Soll, bey so viel verblümten Stellen, die von der Höllen, denn allein, Jn einem eigentlichen Sinn und anders nicht erkläret seyn?
B.
Wie groß ist nicht, bey rohen Leuten, der Nutz von der ge- wohnten Lehre! Und würden sie wohl Strafe fürchten, wenn man, daß solche Höll nicht wäre, Sie neuerlich bereden wollte. Ob gleich das Beyspiel der Belise, Von der zu scharf getriebnen Lehre, mir ein erbärmlich Bey- spiel wiese: So kann ich dennoch darum nicht, aus vielen Gründen, mich bequemen, Die von dir beygebrachten Schlüsse, wie du vermeynest, an- zunehmen, Und würd ich, mit viel stärkern Gründen, dein Denken wider- legen können; Nur will es jetzt mein Zustand mir in meiner Trauer nicht vergönnen. Doch werd ich dich von deiner Meynung, mit mehrern Grün- den, abzuführen, Bey ersterer Gelegenheit, so viel mir möglich ist, probiren. Jetzt muß ich dir, geliebter Freund, wie, nach der Seligen Er- blassen, Jch doch, so viel mir möglich war, in meiner Trauer mich zu fassen, Beschäfftiget gewesen bin, und was mir wiederfuhr, erzählen; Geschicht es gleich ohn äussern Schmerz, und starker Beugung meiner Seelen,
Ohn
O o 3
Gedanken uͤber den Tod der Beliſe.
Soll, bey ſo viel verbluͤmten Stellen, die von der Hoͤllen, denn allein, Jn einem eigentlichen Sinn und anders nicht erklaͤret ſeyn?
B.
Wie groß iſt nicht, bey rohen Leuten, der Nutz von der ge- wohnten Lehre! Und wuͤrden ſie wohl Strafe fuͤrchten, wenn man, daß ſolche Hoͤll nicht waͤre, Sie neuerlich bereden wollte. Ob gleich das Beyſpiel der Beliſe, Von der zu ſcharf getriebnen Lehre, mir ein erbaͤrmlich Bey- ſpiel wieſe: So kann ich dennoch darum nicht, aus vielen Gruͤnden, mich bequemen, Die von dir beygebrachten Schluͤſſe, wie du vermeyneſt, an- zunehmen, Und wuͤrd ich, mit viel ſtaͤrkern Gruͤnden, dein Denken wider- legen koͤnnen; Nur will es jetzt mein Zuſtand mir in meiner Trauer nicht vergoͤnnen. Doch werd ich dich von deiner Meynung, mit mehrern Gruͤn- den, abzufuͤhren, Bey erſterer Gelegenheit, ſo viel mir moͤglich iſt, probiren. Jetzt muß ich dir, geliebter Freund, wie, nach der Seligen Er- blaſſen, Jch doch, ſo viel mir moͤglich war, in meiner Trauer mich zu faſſen, Beſchaͤfftiget geweſen bin, und was mir wiederfuhr, erzaͤhlen; Geſchicht es gleich ohn aͤuſſern Schmerz, und ſtarker Beugung meiner Seelen,
Ohn
O o 3
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Gedanken uͤber den Tod der Beliſe.
Soll, bey ſo viel verbluͤmten Stellen, die von der Hoͤllen,
denn allein,
Jn einem eigentlichen Sinn und anders nicht erklaͤret ſeyn?
B.
Wie groß iſt nicht, bey rohen Leuten, der Nutz von der ge-
wohnten Lehre!
Und wuͤrden ſie wohl Strafe fuͤrchten, wenn man, daß ſolche
Hoͤll nicht waͤre,
Sie neuerlich bereden wollte. Ob gleich das Beyſpiel der
Beliſe,
Von der zu ſcharf getriebnen Lehre, mir ein erbaͤrmlich Bey-
ſpiel wieſe:
So kann ich dennoch darum nicht, aus vielen Gruͤnden, mich
bequemen,
Die von dir beygebrachten Schluͤſſe, wie du vermeyneſt, an-
zunehmen,
Und wuͤrd ich, mit viel ſtaͤrkern Gruͤnden, dein Denken wider-
legen koͤnnen;
Nur will es jetzt mein Zuſtand mir in meiner Trauer nicht
vergoͤnnen.
Doch werd ich dich von deiner Meynung, mit mehrern Gruͤn-
den, abzufuͤhren,
Bey erſterer Gelegenheit, ſo viel mir moͤglich iſt, probiren.
Jetzt muß ich dir, geliebter Freund, wie, nach der Seligen Er-
blaſſen,
Jch doch, ſo viel mir moͤglich war, in meiner Trauer mich zu
faſſen,
Beſchaͤfftiget geweſen bin, und was mir wiederfuhr, erzaͤhlen;
Geſchicht es gleich ohn aͤuſſern Schmerz, und ſtarker Beugung
meiner Seelen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/605>, abgerufen am 25.11.2024.
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