Auf gleiche Weis' auch tausend Dinge, die überall um uns vor- handen, Ja, daß vielleicht die ganze Welt, auch durch ein Ungefähr, ent- standen.
B.
Jch finde diesen deinen Stein gewiß Bewunderns-würdig schön; Es ist, wie an der ganzen Bildung, auch am Oval, kein Fehl zu sehn. Doch wird, aus seiner Form allein, was du verlangest, sich nicht fassen, Und was du daraus schliessen willt, gewiß daraus nicht folgern lassen; Wenn du dich anders recht besinnest. Wenn erstlich in der Steine Reich Unzählige Verändrungen, und keiner je dem andern gleich, An Größ und Form gefunden wird: So muß daraus von selbst ja fliessen, Und kann man, sonder Furcht, zu fehlen, unwidersprechlich die- ses schliessen: Es müsse ganz nothwendig folgen, daß je und alleweg ein Stein Den andern übertreffen müsse, und an Figur vollkommner seyn.
Dieß bringt die Ordnung der Natur nicht anders mit, und dieses wär, Was du von mir verlangen könntest, von deinem lieben Un- gefähr. Doch ist auch dieß nicht einst gewiß; denn sollt es ganz un- möglich seyn, Daß etwan, eben zu der Absicht, dein schön- und regel-rechter Stein
Nicht
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Der uͤberfuͤhrte Atheiſt.
Auf gleiche Weiſ’ auch tauſend Dinge, die uͤberall um uns vor- handen, Ja, daß vielleicht die ganze Welt, auch durch ein Ungefaͤhr, ent- ſtanden.
B.
Jch finde dieſen deinen Stein gewiß Bewunderns-wuͤrdig ſchoͤn; Es iſt, wie an der ganzen Bildung, auch am Oval, kein Fehl zu ſehn. Doch wird, aus ſeiner Form allein, was du verlangeſt, ſich nicht faſſen, Und was du daraus ſchlieſſen willt, gewiß daraus nicht folgern laſſen; Wenn du dich anders recht beſinneſt. Wenn erſtlich in der Steine Reich Unzaͤhlige Veraͤndrungen, und keiner je dem andern gleich, An Groͤß und Form gefunden wird: So muß daraus von ſelbſt ja flieſſen, Und kann man, ſonder Furcht, zu fehlen, unwiderſprechlich die- ſes ſchlieſſen: Es muͤſſe ganz nothwendig folgen, daß je und alleweg ein Stein Den andern uͤbertreffen muͤſſe, und an Figur vollkommner ſeyn.
Dieß bringt die Ordnung der Natur nicht anders mit, und dieſes waͤr, Was du von mir verlangen koͤnnteſt, von deinem lieben Un- gefaͤhr. Doch iſt auch dieß nicht einſt gewiß; denn ſollt es ganz un- moͤglich ſeyn, Daß etwan, eben zu der Abſicht, dein ſchoͤn- und regel-rechter Stein
Nicht
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[483/0507]
Der uͤberfuͤhrte Atheiſt.
Auf gleiche Weiſ’ auch tauſend Dinge, die uͤberall um uns vor-
handen,
Ja, daß vielleicht die ganze Welt, auch durch ein Ungefaͤhr, ent-
ſtanden.
B.
Jch finde dieſen deinen Stein gewiß Bewunderns-wuͤrdig
ſchoͤn;
Es iſt, wie an der ganzen Bildung, auch am Oval, kein Fehl
zu ſehn.
Doch wird, aus ſeiner Form allein, was du verlangeſt, ſich
nicht faſſen,
Und was du daraus ſchlieſſen willt, gewiß daraus nicht folgern
laſſen;
Wenn du dich anders recht beſinneſt. Wenn erſtlich in der
Steine Reich
Unzaͤhlige Veraͤndrungen, und keiner je dem andern gleich,
An Groͤß und Form gefunden wird: So muß daraus von
ſelbſt ja flieſſen,
Und kann man, ſonder Furcht, zu fehlen, unwiderſprechlich die-
ſes ſchlieſſen:
Es muͤſſe ganz nothwendig folgen, daß je und alleweg ein Stein
Den andern uͤbertreffen muͤſſe, und an Figur vollkommner ſeyn.
Dieß bringt die Ordnung der Natur nicht anders mit, und
dieſes waͤr,
Was du von mir verlangen koͤnnteſt, von deinem lieben Un-
gefaͤhr.
Doch iſt auch dieß nicht einſt gewiß; denn ſollt es ganz un-
moͤglich ſeyn,
Daß etwan, eben zu der Abſicht, dein ſchoͤn- und regel-rechter
Stein
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/507>, abgerufen am 25.11.2024.
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