Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtung
Von allen, was wir auf der Welt mit Recht ein wahres
Glücke nennen,

Jst ja wohl, wenn wir unsre Kinder, im Leben, wohl bera-
then können.

Dieß Glück hast du mir dieses Jahr, o Gott, in solchem Grad
beschehrt,

Daß ichs nicht besser wünschen können. Ein Schwiegersohn
von solchen Gaben,

An Ehre, Reichthum, Redlichkeit, die viele kaum zertheilet
haben,

Jst heuer meiner ältsten Tochter, von dir, o Herr, zum Mann
gewährt.

Ach gieb, o Vater! ferner hin, zu dieser Ehe, deinen
Segen,

Und uns absonderlich die Gabe, daß wir die Gnad erken-
nen mögen!

Ach laß uns alle deine Liebe, in dieser Führung, oft er-
messen,

Und, im beständigen Vergnügen, doch ja des Dankens nicht
vergessen!

Jst es so uns, als ihnen, nütz: So laß, o Herr! zu deinen
Ehren,

Auf späte Zeiten ihr Geschlecht, in frommen Kindern, sich
vermehren!

Gieb ihnen Willen und Vergnügen, daß sie sich alles Ernsts be-
mühn,

Die bloß von dir geschenkte Gabe auch dir gefällig zu erziehn!
Wie hast du ferner, großer Gott, zu meinem neuen Amt und
Stande,

Zu meiner Reise, meinem Antritt, zu meinen Leben auf dem
Lande,
So
Betrachtung
Von allen, was wir auf der Welt mit Recht ein wahres
Gluͤcke nennen,

Jſt ja wohl, wenn wir unſre Kinder, im Leben, wohl bera-
then koͤnnen.

Dieß Gluͤck haſt du mir dieſes Jahr, o Gott, in ſolchem Grad
beſchehrt,

Daß ichs nicht beſſer wuͤnſchen koͤnnen. Ein Schwiegerſohn
von ſolchen Gaben,

An Ehre, Reichthum, Redlichkeit, die viele kaum zertheilet
haben,

Jſt heuer meiner aͤltſten Tochter, von dir, o Herr, zum Mann
gewaͤhrt.

Ach gieb, o Vater! ferner hin, zu dieſer Ehe, deinen
Segen,

Und uns abſonderlich die Gabe, daß wir die Gnad erken-
nen moͤgen!

Ach laß uns alle deine Liebe, in dieſer Fuͤhrung, oft er-
meſſen,

Und, im beſtaͤndigen Vergnuͤgen, doch ja des Dankens nicht
vergeſſen!

Jſt es ſo uns, als ihnen, nuͤtz: So laß, o Herr! zu deinen
Ehren,

Auf ſpaͤte Zeiten ihr Geſchlecht, in frommen Kindern, ſich
vermehren!

Gieb ihnen Willen und Vergnuͤgen, daß ſie ſich alles Ernſts be-
muͤhn,

Die bloß von dir geſchenkte Gabe auch dir gefaͤllig zu erziehn!
Wie haſt du ferner, großer Gott, zu meinem neuen Amt und
Stande,

