Es dringt, nicht nur so weit man sehen kann, Des Grases grüner Schmelz, sammt ihrer Kräuter Zier, Sich überall mit Macht herfür; Man sieht, nicht nur der Blumen Prangen, Jm Garten schön hervorgegangen; Man hört nicht nur ein gurgelnd Singen Von Vögeln in der Luft erklingen. Man spürt, von tausend füssen Düften, Zibeth und Balsam in den Lüften. Es hat, nebst dieser Sinnen Weide, Zumal wer auf dem Lande lebt, Zu dieser Zeit noch andre Freude. Man erndtet gleichsam jetzt, erhebt Und überkömmt, von seines Viehes Zucht, Zu dieser Zeit, die junge Frucht. Da wir mit Kälbern, Lämmern, Pferden, Zur Frühlingszeit, bereichert werden. Wie angenehm ist, wenn uns früh Die Kinderchen, mit frohem Springen, Die angenehme Zeitung bringen: Es haben diese Nacht zwo Küh Gekalbt, wir haben schon die Kälberchen gesehn, Das ein' ist roth und weiß, des einen Kopf ist schön Mit einem großen weißen Flecken. Bald fängt ein andrer an, noch zu entdecken: Die große Stut hat, diese Nacht, Uns einen jungen Fohlen bracht; Er ist so niedlich und so klein; Er springt und schlägt schon aus mit einem Bein, Unmüglich kann ein Fohlgen schöner seyn. Auch werden wir, ruft Garlieb mit Vergnügen, Schon morgen kleine Ferken kriegen.
Pa-
Neue Fruͤhlings-Gedanken.
Es dringt, nicht nur ſo weit man ſehen kann, Des Graſes gruͤner Schmelz, ſammt ihrer Kraͤuter Zier, Sich uͤberall mit Macht herfuͤr; Man ſieht, nicht nur der Blumen Prangen, Jm Garten ſchoͤn hervorgegangen; Man hoͤrt nicht nur ein gurgelnd Singen Von Voͤgeln in der Luft erklingen. Man ſpuͤrt, von tauſend fuͤſſen Duͤften, Zibeth und Balſam in den Luͤften. Es hat, nebſt dieſer Sinnen Weide, Zumal wer auf dem Lande lebt, Zu dieſer Zeit noch andre Freude. Man erndtet gleichſam jetzt, erhebt Und uͤberkoͤmmt, von ſeines Viehes Zucht, Zu dieſer Zeit, die junge Frucht. Da wir mit Kaͤlbern, Laͤmmern, Pferden, Zur Fruͤhlingszeit, bereichert werden. Wie angenehm iſt, wenn uns fruͤh Die Kinderchen, mit frohem Springen, Die angenehme Zeitung bringen: Es haben dieſe Nacht zwo Kuͤh Gekalbt, wir haben ſchon die Kaͤlberchen geſehn, Das ein’ iſt roth und weiß, des einen Kopf iſt ſchoͤn Mit einem großen weißen Flecken. Bald faͤngt ein andrer an, noch zu entdecken: Die große Stut hat, dieſe Nacht, Uns einen jungen Fohlen bracht; Er iſt ſo niedlich und ſo klein; Er ſpringt und ſchlaͤgt ſchon aus mit einem Bein, Unmuͤglich kann ein Fohlgen ſchoͤner ſeyn. Auch werden wir, ruft Garlieb mit Vergnuͤgen, Schon morgen kleine Ferken kriegen.
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Neue Fruͤhlings-Gedanken.
Es dringt, nicht nur ſo weit man ſehen kann,
Des Graſes gruͤner Schmelz, ſammt ihrer Kraͤuter Zier,
Sich uͤberall mit Macht herfuͤr;
Man ſieht, nicht nur der Blumen Prangen,
Jm Garten ſchoͤn hervorgegangen;
Man hoͤrt nicht nur ein gurgelnd Singen
Von Voͤgeln in der Luft erklingen.
Man ſpuͤrt, von tauſend fuͤſſen Duͤften,
Zibeth und Balſam in den Luͤften.
Es hat, nebſt dieſer Sinnen Weide,
Zumal wer auf dem Lande lebt,
Zu dieſer Zeit noch andre Freude.
Man erndtet gleichſam jetzt, erhebt
Und uͤberkoͤmmt, von ſeines Viehes Zucht,
Zu dieſer Zeit, die junge Frucht.
Da wir mit Kaͤlbern, Laͤmmern, Pferden,
Zur Fruͤhlingszeit, bereichert werden.
Wie angenehm iſt, wenn uns fruͤh
Die Kinderchen, mit frohem Springen,
Die angenehme Zeitung bringen:
Es haben dieſe Nacht zwo Kuͤh
Gekalbt, wir haben ſchon die Kaͤlberchen geſehn,
Das ein’ iſt roth und weiß, des einen Kopf iſt ſchoͤn
Mit einem großen weißen Flecken.
Bald faͤngt ein andrer an, noch zu entdecken:
Die große Stut hat, dieſe Nacht,
Uns einen jungen Fohlen bracht;
Er iſt ſo niedlich und ſo klein;
Er ſpringt und ſchlaͤgt ſchon aus mit einem Bein,
Unmuͤglich kann ein Fohlgen ſchoͤner ſeyn.
Auch werden wir, ruft Garlieb mit Vergnuͤgen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/56>, abgerufen am 23.11.2024.
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