Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

der Menschen gegen Gott.
Wer kann dieß Wunderwerk begreifen? Du wirst aufs we-
nigste gestehn,
Daß diese Wunder nicht durch dich, und deine Kunst und Witz,
geschehn,

Auch daß kein blindes Ungefehr so vieler Creaturen Kräfte,
Auf eine Weise, mengen kann, daß deine rege Lebens-Säfte,
Daß Adern, Nerven, Bein und Fleisch, von ungefähr sich nicht
formiren,

Noch durch ein unabsichtlich Etwas, das blind, sich selbst zu-
sammen führen.

Und also zeigt dein eigner Leib, am überzeuglichsten dir an:
Es sey ein Wesen ausser dir, daß solche Wunder wirken kann,
Das solche Wunder wirklich wirkt. Erwege denn, gerühr-
ter Geist,

Wie klärlich dir dein eigner Leib das Licht der größten Wahr-
heit weist,

Und wie er dir so überzeuglich die aller erste Staffel zeiget,
Auf welcher man zur ewgen Gottheit, zum Schöpfer aller
Dinge, steiget.
II.
Die andere Pflicht ist, durch rechtmäßigen
Gebrauch unserer Sinnen, in der Ordnung, Größe
und Schönheit der Welt, ein weises, mäch-
tiges und liebreiches Wesen zu
entdecken.
Wann aber, nebst dem Körper, etwas, das denkt, sich auch
an dir befindet,

Jn welches deines Körpers Nahrung, als Fleisch, und Fisch,
sich nicht verkehrt,
Und

der Menſchen gegen Gott.
Wer kann dieß Wunderwerk begreifen? Du wirſt aufs we-
nigſte geſtehn,
Daß dieſe Wunder nicht durch dich, und deine Kunſt und Witz,
geſchehn,

Auch daß kein blindes Ungefehr ſo vieler Creaturen Kraͤfte,
Auf eine Weiſe, mengen kann, daß deine rege Lebens-Saͤfte,
Daß Adern, Nerven, Bein und Fleiſch, von ungefaͤhr ſich nicht
formiren,

Noch durch ein unabſichtlich Etwas, das blind, ſich ſelbſt zu-
ſammen fuͤhren.

Und alſo zeigt dein eigner Leib, am uͤberzeuglichſten dir an:
Es ſey ein Weſen auſſer dir, daß ſolche Wunder wirken kann,
Das ſolche Wunder wirklich wirkt. Erwege denn, geruͤhr-
ter Geiſt,

Wie klaͤrlich dir dein eigner Leib das Licht der groͤßten Wahr-
heit weiſt,

Und wie er dir ſo uͤberzeuglich die aller erſte Staffel zeiget,
Auf welcher man zur ewgen Gottheit, zum Schoͤpfer aller
Dinge, ſteiget.
II.
Die andere Pflicht iſt, durch rechtmaͤßigen
Gebrauch unſerer Sinnen, in der Ordnung, Groͤße
und Schoͤnheit der Welt, ein weiſes, maͤch-
tiges und liebreiches Weſen zu
entdecken.
Wann aber, nebſt dem Koͤrper, etwas, das denkt, ſich auch
an dir befindet,

