Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtung einiger Pflichten
Der dem Sinn fast mehr empfindlich, als dem Geist begreif-
lich ist, *
Den man nicht nach seinem Wesen, nur nach seinem Schatten
mißt,

Welchen seine Werke zeigen. Gott, der du der Allergrößte
Bist, und willt, und kannst das Beste; durch den folglich auch
das Beste

Jmmer muß gewirket seyn; ach! wie sehnet sich mein Geist,
Dir, zumal zu dieser Zeit, die uns auf besondre Weise,
Aller Creatur zum Besten, und in ihnen dir zum Preise,
Deine Weisheit, deine Macht, deiner Gnaden Ausbruch weist,
Etwas, welches deiner würdig, dir zu Ehren vorzubringen,
Und so wohl von deinen Wundern, als absonderlich zu singen,
Von der Menschen Schuldigkeit, und auf wahre Menschen-
Pflichten,

Nach der Vorschrift der Vernunft, unser Augenmerk zu richten.

Da wir von der Christen Pflicht, in der Gottsgelehrten
Lehren,

Was uns nöthig, was uns nützlich, überzeuglich täglich hören:
Scheint es, ihrer heilgen Arbeit ins besondere zu nützen,
Wann wir sie, nach Möglichkeit, durch die Ueberlegung stützen,
Daß der Mensch am nächsten sey, zu dem wahren Christen-
Orden,

Wenn er, durch vernünftge Schlüsse, erst ein wahrer Mensch
geworden.
Laß es doch vor andern dir, Gott, zum Ruhm; dabey auch
ihnen

Und mir selbst, zu gleicher Zeit, öfters zur Ermuntrung dienen,
I. Um
* Schmecket und sehet wie freundlich der Herr etc.

Betrachtung einiger Pflichten
Der dem Sinn faſt mehr empfindlich, als dem Geiſt begreif-
lich iſt, *
Den man nicht nach ſeinem Weſen, nur nach ſeinem Schatten
mißt,

Welchen ſeine Werke zeigen. Gott, der du der Allergroͤßte
Biſt, und willt, und kannſt das Beſte; durch den folglich auch
das Beſte

Jmmer muß gewirket ſeyn; ach! wie ſehnet ſich mein Geiſt,
Dir, zumal zu dieſer Zeit, die uns auf beſondre Weiſe,
Aller Creatur zum Beſten, und in ihnen dir zum Preiſe,
Deine Weisheit, deine Macht, deiner Gnaden Ausbruch weiſt,
Etwas, welches deiner wuͤrdig, dir zu Ehren vorzubringen,
Und ſo wohl von deinen Wundern, als abſonderlich zu ſingen,
Von der Menſchen Schuldigkeit, und auf wahre Menſchen-
Pflichten,

Nach der Vorſchrift der Vernunft, unſer Augenmerk zu richten.

Da wir von der Chriſten Pflicht, in der Gottsgelehrten
Lehren,

Was uns noͤthig, was uns nuͤtzlich, uͤberzeuglich taͤglich hoͤren:
Scheint es, ihrer heilgen Arbeit ins beſondere zu nuͤtzen,
Wann wir ſie, nach Moͤglichkeit, durch die Ueberlegung ſtuͤtzen,
Daß der Menſch am naͤchſten ſey, zu dem wahren Chriſten-
Orden,

Wenn er, durch vernuͤnftge Schluͤſſe, erſt ein wahrer Menſch
geworden.
Laß es doch vor andern dir, Gott, zum Ruhm; dabey auch
ihnen

