Dieweil nun nichts Bewunderns-werthers auf Erden, in den Meeres-Gründen, Und auch in aller Himmel Himmeln, als das, was Gott ge- macht, zu finden: So fließt von selbst, daß kein Bewundern in uns für jemand so viel Ehre, Als für den Schöpfer aller Dinge, wenn man sein Werk er- wegt, gebähre. Es scheinen uns die Sinnen alle, zu diesem großen Zweck allein, Sammt der vergleichenden Vernunft, von unserm Gott, ge- schenkt zu seyn.
Ach laßt denn doch nicht ihre Kraft, und edles Feur um- sonst verrauchen, Laßt uns dieselben, Gott zum Ruhm, und unserm Nutzen, besser brauchen, Als wie vielleicht bisher geschehn! Jst es nicht ein betrübtes Wesen? Es hat der große Gott, als Schöpfer, zu seinen Ehren uns erlesen; Er hat mit so viel Macht, als Weisheit, den Geist mit so viel Kraft geziert, Den wunderbar formirten Leib, so kunst-als wunderreich for- mirt, Es ist in unserm Christenthum die allererste unsrer Pflichten. Der erst Artikul unsers Glaubens heißt uns, auf Gott die See- le richten, Um ihn als Schöpfer anzusehn, um ihn als Schöpfer zu ver- ehren. Allein geschicht denn dieses auch? Verfahren wir nach diesen Lehren?
Stimmt
Betrachtung einiger Pflichten
Dieweil nun nichts Bewunderns-werthers auf Erden, in den Meeres-Gruͤnden, Und auch in aller Himmel Himmeln, als das, was Gott ge- macht, zu finden: So fließt von ſelbſt, daß kein Bewundern in uns fuͤr jemand ſo viel Ehre, Als fuͤr den Schoͤpfer aller Dinge, wenn man ſein Werk er- wegt, gebaͤhre. Es ſcheinen uns die Sinnen alle, zu dieſem großen Zweck allein, Sammt der vergleichenden Vernunft, von unſerm Gott, ge- ſchenkt zu ſeyn.
Ach laßt denn doch nicht ihre Kraft, und edles Feur um- ſonſt verrauchen, Laßt uns dieſelben, Gott zum Ruhm, und unſerm Nutzen, beſſer brauchen, Als wie vielleicht bisher geſchehn! Jſt es nicht ein betruͤbtes Weſen? Es hat der große Gott, als Schoͤpfer, zu ſeinen Ehren uns erleſen; Er hat mit ſo viel Macht, als Weisheit, den Geiſt mit ſo viel Kraft geziert, Den wunderbar formirten Leib, ſo kunſt-als wunderreich for- mirt, Es iſt in unſerm Chriſtenthum die allererſte unſrer Pflichten. Der erſt Artikul unſers Glaubens heißt uns, auf Gott die See- le richten, Um ihn als Schoͤpfer anzuſehn, um ihn als Schoͤpfer zu ver- ehren. Allein geſchicht denn dieſes auch? Verfahren wir nach dieſen Lehren?
Stimmt
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[658/0682]
Betrachtung einiger Pflichten
Dieweil nun nichts Bewunderns-werthers auf Erden, in
den Meeres-Gruͤnden,
Und auch in aller Himmel Himmeln, als das, was Gott ge-
macht, zu finden:
So fließt von ſelbſt, daß kein Bewundern in uns fuͤr jemand
ſo viel Ehre,
Als fuͤr den Schoͤpfer aller Dinge, wenn man ſein Werk er-
wegt, gebaͤhre.
Es ſcheinen uns die Sinnen alle, zu dieſem großen Zweck
allein,
Sammt der vergleichenden Vernunft, von unſerm Gott, ge-
ſchenkt zu ſeyn.
Ach laßt denn doch nicht ihre Kraft, und edles Feur um-
ſonſt verrauchen,
Laßt uns dieſelben, Gott zum Ruhm, und unſerm Nutzen, beſſer
brauchen,
Als wie vielleicht bisher geſchehn! Jſt es nicht ein betruͤbtes
Weſen?
Es hat der große Gott, als Schoͤpfer, zu ſeinen Ehren uns
erleſen;
Er hat mit ſo viel Macht, als Weisheit, den Geiſt mit ſo viel
Kraft geziert,
Den wunderbar formirten Leib, ſo kunſt-als wunderreich for-
mirt,
Es iſt in unſerm Chriſtenthum die allererſte unſrer Pflichten.
Der erſt Artikul unſers Glaubens heißt uns, auf Gott die See-
le richten,
Um ihn als Schoͤpfer anzuſehn, um ihn als Schoͤpfer zu ver-
ehren.
Allein geſchicht denn dieſes auch? Verfahren wir nach dieſen
Lehren?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/682>, abgerufen am 24.11.2024.
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