Ueber die Armenbüchse zu H. Auf Verlangen Jhro Excell. des Hrn. Geh. Raths von V. 1736.
O Leser, wirf auf uns die Augen, Und laß doch unser Elend taugen, Dir, uns zum Trost, ans Herz zu gehn! Hilf diese schöne Ordnung stützen, Wodurch wir, auch Dir selbst zu nützen, Uns, wenn du willt, im Stande sehn.
Erkenn, in unsrer Noth, dein Glücke, Und unser bitteres Geschicke; Mach dir, im Gegensatz, den Stand, Den Gottes Güte dir geschenket, Worin dir fehlet, was uns kränket, Den du sonst selbst kaum kennst, bekannt.
Du kannst in uns den Schöpfer ehren, Ja gar dein zeitlich Wohl noch mehren. Wer Armen giebet, leiht dem Herrn. Der Schöpfer Himmels und der Erden Will selber unser Bürge werden. Wer leiht auf solchen Zins nicht gern?
Was ihr verzehrt, ist weg. Den Erben Verlaßt ihr, was ihr habt, im Sterben. Nur einzig habt ihr das erspart, Was ihr den Dürftigen gegeben, Und dieses wird, in jenem Leben, Euch aufgehoben und verwahrt.
Ueber
Ueber die Armenbuͤchſe zu H.
Ueber die Armenbuͤchſe zu H. Auf Verlangen Jhro Excell. des Hrn. Geh. Raths von V. 1736.
O Leſer, wirf auf uns die Augen, Und laß doch unſer Elend taugen, Dir, uns zum Troſt, ans Herz zu gehn! Hilf dieſe ſchoͤne Ordnung ſtuͤtzen, Wodurch wir, auch Dir ſelbſt zu nuͤtzen, Uns, wenn du willt, im Stande ſehn.
Erkenn, in unſrer Noth, dein Gluͤcke, Und unſer bitteres Geſchicke; Mach dir, im Gegenſatz, den Stand, Den Gottes Guͤte dir geſchenket, Worin dir fehlet, was uns kraͤnket, Den du ſonſt ſelbſt kaum kennſt, bekannt.
Du kannſt in uns den Schoͤpfer ehren, Ja gar dein zeitlich Wohl noch mehren. Wer Armen giebet, leiht dem Herrn. Der Schoͤpfer Himmels und der Erden Will ſelber unſer Buͤrge werden. Wer leiht auf ſolchen Zins nicht gern?
Was ihr verzehrt, iſt weg. Den Erben Verlaßt ihr, was ihr habt, im Sterben. Nur einzig habt ihr das erſpart, Was ihr den Duͤrftigen gegeben, Und dieſes wird, in jenem Leben, Euch aufgehoben und verwahrt.
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Ueber die Armenbuͤchſe zu H.
Ueber die Armenbuͤchſe zu H.
Auf Verlangen Jhro Excell. des Hrn. Geh.
Raths von V. 1736.
O Leſer, wirf auf uns die Augen,
Und laß doch unſer Elend taugen,
Dir, uns zum Troſt, ans Herz zu gehn!
Hilf dieſe ſchoͤne Ordnung ſtuͤtzen,
Wodurch wir, auch Dir ſelbſt zu nuͤtzen,
Uns, wenn du willt, im Stande ſehn.
Erkenn, in unſrer Noth, dein Gluͤcke,
Und unſer bitteres Geſchicke;
Mach dir, im Gegenſatz, den Stand,
Den Gottes Guͤte dir geſchenket,
Worin dir fehlet, was uns kraͤnket,
Den du ſonſt ſelbſt kaum kennſt, bekannt.
Du kannſt in uns den Schoͤpfer ehren,
Ja gar dein zeitlich Wohl noch mehren.
Wer Armen giebet, leiht dem Herrn.
Der Schoͤpfer Himmels und der Erden
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Wer leiht auf ſolchen Zins nicht gern?
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Und dieſes wird, in jenem Leben,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/500>, abgerufen am 22.12.2024.
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