Und nebst dem Blick, den Geist erfrischet, Als wenn man an der Rose sieht, Wie auswerts weis und roth sich mischet, Jn ihr die schönste Röthe glüht. Es senkt, mit Lust, selbst unsre Seele Sich in den Zirkel dieser Höhle; Es scheint, als ob in dieser Ründe, Jn einer rothen Dunkelheit, Gluht, Kühlung, Balsam, Lieblichkeit, Zu ihrer Anmuth, sich verbinde. Nun brauchet zwar ein solcher Schatz Von Schönheit, keinen Gegensatz, Um ihn noch höher zu erheben: Allein in einem dunklen Grünen Muß ihr ihr dunkles Laub noch dienen, Jhr noch erhöhtern Glanz zu geben.
Es weis ein achtsames Gemüth, Vor Anmuth, oft nicht, was es sieht, Wenn, bey dem schönen grünen Dunkeln, Die Rosen mehr, als irdisch, funkeln; Und doch hab ich das, was so schön, Einst noch verschönerter gesehn.
Nachdem ich jüngst der Rosen Pracht erwegte, Durch die fast überirdsche Zier Halb ausser mir. Und sie von ungefehr Jn eine silberne polirte Schüssel legte: Erhellte sich ihr Glanz noch einst so sehr. Es fiel, durch meinen Blick, in meinen Geist hinein Ein röthlich-süsses Licht; die glatten dunklen Stellen Des Silbers fingen an sich plötzlich zu erhellen; Die Rose färbete des Silbers holde Glätte.
Hin-
Noch einige Gedanken uͤber die Roſe.
Und nebſt dem Blick, den Geiſt erfriſchet, Als wenn man an der Roſe ſieht, Wie auswerts weis und roth ſich miſchet, Jn ihr die ſchoͤnſte Roͤthe gluͤht. Es ſenkt, mit Luſt, ſelbſt unſre Seele Sich in den Zirkel dieſer Hoͤhle; Es ſcheint, als ob in dieſer Ruͤnde, Jn einer rothen Dunkelheit, Gluht, Kuͤhlung, Balſam, Lieblichkeit, Zu ihrer Anmuth, ſich verbinde. Nun brauchet zwar ein ſolcher Schatz Von Schoͤnheit, keinen Gegenſatz, Um ihn noch hoͤher zu erheben: Allein in einem dunklen Gruͤnen Muß ihr ihr dunkles Laub noch dienen, Jhr noch erhoͤhtern Glanz zu geben.
Es weis ein achtſames Gemuͤth, Vor Anmuth, oft nicht, was es ſieht, Wenn, bey dem ſchoͤnen gruͤnen Dunkeln, Die Roſen mehr, als irdiſch, funkeln; Und doch hab ich das, was ſo ſchoͤn, Einſt noch verſchoͤnerter geſehn.
Nachdem ich juͤngſt der Roſen Pracht erwegte, Durch die faſt uͤberirdſche Zier Halb auſſer mir. Und ſie von ungefehr Jn eine ſilberne polirte Schuͤſſel legte: Erhellte ſich ihr Glanz noch einſt ſo ſehr. Es fiel, durch meinen Blick, in meinen Geiſt hinein Ein roͤthlich-ſuͤſſes Licht; die glatten dunklen Stellen Des Silbers fingen an ſich ploͤtzlich zu erhellen; Die Roſe faͤrbete des Silbers holde Glaͤtte.
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Noch einige Gedanken uͤber die Roſe.
Und nebſt dem Blick, den Geiſt erfriſchet,
Als wenn man an der Roſe ſieht,
Wie auswerts weis und roth ſich miſchet,
Jn ihr die ſchoͤnſte Roͤthe gluͤht.
Es ſenkt, mit Luſt, ſelbſt unſre Seele
Sich in den Zirkel dieſer Hoͤhle;
Es ſcheint, als ob in dieſer Ruͤnde,
Jn einer rothen Dunkelheit,
Gluht, Kuͤhlung, Balſam, Lieblichkeit,
Zu ihrer Anmuth, ſich verbinde.
Nun brauchet zwar ein ſolcher Schatz
Von Schoͤnheit, keinen Gegenſatz,
Um ihn noch hoͤher zu erheben:
Allein in einem dunklen Gruͤnen
Muß ihr ihr dunkles Laub noch dienen,
Jhr noch erhoͤhtern Glanz zu geben.
Es weis ein achtſames Gemuͤth,
Vor Anmuth, oft nicht, was es ſieht,
Wenn, bey dem ſchoͤnen gruͤnen Dunkeln,
Die Roſen mehr, als irdiſch, funkeln;
Und doch hab ich das, was ſo ſchoͤn,
Einſt noch verſchoͤnerter geſehn.
Nachdem ich juͤngſt der Roſen Pracht erwegte,
Durch die faſt uͤberirdſche Zier
Halb auſſer mir.
Und ſie von ungefehr
Jn eine ſilberne polirte Schuͤſſel legte:
Erhellte ſich ihr Glanz noch einſt ſo ſehr.
Es fiel, durch meinen Blick, in meinen Geiſt hinein
Ein roͤthlich-ſuͤſſes Licht; die glatten dunklen Stellen
Des Silbers fingen an ſich ploͤtzlich zu erhellen;
Die Roſe faͤrbete des Silbers holde Glaͤtte.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/66>, abgerufen am 04.12.2024.
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