Zeigen die verschiednen Sinnen, zeigt die Menge seiner Gaben. Nehmet doch, zu eurem Besten, die so leicht als schuldge Müh, Ueberlegt der Gaben Vielheit, merkt, empfindet, eignet sie, Euch, durch das Erwegen, zu, denn durch Denken kann auf Erden, Bloß das Gut euch zugeeignet, Gott davor verehret werden.
Um nun einen kleinen Anlaß, euch und mir dazu zu geben, Will ich, was wir täglich haben, zu erwegen, mich bestreben, Weil wir, durch Gewohnheit blind, weder fühlen, schmecken, sehn, Was täg-stünd-ja augenblicklich, auf der Welt uns guts ge- schehn.
Wie theilet unsre Lebenszeit, von selbst, so angenehm sich ein; Wie ruhig ist die stille Nacht; wie angenehm des Tages Schein, Wie ist doch alles, selbst im Wechsel, so wohl geordnet und geschaffen, Daß wir, in einer Helfte wachen, und in der andern ruhig schlafen!
Diejenige, worin man wachet, theilt sich in Vor- und Nach- mittag, Und alle beyde Theile theilen wir wieder auf denselben Schlag, Durch den Gebrauch des lieben Thee, der uns so tränket, als ergetzet, Und den man zur gewissen Zeit, fast sonder Ausnahm, vor uns setzet.
Jn den zwo Theilen der zwo Helften, wo unser' Arbeit es nicht wehrt, Wird oft, zum sanften Zeitvertreib, ein rauchend Pfeifchen an- gezündet,
Jn
Unſere eingetheilte Lebenszeit.
Zeigen die verſchiednen Sinnen, zeigt die Menge ſeiner Gaben. Nehmet doch, zu eurem Beſten, die ſo leicht als ſchuldge Muͤh, Ueberlegt der Gaben Vielheit, merkt, empfindet, eignet ſie, Euch, durch das Erwegen, zu, denn durch Denken kann auf Erden, Bloß das Gut euch zugeeignet, Gott davor verehret werden.
Um nun einen kleinen Anlaß, euch und mir dazu zu geben, Will ich, was wir taͤglich haben, zu erwegen, mich beſtreben, Weil wir, durch Gewohnheit blind, weder fuͤhlen, ſchmecken, ſehn, Was taͤg-ſtuͤnd-ja augenblicklich, auf der Welt uns guts ge- ſchehn.
Wie theilet unſre Lebenszeit, von ſelbſt, ſo angenehm ſich ein; Wie ruhig iſt die ſtille Nacht; wie angenehm des Tages Schein, Wie iſt doch alles, ſelbſt im Wechſel, ſo wohl geordnet und geſchaffen, Daß wir, in einer Helfte wachen, und in der andern ruhig ſchlafen!
Diejenige, worin man wachet, theilt ſich in Vor- und Nach- mittag, Und alle beyde Theile theilen wir wieder auf denſelben Schlag, Durch den Gebrauch des lieben Thee, der uns ſo traͤnket, als ergetzet, Und den man zur gewiſſen Zeit, faſt ſonder Ausnahm, vor uns ſetzet.
Jn den zwo Theilen der zwo Helften, wo unſer’ Arbeit es nicht wehrt, Wird oft, zum ſanften Zeitvertreib, ein rauchend Pfeifchen an- gezuͤndet,
Jn
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Unſere eingetheilte Lebenszeit.
Zeigen die verſchiednen Sinnen, zeigt die Menge ſeiner Gaben.
Nehmet doch, zu eurem Beſten, die ſo leicht als ſchuldge Muͤh,
Ueberlegt der Gaben Vielheit, merkt, empfindet, eignet ſie,
Euch, durch das Erwegen, zu, denn durch Denken kann auf
Erden,
Bloß das Gut euch zugeeignet, Gott davor verehret werden.
Um nun einen kleinen Anlaß, euch und mir dazu zu geben,
Will ich, was wir taͤglich haben, zu erwegen, mich beſtreben,
Weil wir, durch Gewohnheit blind, weder fuͤhlen, ſchmecken, ſehn,
Was taͤg-ſtuͤnd-ja augenblicklich, auf der Welt uns guts ge-
ſchehn.
Wie theilet unſre Lebenszeit, von ſelbſt, ſo angenehm ſich ein;
Wie ruhig iſt die ſtille Nacht; wie angenehm des Tages
Schein,
Wie iſt doch alles, ſelbſt im Wechſel, ſo wohl geordnet und
geſchaffen,
Daß wir, in einer Helfte wachen, und in der andern ruhig
ſchlafen!
Diejenige, worin man wachet, theilt ſich in Vor- und Nach-
mittag,
Und alle beyde Theile theilen wir wieder auf denſelben Schlag,
Durch den Gebrauch des lieben Thee, der uns ſo traͤnket, als
ergetzet,
Und den man zur gewiſſen Zeit, faſt ſonder Ausnahm, vor
uns ſetzet.
Jn den zwo Theilen der zwo Helften, wo unſer’ Arbeit es
nicht wehrt,
Wird oft, zum ſanften Zeitvertreib, ein rauchend Pfeifchen an-
gezuͤndet,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/533>, abgerufen am 22.11.2024.
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