Und mir ſelbſt, zu gleicher Zeit, oͤfters zur Ermuntrung dienen,
I. Um
* Schmecket und ſehet wie freundlich der Herr ꝛc.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg n="41">
              <l><pb facs="#f0674" n="650"/><fw place="top" type="header">Betrachtung einiger Pflichten</fw><lb/>
Der dem Sinn fa&#x017F;t mehr empfindlich, als dem Gei&#x017F;t begreif-<lb/><hi rendition="#et">lich i&#x017F;t, <note place="foot" n="*">Schmecket und &#x017F;ehet wie freundlich der Herr &#xA75B;c.</note></hi></l><lb/>
              <l>Den man nicht nach &#x017F;einem We&#x017F;en, nur nach &#x017F;einem Schatten<lb/><hi rendition="#et">mißt,</hi></l><lb/>
              <l>Welchen &#x017F;eine Werke zeigen. Gott, der du der Allergro&#x0364;ßte</l><lb/>
              <l>Bi&#x017F;t, und willt, und kann&#x017F;t das Be&#x017F;te; durch den folglich auch<lb/><hi rendition="#et">das Be&#x017F;te</hi></l><lb/>
              <l>Jmmer muß gewirket &#x017F;eyn; ach! wie &#x017F;ehnet &#x017F;ich mein Gei&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Dir, zumal zu die&#x017F;er Zeit, die uns auf be&#x017F;ondre Wei&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Aller Creatur zum Be&#x017F;ten, und in ihnen dir zum Prei&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Deine Weisheit, deine Macht, deiner Gnaden Ausbruch wei&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Etwas, welches deiner wu&#x0364;rdig, dir zu Ehren vorzubringen,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;o wohl von deinen Wundern, als ab&#x017F;onderlich zu &#x017F;ingen,</l><lb/>
              <l>Von der Men&#x017F;chen Schuldigkeit, und auf wahre Men&#x017F;chen-<lb/><hi rendition="#et">Pflichten,</hi></l><lb/>
              <l>Nach der Vor&#x017F;chrift der Vernunft, un&#x017F;er Augenmerk zu richten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="42">
              <l>Da wir von der Chri&#x017F;ten Pflicht, in der Gottsgelehrten<lb/><hi rendition="#et">Lehren,</hi></l><lb/>
              <l>Was uns no&#x0364;thig, was uns nu&#x0364;tzlich, u&#x0364;berzeuglich ta&#x0364;glich ho&#x0364;ren:</l><lb/>
              <l>Scheint es, ihrer heilgen Arbeit ins be&#x017F;ondere zu nu&#x0364;tzen,</l><lb/>
              <l>Wann wir &#x017F;ie, nach Mo&#x0364;glichkeit, durch die Ueberlegung &#x017F;tu&#x0364;tzen,</l><lb/>
              <l>Daß der Men&#x017F;ch am na&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;ey, zu dem wahren Chri&#x017F;ten-<lb/><hi rendition="#et">Orden,</hi></l><lb/>
              <l>Wenn er, durch vernu&#x0364;nftge Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, er&#x017F;t ein wahrer Men&#x017F;ch<lb/><hi rendition="#et">geworden.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="43">
              <l>Laß es doch vor andern dir, Gott, zum Ruhm; dabey auch<lb/><hi rendition="#et">ihnen</hi></l><lb/>
              <l>Und mir &#x017F;elb&#x017F;t, zu gleicher Zeit, o&#x0364;fters zur Ermuntrung dienen,</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">I.</hi> <hi rendition="#fr">Um</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[650/0674] Betrachtung einiger Pflichten Der dem Sinn faſt mehr empfindlich, als dem Geiſt begreif- lich iſt, * Den man nicht nach ſeinem Weſen, nur nach ſeinem Schatten mißt, Welchen ſeine Werke zeigen. Gott, der du der Allergroͤßte Biſt, und willt, und kannſt das Beſte; durch den folglich auch das Beſte Jmmer muß gewirket ſeyn; ach! wie ſehnet ſich mein Geiſt, Dir, zumal zu dieſer Zeit, die uns auf beſondre Weiſe, Aller Creatur zum Beſten, und in ihnen dir zum Preiſe, Deine Weisheit, deine Macht, deiner Gnaden Ausbruch weiſt, Etwas, welches deiner wuͤrdig, dir zu Ehren vorzubringen, Und ſo wohl von deinen Wundern, als abſonderlich zu ſingen, Von der Menſchen Schuldigkeit, und auf wahre Menſchen- Pflichten, Nach der Vorſchrift der Vernunft, unſer Augenmerk zu richten. Da wir von der Chriſten Pflicht, in der Gottsgelehrten Lehren, Was uns noͤthig, was uns nuͤtzlich, uͤberzeuglich taͤglich hoͤren: Scheint es, ihrer heilgen Arbeit ins beſondere zu nuͤtzen, Wann wir ſie, nach Moͤglichkeit, durch die Ueberlegung ſtuͤtzen, Daß der Menſch am naͤchſten ſey, zu dem wahren Chriſten- Orden, Wenn er, durch vernuͤnftge Schluͤſſe, erſt ein wahrer Menſch geworden. Laß es doch vor andern dir, Gott, zum Ruhm; dabey auch ihnen Und mir ſelbſt, zu gleicher Zeit, oͤfters zur Ermuntrung dienen, I. Um * Schmecket und ſehet wie freundlich der Herr ꝛc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/674
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/674>, abgerufen am 24.11.2024.