Würd uns die ganze Hand nicht nützen; wohl aber würden wir befinden, Daß, (weil dieselbe nicht zu schliessen, zu nichts sich zu beque- men wüßten,) Sie recht, als wie fünf harte Stecken, uns überall verhin- den müßten. Hingegen, wo sie sonder Knochen, nicht fleischicht wären, würden sie, Ohn alle Stärk und Festigkeit, auch mit der allergrößten Müh, Doch auch zu nichts zu brauchen seyn. Was wär mit ihnen anzufangen? Sie würden Schlang- und Stricken gleich, an uns unbrauch- bar abwerts hangen.
Wie ist demnach das Wunderwerk des Schöpfers, in der Hand, so groß? Da fünf und zwanzig Muskeln sich ein jeder mannichfaltig schliessen, Und zu so vielerley Geschäfften verlängern und verkürzen müssen, So daß daher die Hand mit Recht ein Werk von einem wei- sen Geist, Ein Wunder, ein Beweis der Allmacht unwidersprechlich ist und heißt.
Um in derselben nun den Nutzen, die Wirkung und den Zweck zu sehen, Und was für Wunder, durch dieß Werkzeug, im ganzen Bau der Welt, geschehen:
So
Betrachtung
Wuͤrd uns die ganze Hand nicht nuͤtzen; wohl aber wuͤrden wir befinden, Daß, (weil dieſelbe nicht zu ſchlieſſen, zu nichts ſich zu beque- men wuͤßten,) Sie recht, als wie fuͤnf harte Stecken, uns uͤberall verhin- den muͤßten. Hingegen, wo ſie ſonder Knochen, nicht fleiſchicht waͤren, wuͤrden ſie, Ohn alle Staͤrk und Feſtigkeit, auch mit der allergroͤßten Muͤh, Doch auch zu nichts zu brauchen ſeyn. Was waͤr mit ihnen anzufangen? Sie wuͤrden Schlang- und Stricken gleich, an uns unbrauch- bar abwerts hangen.
Wie iſt demnach das Wunderwerk des Schoͤpfers, in der Hand, ſo groß? Da fuͤnf und zwanzig Muskeln ſich ein jeder mannichfaltig ſchlieſſen, Und zu ſo vielerley Geſchaͤfften verlaͤngern und verkuͤrzen muͤſſen, So daß daher die Hand mit Recht ein Werk von einem wei- ſen Geiſt, Ein Wunder, ein Beweis der Allmacht unwiderſprechlich iſt und heißt.
Um in derſelben nun den Nutzen, die Wirkung und den Zweck zu ſehen, Und was fuͤr Wunder, durch dieß Werkzeug, im ganzen Bau der Welt, geſchehen:
So
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="12"><l><pbfacs="#f0654"n="630"/><fwplace="top"type="header">Betrachtung</fw><lb/>
Wuͤrd uns die ganze Hand nicht nuͤtzen; wohl aber wuͤrden wir<lb/><hirendition="#et">befinden,</hi></l><lb/><l>Daß, (weil dieſelbe nicht zu ſchlieſſen, zu nichts ſich zu beque-<lb/><hirendition="#et">men wuͤßten,)</hi></l><lb/><l>Sie recht, als wie fuͤnf harte Stecken, uns uͤberall verhin-<lb/><hirendition="#et">den muͤßten.</hi></l><lb/><l>Hingegen, wo ſie ſonder Knochen, nicht fleiſchicht waͤren,<lb/><hirendition="#et">wuͤrden ſie,</hi></l><lb/><l>Ohn alle Staͤrk und Feſtigkeit, auch mit der allergroͤßten<lb/><hirendition="#et">Muͤh,</hi></l><lb/><l>Doch auch zu nichts zu brauchen ſeyn. Was waͤr mit ihnen<lb/><hirendition="#et">anzufangen?</hi></l><lb/><l>Sie wuͤrden Schlang- und Stricken gleich, an uns unbrauch-<lb/><hirendition="#et">bar abwerts hangen.</hi></l></lg><lb/><lgn="13"><l>Wie iſt demnach das Wunderwerk des Schoͤpfers, in der<lb/><hirendition="#et">Hand, ſo groß?</hi></l><lb/><l>Da fuͤnf und zwanzig Muskeln ſich ein jeder mannichfaltig<lb/><hirendition="#et">ſchlieſſen,</hi></l><lb/><l>Und zu ſo vielerley Geſchaͤfften verlaͤngern und verkuͤrzen<lb/><hirendition="#et">muͤſſen,</hi></l><lb/><l>So daß daher die Hand mit Recht ein Werk von einem wei-<lb/><hirendition="#et">ſen Geiſt,</hi></l><lb/><l>Ein Wunder, ein Beweis der Allmacht unwiderſprechlich<lb/><hirendition="#et">iſt und heißt.</hi></l></lg><lb/><lgn="14"><l>Um in derſelben nun den Nutzen, die Wirkung und den<lb/><hirendition="#et">Zweck zu ſehen,</hi></l><lb/><l>Und was fuͤr Wunder, durch dieß Werkzeug, im ganzen Bau<lb/><hirendition="#et">der Welt, geſchehen:</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">So</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[630/0654]
Betrachtung
Wuͤrd uns die ganze Hand nicht nuͤtzen; wohl aber wuͤrden wir
befinden,
Daß, (weil dieſelbe nicht zu ſchlieſſen, zu nichts ſich zu beque-
men wuͤßten,)
Sie recht, als wie fuͤnf harte Stecken, uns uͤberall verhin-
den muͤßten.
Hingegen, wo ſie ſonder Knochen, nicht fleiſchicht waͤren,
wuͤrden ſie,
Ohn alle Staͤrk und Feſtigkeit, auch mit der allergroͤßten
Muͤh,
Doch auch zu nichts zu brauchen ſeyn. Was waͤr mit ihnen
anzufangen?
Sie wuͤrden Schlang- und Stricken gleich, an uns unbrauch-
bar abwerts hangen.
Wie iſt demnach das Wunderwerk des Schoͤpfers, in der
Hand, ſo groß?
Da fuͤnf und zwanzig Muskeln ſich ein jeder mannichfaltig
ſchlieſſen,
Und zu ſo vielerley Geſchaͤfften verlaͤngern und verkuͤrzen
muͤſſen,
So daß daher die Hand mit Recht ein Werk von einem wei-
ſen Geiſt,
Ein Wunder, ein Beweis der Allmacht unwiderſprechlich
iſt und heißt.
Um in derſelben nun den Nutzen, die Wirkung und den
Zweck zu ſehen,
Und was fuͤr Wunder, durch dieß Werkzeug, im ganzen Bau
der Welt, geſchehen:
So
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/654>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.