Nicht könnte seyn gebildet worden, zu unsrer Unterredung eben, Um dir sowohl, als mir, zu nutzen, anjetzt Gelegenheit zu geben?
Zudem, wenn wir in andern Dingen nichts, als das Aeußre, die Figur, Nur trefflich und beträchtlich hielten, nur die Bewunderns- würdig fünden, Wenn nicht (zum Beyspiel) in den Thieren sich tausendfache Dinge fünden, So innerlich als äusserlich, an Sinnen, Knochen, Fleisch und Haut, An Blut-Gefässen, Knorpeln, Sehnen. Wär nicht ihr Körper so gebaut, Daß nichts zu wenig, nichts zu viel, wenn so viel Millionen Röhren Nicht alle sonder Fehl bey allen, auf ihrer rechten Stelle wären: So möchte, wie von deinem Stein, man wo auf die Gedanken kommen, Ob hätte alles seinen Anfang von einem Ungefähr genommen.
Ja, wär auch dieses nicht genug: So wird ja die Vernunft, das Leben Bey Menschen, uns, für deinen Stein, ja noch wohl einen Vor- zug geben.
A.
Es ist noch nicht so ausgemacht, ob, wie die körperlichen Wesen, Die sogenannten geistigen, nicht auch aus zartem Wesen sich Verbinden, und sich fügen können. Es sind so wenig innerlich, Als äusserlich, der wahre Zustand, die wirkliche Beschaffenheit
Des
Der uͤberfuͤhrte Atheiſt.
Nicht koͤnnte ſeyn gebildet worden, zu unſrer Unterredung eben, Um dir ſowohl, als mir, zu nutzen, anjetzt Gelegenheit zu geben?
Zudem, wenn wir in andern Dingen nichts, als das Aeußre, die Figur, Nur trefflich und betraͤchtlich hielten, nur die Bewunderns- wuͤrdig fuͤnden, Wenn nicht (zum Beyſpiel) in den Thieren ſich tauſendfache Dinge fuͤnden, So innerlich als aͤuſſerlich, an Sinnen, Knochen, Fleiſch und Haut, An Blut-Gefaͤſſen, Knorpeln, Sehnen. Waͤr nicht ihr Koͤrper ſo gebaut, Daß nichts zu wenig, nichts zu viel, wenn ſo viel Millionen Roͤhren Nicht alle ſonder Fehl bey allen, auf ihrer rechten Stelle waͤren: So moͤchte, wie von deinem Stein, man wo auf die Gedanken kommen, Ob haͤtte alles ſeinen Anfang von einem Ungefaͤhr genommen.
Ja, waͤr auch dieſes nicht genug: So wird ja die Vernunft, das Leben Bey Menſchen, uns, fuͤr deinen Stein, ja noch wohl einen Vor- zug geben.
A.
Es iſt noch nicht ſo ausgemacht, ob, wie die koͤrperlichen Weſen, Die ſogenannten geiſtigen, nicht auch aus zartem Weſen ſich Verbinden, und ſich fuͤgen koͤnnen. Es ſind ſo wenig innerlich, Als aͤuſſerlich, der wahre Zuſtand, die wirkliche Beſchaffenheit
Des
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Der uͤberfuͤhrte Atheiſt.
Nicht koͤnnte ſeyn gebildet worden, zu unſrer Unterredung eben,
Um dir ſowohl, als mir, zu nutzen, anjetzt Gelegenheit zu geben?
Zudem, wenn wir in andern Dingen nichts, als das Aeußre,
die Figur,
Nur trefflich und betraͤchtlich hielten, nur die Bewunderns-
wuͤrdig fuͤnden,
Wenn nicht (zum Beyſpiel) in den Thieren ſich tauſendfache
Dinge fuͤnden,
So innerlich als aͤuſſerlich, an Sinnen, Knochen, Fleiſch und
Haut,
An Blut-Gefaͤſſen, Knorpeln, Sehnen. Waͤr nicht ihr Koͤrper
ſo gebaut,
Daß nichts zu wenig, nichts zu viel, wenn ſo viel Millionen
Roͤhren
Nicht alle ſonder Fehl bey allen, auf ihrer rechten Stelle waͤren:
So moͤchte, wie von deinem Stein, man wo auf die Gedanken
kommen,
Ob haͤtte alles ſeinen Anfang von einem Ungefaͤhr genommen.
Ja, waͤr auch dieſes nicht genug: So wird ja die Vernunft,
das Leben
Bey Menſchen, uns, fuͤr deinen Stein, ja noch wohl einen Vor-
zug geben.
A.
Es iſt noch nicht ſo ausgemacht, ob, wie die koͤrperlichen
Weſen,
Die ſogenannten geiſtigen, nicht auch aus zartem Weſen ſich
Verbinden, und ſich fuͤgen koͤnnen. Es ſind ſo wenig innerlich,
Als aͤuſſerlich, der wahre Zuſtand, die wirkliche Beſchaffenheit
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/508>, abgerufen am 25.11.2024.
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