Der dem Sinn fast mehr empfindlich, als dem Geist begreif- lich ist, * Den man nicht nach seinem Wesen, nur nach seinem Schatten mißt, Welchen seine Werke zeigen. Gott, der du der Allergrößte Bist, und willt, und kannst das Beste; durch den folglich auch das Beste Jmmer muß gewirket seyn; ach! wie sehnet sich mein Geist, Dir, zumal zu dieser Zeit, die uns auf besondre Weise, Aller Creatur zum Besten, und in ihnen dir zum Preise, Deine Weisheit, deine Macht, deiner Gnaden Ausbruch weist, Etwas, welches deiner würdig, dir zu Ehren vorzubringen, Und so wohl von deinen Wundern, als absonderlich zu singen, Von der Menschen Schuldigkeit, und auf wahre Menschen- Pflichten, Nach der Vorschrift der Vernunft, unser Augenmerk zu richten.
Da wir von der Christen Pflicht, in der Gottsgelehrten Lehren, Was uns nöthig, was uns nützlich, überzeuglich täglich hören: Scheint es, ihrer heilgen Arbeit ins besondere zu nützen, Wann wir sie, nach Möglichkeit, durch die Ueberlegung stützen, Daß der Mensch am nächsten sey, zu dem wahren Christen- Orden, Wenn er, durch vernünftge Schlüsse, erst ein wahrer Mensch geworden.
Laß es doch vor andern dir, Gott, zum Ruhm; dabey auch ihnen Und mir selbst, zu gleicher Zeit, öfters zur Ermuntrung dienen,
I.Um
* Schmecket und sehet wie freundlich der Herr etc.
Betrachtung einiger Pflichten
Der dem Sinn faſt mehr empfindlich, als dem Geiſt begreif- lich iſt, * Den man nicht nach ſeinem Weſen, nur nach ſeinem Schatten mißt, Welchen ſeine Werke zeigen. Gott, der du der Allergroͤßte Biſt, und willt, und kannſt das Beſte; durch den folglich auch das Beſte Jmmer muß gewirket ſeyn; ach! wie ſehnet ſich mein Geiſt, Dir, zumal zu dieſer Zeit, die uns auf beſondre Weiſe, Aller Creatur zum Beſten, und in ihnen dir zum Preiſe, Deine Weisheit, deine Macht, deiner Gnaden Ausbruch weiſt, Etwas, welches deiner wuͤrdig, dir zu Ehren vorzubringen, Und ſo wohl von deinen Wundern, als abſonderlich zu ſingen, Von der Menſchen Schuldigkeit, und auf wahre Menſchen- Pflichten, Nach der Vorſchrift der Vernunft, unſer Augenmerk zu richten.
Da wir von der Chriſten Pflicht, in der Gottsgelehrten Lehren, Was uns noͤthig, was uns nuͤtzlich, uͤberzeuglich taͤglich hoͤren: Scheint es, ihrer heilgen Arbeit ins beſondere zu nuͤtzen, Wann wir ſie, nach Moͤglichkeit, durch die Ueberlegung ſtuͤtzen, Daß der Menſch am naͤchſten ſey, zu dem wahren Chriſten- Orden, Wenn er, durch vernuͤnftge Schluͤſſe, erſt ein wahrer Menſch geworden.
Laß es doch vor andern dir, Gott, zum Ruhm; dabey auch ihnen Und mir ſelbſt, zu gleicher Zeit, oͤfters zur Ermuntrung dienen,
I.Um
* Schmecket und ſehet wie freundlich der Herr ꝛc.
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Betrachtung einiger Pflichten
Der dem Sinn faſt mehr empfindlich, als dem Geiſt begreif-
lich iſt, *
Den man nicht nach ſeinem Weſen, nur nach ſeinem Schatten
mißt,
Welchen ſeine Werke zeigen. Gott, der du der Allergroͤßte
Biſt, und willt, und kannſt das Beſte; durch den folglich auch
das Beſte
Jmmer muß gewirket ſeyn; ach! wie ſehnet ſich mein Geiſt,
Dir, zumal zu dieſer Zeit, die uns auf beſondre Weiſe,
Aller Creatur zum Beſten, und in ihnen dir zum Preiſe,
Deine Weisheit, deine Macht, deiner Gnaden Ausbruch weiſt,
Etwas, welches deiner wuͤrdig, dir zu Ehren vorzubringen,
Und ſo wohl von deinen Wundern, als abſonderlich zu ſingen,
Von der Menſchen Schuldigkeit, und auf wahre Menſchen-
Pflichten,
Nach der Vorſchrift der Vernunft, unſer Augenmerk zu richten.
Da wir von der Chriſten Pflicht, in der Gottsgelehrten
Lehren,
Was uns noͤthig, was uns nuͤtzlich, uͤberzeuglich taͤglich hoͤren:
Scheint es, ihrer heilgen Arbeit ins beſondere zu nuͤtzen,
Wann wir ſie, nach Moͤglichkeit, durch die Ueberlegung ſtuͤtzen,
Daß der Menſch am naͤchſten ſey, zu dem wahren Chriſten-
Orden,
Wenn er, durch vernuͤnftge Schluͤſſe, erſt ein wahrer Menſch
geworden.
Laß es doch vor andern dir, Gott, zum Ruhm; dabey auch
ihnen
Und mir ſelbſt, zu gleicher Zeit, oͤfters zur Ermuntrung dienen,
I. Um
* Schmecket und ſehet wie freundlich der Herr ꝛc.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/674>, abgerufen am 24.11.2024.
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