"Macht in mir ein Wünschen rege, "Daß ich, dieser Rosen Zier, "Aller Dinge Schöpfer! dir "Recht zum Ruhm, gebrauchen möge. Durch den Geruch und was die Blätter mit solcher holden Schönheit ziert, Ward ich noch ferner, Herr, zu dir, in diesem Lobgesang, geführt: "Der du die Theilchen so gefügt, "Daß sie mich, im Geruch, vergnügt, "Und noch dazu, daß ich mein Denken, "Als meiner Seelen beste Kraft, "Auf die erquickend' Eigenschaft "Sich können und sich wollen senken, "Auch durch den Sinn zugleich sich lenken, "Zu dir, der mir so väterlich "Aus Gnaden alles wollen schenken, "Jch rühme, lob und preise dich.
Aus dieser Rosen schönen Menge, Die all, in kühlem Feuer, flammen, Sucht ich die schönsten noch zusammen. Fünf Centifolien, die an der Oeffnung Enge, Vor andern, noch beträchtlicher mir schienen, Und die an lieblicher Figur, An Größe, Festigkeit, und an gespitzter Ründe, Jch fast den Zwiebeln ähnlich finde, Erwählt ich mir, um an derselben Schätzen Mich ins besondre zu ergötzen. Die andern ließ ich etwas pflegen, Und sie in eine zinnerne, Mit Wasser angefüllete, Polirte große Schüssel legen.
Jn
Roſen-Gedanken.
„Macht in mir ein Wuͤnſchen rege, „Daß ich, dieſer Roſen Zier, „Aller Dinge Schoͤpfer! dir „Recht zum Ruhm, gebrauchen moͤge. Durch den Geruch und was die Blaͤtter mit ſolcher holden Schoͤnheit ziert, Ward ich noch ferner, Herr, zu dir, in dieſem Lobgeſang, gefuͤhrt: „Der du die Theilchen ſo gefuͤgt, „Daß ſie mich, im Geruch, vergnuͤgt, „Und noch dazu, daß ich mein Denken, „Als meiner Seelen beſte Kraft, „Auf die erquickend’ Eigenſchaft „Sich koͤnnen und ſich wollen ſenken, „Auch durch den Sinn zugleich ſich lenken, „Zu dir, der mir ſo vaͤterlich „Aus Gnaden alles wollen ſchenken, „Jch ruͤhme, lob und preiſe dich.
Aus dieſer Roſen ſchoͤnen Menge, Die all, in kuͤhlem Feuer, flammen, Sucht ich die ſchoͤnſten noch zuſammen. Fuͤnf Centifolien, die an der Oeffnung Enge, Vor andern, noch betraͤchtlicher mir ſchienen, Und die an lieblicher Figur, An Groͤße, Feſtigkeit, und an geſpitzter Ruͤnde, Jch faſt den Zwiebeln aͤhnlich finde, Erwaͤhlt ich mir, um an derſelben Schaͤtzen Mich ins beſondre zu ergoͤtzen. Die andern ließ ich etwas pflegen, Und ſie in eine zinnerne, Mit Waſſer angefuͤllete, Polirte große Schuͤſſel legen.
Jn
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Roſen-Gedanken.
„Macht in mir ein Wuͤnſchen rege,
„Daß ich, dieſer Roſen Zier,
„Aller Dinge Schoͤpfer! dir
„Recht zum Ruhm, gebrauchen moͤge.
Durch den Geruch und was die Blaͤtter mit ſolcher holden
Schoͤnheit ziert,
Ward ich noch ferner, Herr, zu dir, in dieſem Lobgeſang, gefuͤhrt:
„Der du die Theilchen ſo gefuͤgt,
„Daß ſie mich, im Geruch, vergnuͤgt,
„Und noch dazu, daß ich mein Denken,
„Als meiner Seelen beſte Kraft,
„Auf die erquickend’ Eigenſchaft
„Sich koͤnnen und ſich wollen ſenken,
„Auch durch den Sinn zugleich ſich lenken,
„Zu dir, der mir ſo vaͤterlich
„Aus Gnaden alles wollen ſchenken,
„Jch ruͤhme, lob und preiſe dich.
Aus dieſer Roſen ſchoͤnen Menge,
Die all, in kuͤhlem Feuer, flammen,
Sucht ich die ſchoͤnſten noch zuſammen.
Fuͤnf Centifolien, die an der Oeffnung Enge,
Vor andern, noch betraͤchtlicher mir ſchienen,
Und die an lieblicher Figur,
An Groͤße, Feſtigkeit, und an geſpitzter Ruͤnde,
Jch faſt den Zwiebeln aͤhnlich finde,
Erwaͤhlt ich mir, um an derſelben Schaͤtzen
Mich ins beſondre zu ergoͤtzen.
Die andern ließ ich etwas pflegen,
Und ſie in eine zinnerne,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/69>, abgerufen am 04.12.2024.
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