen, Pracht, Zusammenhang und Zier, Die uns, ihm zum Ruhm, geschenkt, uns mit frohem Dank zu laben.
Ob man gleich nun denken möchte, es sey unsrer Lehrer Schuld, Daß wir dieß versäumet haben; daß sie uns des Schöp- fers Huld Nicht so oft und viel gezeigt, nicht so deutlich uns erkläret, Nicht so oft daran erinnert, nicht mit mehrerm Ernst gelehret, Wie wirs anzufangen haben, Gottes Allmacht in den Werken, Jhm zur Ehr, und uns zur Lust, mit Erstaunen, zu bemerken;
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in der Betrachtung vom Nichts.
Bleibt ein jeder doch nicht minder zu der erſten Pflicht ver- bunden, Nemlich Gott, der uͤberall im Geſchoͤpfe wird gefunden, Als den Schoͤpfer, anzubethen, zu bewundern, zu erhoͤhn, Und zu dieſem Zweck ſein Werk anders, als bisher geſchehn, Mit genauerer Betrachtung, ehrerbietig anzuſehn. Hiedurch zeigt ſich, daß wir dort nicht im Himmel nur allein, Sondern auch ſchon hier auf Erden, Gott zur Ehr, erſchaffen ſeyn.
Dieſe Pflichten, Gott, als Schoͤpfer, in der Creatur zu ehren, Jn Betrachtung ihrer Wunder, ihres Meiſters Ruhm zu mehren, Sind bisher, ich weis nicht wie, leider! auch von vielen From- men Nicht gebuͤhrend unterſucht, nicht genug in Acht genommen, Welche doch ſo noͤthig ſind, um dadurch ſo dort, als hier, Gott zur Ehr, uns zu vergnuͤgen, und an ſeiner Wunder Gaben, An derſelben Ordnung, Nutzen, Pracht, Zuſammenhang und Zier, Die uns, ihm zum Ruhm, geſchenkt, uns mit frohem Dank zu laben.
Ob man gleich nun denken moͤchte, es ſey unſrer Lehrer Schuld, Daß wir dieß verſaͤumet haben; daß ſie uns des Schoͤp- fers Huld Nicht ſo oft und viel gezeigt, nicht ſo deutlich uns erklaͤret, Nicht ſo oft daran erinnert, nicht mit mehrerm Ernſt gelehret, Wie wirs anzufangen haben, Gottes Allmacht in den Werken, Jhm zur Ehr, und uns zur Luſt, mit Erſtaunen, zu bemerken;
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in der Betrachtung vom Nichts.
Bleibt ein jeder doch nicht minder zu der erſten Pflicht ver-
bunden,
Nemlich Gott, der uͤberall im Geſchoͤpfe wird gefunden,
Als den Schoͤpfer, anzubethen, zu bewundern, zu erhoͤhn,
Und zu dieſem Zweck ſein Werk anders, als bisher geſchehn,
Mit genauerer Betrachtung, ehrerbietig anzuſehn.
Hiedurch zeigt ſich, daß wir dort nicht im Himmel nur allein,
Sondern auch ſchon hier auf Erden, Gott zur Ehr, erſchaffen
ſeyn.
Dieſe Pflichten, Gott, als Schoͤpfer, in der Creatur zu
ehren,
Jn Betrachtung ihrer Wunder, ihres Meiſters Ruhm zu
mehren,
Sind bisher, ich weis nicht wie, leider! auch von vielen From-
men
Nicht gebuͤhrend unterſucht, nicht genug in Acht genommen,
Welche doch ſo noͤthig ſind, um dadurch ſo dort, als hier,
Gott zur Ehr, uns zu vergnuͤgen, und an ſeiner Wunder
Gaben,
An derſelben Ordnung, Nutzen, Pracht, Zuſammenhang und
Zier,
Die uns, ihm zum Ruhm, geſchenkt, uns mit frohem Dank zu
laben.
Ob man gleich nun denken moͤchte, es ſey unſrer Lehrer
Schuld,
Daß wir dieß verſaͤumet haben; daß ſie uns des Schoͤp-
fers Huld
Nicht ſo oft und viel gezeigt, nicht ſo deutlich uns erklaͤret,
Nicht ſo oft daran erinnert, nicht mit mehrerm Ernſt gelehret,
Wie wirs anzufangen haben, Gottes Allmacht in den Werken,
Jhm zur Ehr, und uns zur Luſt, mit Erſtaunen, zu bemerken;
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/723>, abgerufen am 24.11.2024.
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