Daß sie von uns betrachtet werden, ja daß, (da wir der Sinnen Gaben, Wodurch man sie betrachten kann, von unserm Gott erhalten haben,) Wir selber werth, sie zu betrachten. Einfolglich, daß man Gott verehrt, Wenn man der Creaturen Menge, derselben Ord- nung. Schmuck und Pracht, Und in denselben dessen Allmacht, der sie aus Nichts hervorgebracht, Samt seiner Lieb und seiner Weisheit, zum Vor- wurf seiner Seelen macht.
Man zeige mir auf dieser Welt von allem, was man je er- kannt, Für Seelen mit Vernunft begabt, doch einen würdgern Ge- genstand?
Sobald wir nun mit diesem Vorwurf, durch unsre Sinnen, unsre Seelen, Jn einer ernstlichen Betrachtung, verbinden, fügen, ja ver- mählen: Entsteht die selige Bewundrung, die uns die wahre Gott- heit weist; Jndem man Weisheit, Macht und Liebe in jeder Creatur ver- spüret, Die einen, der nur menschlich denkt, auf eine solche Weise rühret, Daß man, in seiner eignen Lust, den Herrn der Creaturen preist.
Da wir das Bewundern nun noch einmal mit Ernst besehen: Muß man ferner des Begriffs Unzulänglichkeit gestehen,
Wenn
Verſuch der Kraft unſers Geiſtes,
Daß ſie von uns betrachtet werden, ja daß, (da wir der Sinnen Gaben, Wodurch man ſie betrachten kann, von unſerm Gott erhalten haben,) Wir ſelber werth, ſie zu betrachten. Einfolglich, daß man Gott verehrt, Wenn man der Creaturen Menge, derſelben Ord- nung. Schmuck und Pracht, Und in denſelben deſſen Allmacht, der ſie aus Nichts hervorgebracht, Samt ſeiner Lieb und ſeiner Weisheit, zum Vor- wurf ſeiner Seelen macht.
Man zeige mir auf dieſer Welt von allem, was man je er- kannt, Fuͤr Seelen mit Vernunft begabt, doch einen wuͤrdgern Ge- genſtand?
Sobald wir nun mit dieſem Vorwurf, durch unſre Sinnen, unſre Seelen, Jn einer ernſtlichen Betrachtung, verbinden, fuͤgen, ja ver- maͤhlen: Entſteht die ſelige Bewundrung, die uns die wahre Gott- heit weiſt; Jndem man Weisheit, Macht und Liebe in jeder Creatur ver- ſpuͤret, Die einen, der nur menſchlich denkt, auf eine ſolche Weiſe ruͤhret, Daß man, in ſeiner eignen Luſt, den Herrn der Creaturen preiſt.
Da wir das Bewundern nun noch einmal mit Ernſt beſehen: Muß man ferner des Begriffs Unzulaͤnglichkeit geſtehen,
Wenn
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Verſuch der Kraft unſers Geiſtes,
Daß ſie von uns betrachtet werden, ja daß, (da
wir der Sinnen Gaben,
Wodurch man ſie betrachten kann, von unſerm
Gott erhalten haben,)
Wir ſelber werth, ſie zu betrachten. Einfolglich,
daß man Gott verehrt,
Wenn man der Creaturen Menge, derſelben Ord-
nung. Schmuck und Pracht,
Und in denſelben deſſen Allmacht, der ſie aus Nichts
hervorgebracht,
Samt ſeiner Lieb und ſeiner Weisheit, zum Vor-
wurf ſeiner Seelen macht.
Man zeige mir auf dieſer Welt von allem, was man je er-
kannt,
Fuͤr Seelen mit Vernunft begabt, doch einen wuͤrdgern Ge-
genſtand?
Sobald wir nun mit dieſem Vorwurf, durch unſre Sinnen,
unſre Seelen,
Jn einer ernſtlichen Betrachtung, verbinden, fuͤgen, ja ver-
maͤhlen:
Entſteht die ſelige Bewundrung, die uns die wahre Gott-
heit weiſt;
Jndem man Weisheit, Macht und Liebe in jeder Creatur ver-
ſpuͤret,
Die einen, der nur menſchlich denkt, auf eine ſolche Weiſe
ruͤhret,
Daß man, in ſeiner eignen Luſt, den Herrn der Creaturen preiſt.
Da wir das Bewundern nun noch einmal mit Ernſt
beſehen:
Muß man ferner des Begriffs Unzulaͤnglichkeit geſtehen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/716>, abgerufen am 24.11.2024.
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