Jn welches deines Koͤrpers Nahrung, als Fleiſch, und Fiſch,
ſich nicht verkehrt,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg n="47">
              <l><pb facs="#f0677" n="653"/><fw place="top" type="header">der Men&#x017F;chen gegen Gott.</fw><lb/>
Wer kann dieß Wunderwerk begreifen? Du wir&#x017F;t aufs we-<lb/><hi rendition="#et">nig&#x017F;te ge&#x017F;tehn,</hi></l><lb/>
              <l>Daß die&#x017F;e Wunder nicht durch dich, und deine Kun&#x017F;t und Witz,<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chehn,</hi></l><lb/>
              <l>Auch daß kein blindes Ungefehr &#x017F;o vieler Creaturen Kra&#x0364;fte,</l><lb/>
              <l>Auf eine Wei&#x017F;e, mengen kann, daß deine rege Lebens-Sa&#x0364;fte,</l><lb/>
              <l>Daß Adern, Nerven, Bein und Flei&#x017F;ch, von ungefa&#x0364;hr &#x017F;ich nicht<lb/><hi rendition="#et">formiren,</hi></l><lb/>
              <l>Noch durch ein unab&#x017F;ichtlich Etwas, das blind, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ammen fu&#x0364;hren.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="48">
              <l>Und al&#x017F;o zeigt dein eigner Leib, am u&#x0364;berzeuglich&#x017F;ten dir an:</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;ey ein We&#x017F;en au&#x017F;&#x017F;er dir, daß &#x017F;olche Wunder wirken kann,</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;olche Wunder wirklich wirkt. Erwege denn, geru&#x0364;hr-<lb/><hi rendition="#et">ter Gei&#x017F;t,</hi></l><lb/>
              <l>Wie kla&#x0364;rlich dir dein eigner Leib das Licht der gro&#x0364;ßten Wahr-<lb/><hi rendition="#et">heit wei&#x017F;t,</hi></l><lb/>
              <l>Und wie er dir &#x017F;o u&#x0364;berzeuglich die aller er&#x017F;te Staffel zeiget,</l><lb/>
              <l>Auf welcher man zur ewgen Gottheit, zum Scho&#x0364;pfer aller<lb/><hi rendition="#et">Dinge, &#x017F;teiget.</hi></l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">II.</hi><lb/><hi rendition="#b">Die andere Pflicht i&#x017F;t, durch rechtma&#x0364;ßigen</hi><lb/>
Gebrauch un&#x017F;erer Sinnen, in der Ordnung, Gro&#x0364;ße<lb/>
und Scho&#x0364;nheit der Welt, ein wei&#x017F;es, ma&#x0364;ch-<lb/>
tiges und liebreiches We&#x017F;en zu<lb/>
entdecken.</head><lb/>
            <lg n="49">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ann aber, neb&#x017F;t dem Ko&#x0364;rper, etwas, das denkt, &#x017F;ich auch<lb/><hi rendition="#et">an dir befindet,</hi></l><lb/>
              <l>Jn welches deines Ko&#x0364;rpers Nahrung, als Flei&#x017F;ch, und Fi&#x017F;ch,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich nicht verkehrt,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[653/0677] der Menſchen gegen Gott. Wer kann dieß Wunderwerk begreifen? Du wirſt aufs we- nigſte geſtehn, Daß dieſe Wunder nicht durch dich, und deine Kunſt und Witz, geſchehn, Auch daß kein blindes Ungefehr ſo vieler Creaturen Kraͤfte, Auf eine Weiſe, mengen kann, daß deine rege Lebens-Saͤfte, Daß Adern, Nerven, Bein und Fleiſch, von ungefaͤhr ſich nicht formiren, Noch durch ein unabſichtlich Etwas, das blind, ſich ſelbſt zu- ſammen fuͤhren. Und alſo zeigt dein eigner Leib, am uͤberzeuglichſten dir an: Es ſey ein Weſen auſſer dir, daß ſolche Wunder wirken kann, Das ſolche Wunder wirklich wirkt. Erwege denn, geruͤhr- ter Geiſt, Wie klaͤrlich dir dein eigner Leib das Licht der groͤßten Wahr- heit weiſt, Und wie er dir ſo uͤberzeuglich die aller erſte Staffel zeiget, Auf welcher man zur ewgen Gottheit, zum Schoͤpfer aller Dinge, ſteiget. II. Die andere Pflicht iſt, durch rechtmaͤßigen Gebrauch unſerer Sinnen, in der Ordnung, Groͤße und Schoͤnheit der Welt, ein weiſes, maͤch- tiges und liebreiches Weſen zu entdecken. Wann aber, nebſt dem Koͤrper, etwas, das denkt, ſich auch an dir befindet, Jn welches deines Koͤrpers Nahrung, als Fleiſch, und Fiſch, ſich nicht verkehrt, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/677
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/677>, abgerufen am 22.12.2024.