Cameel- und Esel- Rücken brauchen, so schnell aufs rasche Pferd sich schwingen, Ja selber Elephanten zähmen? Wer richtet Hund und Vo- gel ein, Für uns und nicht für sich zu jagen, als die geschickte Hand allein? Anstatt daß wir uns mit den Thieren, mit Bär und Wölfen beissen müßten, Wenn wir die edle Hand nicht hätten, und sie so wohl zu brauchen wüßten: So brauchen wir der Hunde Zähne, daß sie für uns mit ih- nen fechten; Daher sie jener, der den Nutzen, den sie uns darin bringen, kannte, Nicht unrecht ihren Zahn, der Menschen lebendge Dolch und Degen nannte.
Man nimmt der Thiere Felle, Federn und Woll und Haar, mit unsrer Rechten, Und richtet sie, zu unsrer Wärm und zur Bequemlichkeit der Ruh, Wie auch ihr Fleisch zu unsrer Kost, zu Arzeneyen gleichfalls, zu, Bis auf die Wunder in dem Meer, die größten Wallfisch tödten wir, Es hilft sie keine List, noch Macht, noch Flucht, noch kecker Widerstand, Es fänget, haschet, überwindet und tödtet sie der Menschen Hand.
Wenn wir nun ferner überlegen, was Gott, der weise Schöpfer, ihr Für Millionen Vorwürf schuff, woran sie Kunst und Fer- tigkeit
Kann
Betrachtung
Cameel- und Eſel- Ruͤcken brauchen, ſo ſchnell aufs raſche Pferd ſich ſchwingen, Ja ſelber Elephanten zaͤhmen? Wer richtet Hund und Vo- gel ein, Fuͤr uns und nicht fuͤr ſich zu jagen, als die geſchickte Hand allein? Anſtatt daß wir uns mit den Thieren, mit Baͤr und Woͤlfen beiſſen muͤßten, Wenn wir die edle Hand nicht haͤtten, und ſie ſo wohl zu brauchen wuͤßten: So brauchen wir der Hunde Zaͤhne, daß ſie fuͤr uns mit ih- nen fechten; Daher ſie jener, der den Nutzen, den ſie uns darin bringen, kannte, Nicht unrecht ihren Zahn, der Menſchen lebendge Dolch und Degen nannte.
Man nimmt der Thiere Felle, Federn und Woll und Haar, mit unſrer Rechten, Und richtet ſie, zu unſrer Waͤrm und zur Bequemlichkeit der Ruh, Wie auch ihr Fleiſch zu unſrer Koſt, zu Arzeneyen gleichfalls, zu, Bis auf die Wunder in dem Meer, die groͤßten Wallfiſch toͤdten wir, Es hilft ſie keine Liſt, noch Macht, noch Flucht, noch kecker Widerſtand, Es faͤnget, haſchet, uͤberwindet und toͤdtet ſie der Menſchen Hand.
Wenn wir nun ferner uͤberlegen, was Gott, der weiſe Schoͤpfer, ihr Fuͤr Millionen Vorwuͤrf ſchuff, woran ſie Kunſt und Fer- tigkeit
Kann
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Betrachtung
Cameel- und Eſel- Ruͤcken brauchen, ſo ſchnell aufs raſche
Pferd ſich ſchwingen,
Ja ſelber Elephanten zaͤhmen? Wer richtet Hund und Vo-
gel ein,
Fuͤr uns und nicht fuͤr ſich zu jagen, als die geſchickte Hand
allein?
Anſtatt daß wir uns mit den Thieren, mit Baͤr und Woͤlfen
beiſſen muͤßten,
Wenn wir die edle Hand nicht haͤtten, und ſie ſo wohl zu brauchen
wuͤßten:
So brauchen wir der Hunde Zaͤhne, daß ſie fuͤr uns mit ih-
nen fechten;
Daher ſie jener, der den Nutzen, den ſie uns darin bringen,
kannte,
Nicht unrecht ihren Zahn, der Menſchen lebendge Dolch und
Degen nannte.
Man nimmt der Thiere Felle, Federn und Woll und Haar,
mit unſrer Rechten,
Und richtet ſie, zu unſrer Waͤrm und zur Bequemlichkeit der Ruh,
Wie auch ihr Fleiſch zu unſrer Koſt, zu Arzeneyen gleichfalls, zu,
Bis auf die Wunder in dem Meer, die groͤßten Wallfiſch
toͤdten wir,
Es hilft ſie keine Liſt, noch Macht, noch Flucht, noch kecker
Widerſtand,
Es faͤnget, haſchet, uͤberwindet und toͤdtet ſie der Menſchen
Hand.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/664>, abgerufen am 24.11.2024.
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