Nicht, wie man etwan meynen möchte. O nein, sie brauchen ihre Kräfte So wohl, als jene. Sie betrachten, bewundern, loben Gott, empfinden, Daß Gott so liebreich, als er groß; sie untersuchen, sie befinden, Daß alle seine Wunderwerke so, wie er selbst, nicht zu ergründen. Und Gott in ihnen zu erheben, ist ihr beträchtlichstes Geschäffte.
Hiezu nun hat sie nichts gebracht, als weil sie gänzlich überführt, Die Gottheit sey von unermäßlich-unendlicher Verschiedenheit Von allen seinen Creaturen, so daß es größre Möglichkeit, Das große Weltmeer auszutrinken, und es in einen Körper lassen, Als unsers Gottes wahres Wesen mit ihres Geistes Kraft zu fassen.
Wenn aber sie jedennoch dieß, mit überzeugter Seelen, merken, Daß Gott, als Schöpfer aller Dinge, in seinen wunderbaren Werken, Jn welchen er sein Wesen zeigt, Anbethung und Verehrung werth, Auch die Natur uns selber zeiget, daß man ihn durch Bewun- dern ehrt: So halten sie für ihre Pflicht, sich unaufhörlich zu bestreben, Auf Gottes Weisheit, Lieb und Allmacht, in seinen Werken, Acht zu geben, Jedoch zu keinem andern Endzweck, als seine Weisheit zu er- heben, Für seine Wohlthat ihm zu danken, und seiner Güte sich zu freuen, Sein' Allmacht innig zu bewundern, aus Scham für ihn, die Laster scheuen. Und kurz: Jm denkenden Genuß des Guten, Gott zur Ehr allein, Auf dieser Welt, in ihm vergnügt, erkenntlich, froh und fromm zu seyn.
Ver-
Nachtheiliges Unterſtehen ꝛc.
Nicht, wie man etwan meynen moͤchte. O nein, ſie brauchen ihre Kraͤfte So wohl, als jene. Sie betrachten, bewundern, loben Gott, empfinden, Daß Gott ſo liebreich, als er groß; ſie unterſuchen, ſie befinden, Daß alle ſeine Wunderwerke ſo, wie er ſelbſt, nicht zu ergruͤnden. Und Gott in ihnen zu erheben, iſt ihr betraͤchtlichſtes Geſchaͤffte.
Hiezu nun hat ſie nichts gebracht, als weil ſie gaͤnzlich uͤberfuͤhrt, Die Gottheit ſey von unermaͤßlich-unendlicher Verſchiedenheit Von allen ſeinen Creaturen, ſo daß es groͤßre Moͤglichkeit, Das große Weltmeer auszutrinken, und es in einen Koͤrper laſſen, Als unſers Gottes wahres Weſen mit ihres Geiſtes Kraft zu faſſen.
Wenn aber ſie jedennoch dieß, mit uͤberzeugter Seelen, merken, Daß Gott, als Schoͤpfer aller Dinge, in ſeinen wunderbaren Werken, Jn welchen er ſein Weſen zeigt, Anbethung und Verehrung werth, Auch die Natur uns ſelber zeiget, daß man ihn durch Bewun- dern ehrt: So halten ſie fuͤr ihre Pflicht, ſich unaufhoͤrlich zu beſtreben, Auf Gottes Weisheit, Lieb und Allmacht, in ſeinen Werken, Acht zu geben, Jedoch zu keinem andern Endzweck, als ſeine Weisheit zu er- heben, Fuͤr ſeine Wohlthat ihm zu danken, und ſeiner Guͤte ſich zu freuen, Sein’ Allmacht innig zu bewundern, aus Scham fuͤr ihn, die Laſter ſcheuen. Und kurz: Jm denkenden Genuß des Guten, Gott zur Ehr allein, Auf dieſer Welt, in ihm vergnuͤgt, erkenntlich, froh und fromm zu ſeyn.
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Nachtheiliges Unterſtehen ꝛc.
Nicht, wie man etwan meynen moͤchte. O nein, ſie brauchen
ihre Kraͤfte
So wohl, als jene. Sie betrachten, bewundern, loben Gott,
empfinden,
Daß Gott ſo liebreich, als er groß; ſie unterſuchen, ſie befinden,
Daß alle ſeine Wunderwerke ſo, wie er ſelbſt, nicht zu ergruͤnden.
Und Gott in ihnen zu erheben, iſt ihr betraͤchtlichſtes Geſchaͤffte.
Hiezu nun hat ſie nichts gebracht, als weil ſie gaͤnzlich
uͤberfuͤhrt,
Die Gottheit ſey von unermaͤßlich-unendlicher Verſchiedenheit
Von allen ſeinen Creaturen, ſo daß es groͤßre Moͤglichkeit,
Das große Weltmeer auszutrinken, und es in einen Koͤrper laſſen,
Als unſers Gottes wahres Weſen mit ihres Geiſtes Kraft zu faſſen.
Wenn aber ſie jedennoch dieß, mit uͤberzeugter Seelen, merken,
Daß Gott, als Schoͤpfer aller Dinge, in ſeinen wunderbaren
Werken,
Jn welchen er ſein Weſen zeigt, Anbethung und Verehrung werth,
Auch die Natur uns ſelber zeiget, daß man ihn durch Bewun-
dern ehrt:
So halten ſie fuͤr ihre Pflicht, ſich unaufhoͤrlich zu beſtreben,
Auf Gottes Weisheit, Lieb und Allmacht, in ſeinen Werken,
Acht zu geben,
Jedoch zu keinem andern Endzweck, als ſeine Weisheit zu er-
heben,
Fuͤr ſeine Wohlthat ihm zu danken, und ſeiner Guͤte ſich zu
freuen,
Sein’ Allmacht innig zu bewundern, aus Scham fuͤr ihn, die
Laſter ſcheuen.
Und kurz: Jm denkenden Genuß des Guten, Gott zur Ehr allein,
Auf dieſer Welt, in ihm vergnuͤgt, erkenntlich, froh und fromm
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/630>, abgerufen am 22.11.2024.
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