Es kam die Art vom Licht, zusammt der Farbe, mir, Als wie der Schein von unsrer Dämmrung, für. Wann von der Dämmrung nun die Ursach wohl bekannt; Daß (wär um unsre Welt der Luftkreis nicht gespannt, Woran der Sonnen reges Licht, Jndem sie höher, als die Welt, Des Morgens früh, des Abends später fällt, Und sich an ihrem Körper bricht) Wir keine Dämmrung haben könnten, Und daß wir, wenn wir spät uns von der Sonne trennten, Wir auf einmal und gleich in schwarze Finsternissen Versinken, gegentheils früh, fast erblinden müssen, Durch gar zu schnellen Glanz des Lichts, Zum großen Nachtheil des Gesichts.
Wie wir hiedurch nun überzeuglich wissen, Daß wir bey jedem mal (die Sonne geh von hinnen, Auch wenn sie früh erschein) am Tage was gewinnen, * Durch diese Dämmerung: So kömmt es mir, Nicht glaublich nur, fast überzeuglich für, Daß von dem Schöpfer, gegen Norden, Der Kreis der Luft erhöhet worden, Damit dadurch die langen Finsternissen, Zum Besten der Bewohner, gleicher Weise, Zu ihrem Nutz, und seinem Preise, Daß sie nicht allezeit im Finstern tappen müssen, Erhellet und gemindert, Des rauhen Himmels Strichs Beschwerlichkeit gelindert, Erträglicher gemachet werden möchten.
Es scheint dadurch die Luft ein steter Mondesschein, (Wie er uns wirklich ist) noch dorten mehr zu seyn.
Die
*Vid. plura Tom. V. pag. 137.
Unterſuchung des Norder-Lichts.
Es kam die Art vom Licht, zuſammt der Farbe, mir, Als wie der Schein von unſrer Daͤmmrung, fuͤr. Wann von der Daͤmmrung nun die Urſach wohl bekannt; Daß (waͤr um unſre Welt der Luftkreis nicht geſpannt, Woran der Sonnen reges Licht, Jndem ſie hoͤher, als die Welt, Des Morgens fruͤh, des Abends ſpaͤter faͤllt, Und ſich an ihrem Koͤrper bricht) Wir keine Daͤmmrung haben koͤnnten, Und daß wir, wenn wir ſpaͤt uns von der Sonne trennten, Wir auf einmal und gleich in ſchwarze Finſterniſſen Verſinken, gegentheils fruͤh, faſt erblinden muͤſſen, Durch gar zu ſchnellen Glanz des Lichts, Zum großen Nachtheil des Geſichts.
Wie wir hiedurch nun uͤberzeuglich wiſſen, Daß wir bey jedem mal (die Sonne geh von hinnen, Auch wenn ſie fruͤh erſchein) am Tage was gewinnen, * Durch dieſe Daͤmmerung: So koͤmmt es mir, Nicht glaublich nur, faſt uͤberzeuglich fuͤr, Daß von dem Schoͤpfer, gegen Norden, Der Kreis der Luft erhoͤhet worden, Damit dadurch die langen Finſterniſſen, Zum Beſten der Bewohner, gleicher Weiſe, Zu ihrem Nutz, und ſeinem Preiſe, Daß ſie nicht allezeit im Finſtern tappen muͤſſen, Erhellet und gemindert, Des rauhen Himmels Strichs Beſchwerlichkeit gelindert, Ertraͤglicher gemachet werden moͤchten.
Es ſcheint dadurch die Luft ein ſteter Mondesſchein, (Wie er uns wirklich iſt) noch dorten mehr zu ſeyn.
Die
*Vid. plura Tom. V. pag. 137.
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Unterſuchung des Norder-Lichts.
Es kam die Art vom Licht, zuſammt der Farbe, mir,
Als wie der Schein von unſrer Daͤmmrung, fuͤr.
Wann von der Daͤmmrung nun die Urſach wohl bekannt;
Daß (waͤr um unſre Welt der Luftkreis nicht geſpannt,
Woran der Sonnen reges Licht,
Jndem ſie hoͤher, als die Welt,
Des Morgens fruͤh, des Abends ſpaͤter faͤllt,
Und ſich an ihrem Koͤrper bricht)
Wir keine Daͤmmrung haben koͤnnten,
Und daß wir, wenn wir ſpaͤt uns von der Sonne trennten,
Wir auf einmal und gleich in ſchwarze Finſterniſſen
Verſinken, gegentheils fruͤh, faſt erblinden muͤſſen,
Durch gar zu ſchnellen Glanz des Lichts,
Zum großen Nachtheil des Geſichts.
Wie wir hiedurch nun uͤberzeuglich wiſſen,
Daß wir bey jedem mal (die Sonne geh von hinnen,
Auch wenn ſie fruͤh erſchein) am Tage was gewinnen, *
Durch dieſe Daͤmmerung: So koͤmmt es mir,
Nicht glaublich nur, faſt uͤberzeuglich fuͤr,
Daß von dem Schoͤpfer, gegen Norden,
Der Kreis der Luft erhoͤhet worden,
Damit dadurch die langen Finſterniſſen,
Zum Beſten der Bewohner, gleicher Weiſe,
Zu ihrem Nutz, und ſeinem Preiſe,
Daß ſie nicht allezeit im Finſtern tappen muͤſſen,
Erhellet und gemindert,
Des rauhen Himmels Strichs Beſchwerlichkeit gelindert,
Ertraͤglicher gemachet werden moͤchten.
Es ſcheint dadurch die Luft ein ſteter Mondesſchein,
(Wie er uns wirklich iſt) noch dorten mehr zu ſeyn.
Die
* Vid. plura Tom. V. pag. 137.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/613>, abgerufen am 16.02.2025.
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