Hingegen ließ es anders nicht, Als wenn sie selbst ein neues Licht Vom Silber überkommen hätte. Jhr herrlich Roth, ihr schönes Grün Schien nun noch mehr, als vor, Smaragden und Rubinen, Jndem der Rosen Pracht, in holdem Wiederschein, Sich nicht nur nach dem Leben malte, Nein da so gar darin ein röthlich Feuer stralte, Das fast Auroren Glanz An Schimmer übertraf, und man nicht bilden kann.
Jch stutzt hierüber ganz; Es fachten sich in mir geweihter Andacht Flammen, Durch diese Rosen-Gluth, in mir erreget, an, Und faßt ich meine Lust in dieses Lied zusammen.
Gelobet sey das große Wesen, durch dessen Weisheit, Lieb und Hier dieser schönen Creatur (Macht, Solch eine liebliche Figur, So purpur-rother Farben Pracht, Und uns die Augen sind geschenket; Ja welcher solche Balsam-Kraft Den zarten Blättern eingesenket, Und uns des Riechens Eigenschaft, Zum Labsal und zur Lust gegeben. Ach! möchten wir uns doch bestreben, So oft wir Rosen blühen sehn, Durch sie zu Gott uns zu erheben! Ach möchten wir, da sie so schön, Daß sie des Schöpfers Werk, verstehn, Und seinen Ruhm im Dank erhöhn!
Ro-
Noch einige Gedanken uͤber die Roſe.
Hingegen ließ es anders nicht, Als wenn ſie ſelbſt ein neues Licht Vom Silber uͤberkommen haͤtte. Jhr herrlich Roth, ihr ſchoͤnes Gruͤn Schien nun noch mehr, als vor, Smaragden und Rubinen, Jndem der Roſen Pracht, in holdem Wiederſchein, Sich nicht nur nach dem Leben malte, Nein da ſo gar darin ein roͤthlich Feuer ſtralte, Das faſt Auroren Glanz An Schimmer uͤbertraf, und man nicht bilden kann.
Jch ſtutzt hieruͤber ganz; Es fachten ſich in mir geweihter Andacht Flammen, Durch dieſe Roſen-Gluth, in mir erreget, an, Und faßt ich meine Luſt in dieſes Lied zuſammen.
Gelobet ſey das große Weſen, durch deſſen Weisheit, Lieb und Hier dieſer ſchoͤnen Creatur (Macht, Solch eine liebliche Figur, So purpur-rother Farben Pracht, Und uns die Augen ſind geſchenket; Ja welcher ſolche Balſam-Kraft Den zarten Blaͤttern eingeſenket, Und uns des Riechens Eigenſchaft, Zum Labſal und zur Luſt gegeben. Ach! moͤchten wir uns doch beſtreben, So oft wir Roſen bluͤhen ſehn, Durch ſie zu Gott uns zu erheben! Ach moͤchten wir, da ſie ſo ſchoͤn, Daß ſie des Schoͤpfers Werk, verſtehn, Und ſeinen Ruhm im Dank erhoͤhn!
Ro-
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Noch einige Gedanken uͤber die Roſe.
Hingegen ließ es anders nicht,
Als wenn ſie ſelbſt ein neues Licht
Vom Silber uͤberkommen haͤtte.
Jhr herrlich Roth, ihr ſchoͤnes Gruͤn
Schien nun noch mehr, als vor, Smaragden und Rubinen,
Jndem der Roſen Pracht, in holdem Wiederſchein,
Sich nicht nur nach dem Leben malte,
Nein da ſo gar darin ein roͤthlich Feuer ſtralte,
Das faſt Auroren Glanz
An Schimmer uͤbertraf, und man nicht bilden kann.
Jch ſtutzt hieruͤber ganz;
Es fachten ſich in mir geweihter Andacht Flammen,
Durch dieſe Roſen-Gluth, in mir erreget, an,
Und faßt ich meine Luſt in dieſes Lied zuſammen.
Gelobet ſey das große Weſen, durch deſſen Weisheit, Lieb und
Hier dieſer ſchoͤnen Creatur (Macht,
Solch eine liebliche Figur,
So purpur-rother Farben Pracht,
Und uns die Augen ſind geſchenket;
Ja welcher ſolche Balſam-Kraft
Den zarten Blaͤttern eingeſenket,
Und uns des Riechens Eigenſchaft,
Zum Labſal und zur Luſt gegeben.
Ach! moͤchten wir uns doch beſtreben,
So oft wir Roſen bluͤhen ſehn,
Durch ſie zu Gott uns zu erheben!
Ach moͤchten wir, da ſie ſo ſchoͤn,
Daß ſie des Schoͤpfers Werk, verſtehn,
Und ſeinen Ruhm im Dank erhoͤhn!
Ro-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/67>, abgerufen am 04.12.2024.
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