Zu meiner Reiſe, meinem Antritt, zu meinen Leben auf dem
Lande,
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0668" n="644"/>
          <fw place="top" type="header">Betrachtung</fw><lb/>
          <lg n="35">
            <l>Von allen, was wir auf der Welt mit Recht ein wahres<lb/><hi rendition="#et">Glu&#x0364;cke nennen,</hi></l><lb/>
            <l>J&#x017F;t ja wohl, wenn wir un&#x017F;re Kinder, im Leben, wohl bera-<lb/><hi rendition="#et">then ko&#x0364;nnen.</hi></l><lb/>
            <l>Dieß Glu&#x0364;ck ha&#x017F;t du mir die&#x017F;es Jahr, o Gott, in &#x017F;olchem Grad<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;chehrt,</hi></l><lb/>
            <l>Daß ichs nicht be&#x017F;&#x017F;er wu&#x0364;n&#x017F;chen ko&#x0364;nnen. Ein Schwieger&#x017F;ohn<lb/><hi rendition="#et">von &#x017F;olchen Gaben,</hi></l><lb/>
            <l>An Ehre, Reichthum, Redlichkeit, die viele kaum zertheilet<lb/><hi rendition="#et">haben,</hi></l><lb/>
            <l>J&#x017F;t heuer meiner a&#x0364;lt&#x017F;ten Tochter, von dir, o Herr, zum Mann<lb/><hi rendition="#et">gewa&#x0364;hrt.</hi></l><lb/>
            <l>Ach gieb, o Vater! ferner hin, zu die&#x017F;er Ehe, deinen<lb/><hi rendition="#et">Segen,</hi></l><lb/>
            <l>Und uns ab&#x017F;onderlich die Gabe, daß wir die Gnad erken-<lb/><hi rendition="#et">nen mo&#x0364;gen!</hi></l><lb/>
            <l>Ach laß uns alle deine Liebe, in die&#x017F;er Fu&#x0364;hrung, oft er-<lb/><hi rendition="#et">me&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
            <l>Und, im be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Vergnu&#x0364;gen, doch ja des Dankens nicht<lb/><hi rendition="#et">verge&#x017F;&#x017F;en!</hi></l><lb/>
            <l>J&#x017F;t es &#x017F;o uns, als ihnen, nu&#x0364;tz: So laß, o Herr! zu deinen<lb/><hi rendition="#et">Ehren,</hi></l><lb/>
            <l>Auf &#x017F;pa&#x0364;te Zeiten ihr Ge&#x017F;chlecht, in frommen Kindern, &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">vermehren!</hi></l><lb/>
            <l>Gieb ihnen Willen und Vergnu&#x0364;gen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich alles Ern&#x017F;ts be-<lb/><hi rendition="#et">mu&#x0364;hn,</hi></l><lb/>
            <l>Die bloß von dir ge&#x017F;chenkte Gabe auch dir gefa&#x0364;llig zu erziehn!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="36">
            <l>Wie ha&#x017F;t du ferner, großer Gott, zu meinem neuen Amt und<lb/><hi rendition="#et">Stande,</hi></l><lb/>
            <l>Zu meiner Rei&#x017F;e, meinem Antritt, zu meinen Leben auf dem<lb/><hi rendition="#et">Lande,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[644/0668] Betrachtung Von allen, was wir auf der Welt mit Recht ein wahres Gluͤcke nennen, Jſt ja wohl, wenn wir unſre Kinder, im Leben, wohl bera- then koͤnnen. Dieß Gluͤck haſt du mir dieſes Jahr, o Gott, in ſolchem Grad beſchehrt, Daß ichs nicht beſſer wuͤnſchen koͤnnen. Ein Schwiegerſohn von ſolchen Gaben, An Ehre, Reichthum, Redlichkeit, die viele kaum zertheilet haben, Jſt heuer meiner aͤltſten Tochter, von dir, o Herr, zum Mann gewaͤhrt. Ach gieb, o Vater! ferner hin, zu dieſer Ehe, deinen Segen, Und uns abſonderlich die Gabe, daß wir die Gnad erken- nen moͤgen! Ach laß uns alle deine Liebe, in dieſer Fuͤhrung, oft er- meſſen, Und, im beſtaͤndigen Vergnuͤgen, doch ja des Dankens nicht vergeſſen! Jſt es ſo uns, als ihnen, nuͤtz: So laß, o Herr! zu deinen Ehren, Auf ſpaͤte Zeiten ihr Geſchlecht, in frommen Kindern, ſich vermehren! Gieb ihnen Willen und Vergnuͤgen, daß ſie ſich alles Ernſts be- muͤhn, Die bloß von dir geſchenkte Gabe auch dir gefaͤllig zu erziehn! Wie haſt du ferner, großer Gott, zu meinem neuen Amt und Stande, Zu meiner Reiſe, meinem Antritt, zu meinen Leben auf dem Lande, So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/668
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/668>, abgerufen am 28.11.2024.