Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Die sichtbare Gottheit überall.
Die überall
sichtbare Gottheit.
Jch sehe meines Körpers Seele, in meinem eignen Körper,
nicht,

So seh ich auch der Sonnen Sonne, die Gottheit, nicht im
Sonnenlicht.

Da man die letzte nun so wenig, als wie die erste, leugnen kann:
So beth ich aller Sonnen Sonne, in unsrer Sonnen Stra-
len, an.

Mich deucht, in ihrem sichtbarn Glanz, den unsichtbaren Stral
zu sehn,

Der Seelen der Natur, der Gottheit, belebend Wesen zu erhöhn.
Doch muß man sich, die Gottheit nicht, als eine Seele
einzuschränken,

Wie sie in unserm Körper ist, (so grob gedacht wär) unterstehn;
Nein, daß sie überall zu gegen und allenthalben wirke, denken.
Die Absicht ist nur dieß: Die Kräste, auf welche wir fast gar
nicht achten,

Mit desto mehr Aufmerksamkeit, und Gott, in ihnen, zu be-
trachten.


Die
Die ſichtbare Gottheit uͤberall.
Die uͤberall
ſichtbare Gottheit.
Jch ſehe meines Koͤrpers Seele, in meinem eignen Koͤrper,
nicht,

So ſeh ich auch der Sonnen Sonne, die Gottheit, nicht im
Sonnenlicht.

Da man die letzte nun ſo wenig, als wie die erſte, leugnen kann:
So beth ich aller Sonnen Sonne, in unſrer Sonnen Stra-
len, an.

Mich deucht, in ihrem ſichtbarn Glanz, den unſichtbaren Stral
zu ſehn,

Der Seelen der Natur, der Gottheit, belebend Weſen zu erhoͤhn.
Doch muß man ſich, die Gottheit nicht, als eine Seele
einzuſchraͤnken,

Wie ſie in unſerm Koͤrper iſt, (ſo grob gedacht waͤr) unterſtehn;
Nein, daß ſie uͤberall zu gegen und allenthalben wirke, denken.
Die Abſicht iſt nur dieß: Die Kraͤſte, auf welche wir faſt gar
nicht achten,

Mit deſto mehr Aufmerkſamkeit, und Gott, in ihnen, zu be-
trachten.


Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0550" n="526"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die &#x017F;ichtbare Gottheit u&#x0364;berall.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die u&#x0364;berall<lb/>
&#x017F;ichtbare Gottheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;ehe meines Ko&#x0364;rpers Seele, in meinem eignen Ko&#x0364;rper,<lb/><hi rendition="#et">nicht,</hi></l><lb/>
            <l>So &#x017F;eh ich auch der Sonnen Sonne, die Gottheit, nicht im<lb/><hi rendition="#et">Sonnenlicht.</hi></l><lb/>
            <l>Da man die letzte nun &#x017F;o wenig, als wie die er&#x017F;te, leugnen kann:</l><lb/>
            <l>So beth ich aller Sonnen Sonne, in un&#x017F;rer Sonnen Stra-<lb/><hi rendition="#et">len, an.</hi></l><lb/>
            <l>Mich deucht, in ihrem &#x017F;ichtbarn Glanz, den un&#x017F;ichtbaren Stral<lb/><hi rendition="#et">zu &#x017F;ehn,</hi></l><lb/>
            <l>Der Seelen der Natur, der Gottheit, belebend We&#x017F;en zu erho&#x0364;hn.</l><lb/>
            <l>Doch muß man &#x017F;ich, die Gottheit nicht, als eine Seele<lb/><hi rendition="#et">einzu&#x017F;chra&#x0364;nken,</hi></l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;ie in un&#x017F;erm Ko&#x0364;rper i&#x017F;t, (&#x017F;o grob gedacht wa&#x0364;r) unter&#x017F;tehn;</l><lb/>
            <l>Nein, daß &#x017F;ie u&#x0364;berall zu gegen und allenthalben wirke, denken.</l><lb/>
            <l>Die Ab&#x017F;icht i&#x017F;t nur dieß: Die Kra&#x0364;&#x017F;te, auf welche wir fa&#x017F;t gar<lb/><hi rendition="#et">nicht achten,</hi></l><lb/>
            <l>Mit de&#x017F;to mehr Aufmerk&#x017F;amkeit, und Gott, in ihnen, zu be-<lb/><hi rendition="#et">trachten.</hi></l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[526/0550] Die ſichtbare Gottheit uͤberall. Die uͤberall ſichtbare Gottheit. Jch ſehe meines Koͤrpers Seele, in meinem eignen Koͤrper, nicht, So ſeh ich auch der Sonnen Sonne, die Gottheit, nicht im Sonnenlicht. Da man die letzte nun ſo wenig, als wie die erſte, leugnen kann: So beth ich aller Sonnen Sonne, in unſrer Sonnen Stra- len, an. Mich deucht, in ihrem ſichtbarn Glanz, den unſichtbaren Stral zu ſehn, Der Seelen der Natur, der Gottheit, belebend Weſen zu erhoͤhn. Doch muß man ſich, die Gottheit nicht, als eine Seele einzuſchraͤnken, Wie ſie in unſerm Koͤrper iſt, (ſo grob gedacht waͤr) unterſtehn; Nein, daß ſie uͤberall zu gegen und allenthalben wirke, denken. Die Abſicht iſt nur dieß: Die Kraͤſte, auf welche wir faſt gar nicht achten, Mit deſto mehr Aufmerkſamkeit, und Gott, in ihnen, zu be- trachten. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/550
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/550>, abgerufen am 18.12.2024.