Wie bist du doch, an Geistes Kräften, so schwach und un- begreiflich klein, Und bildest, mit des Geistes Kräften, dir so viel unbegreif- lichs ein, O Mensch! es will sich ja, von dir, ein kleines Körnchen Sand nicht fassen, Und dennoch soll sich die Natur, von dir, ja Gott fast, fassen lassen. Sey nicht so stolz! besinne dich! und laß die Demuth bloß allein, Nebst einem ämsigen Bestreben, in den Bewundrungs-werthen Werken, Der überall vorhandnen Gottheit, des Schöpfers, Lieb und Macht zu merken, Den Vorwurf deines Gottesdienstes, und deines Lebens Richtschnur seyn!
Ueber-
Ermahnung.
Ermahnung.
Wie biſt du doch, an Geiſtes Kraͤften, ſo ſchwach und un- begreiflich klein, Und bildeſt, mit des Geiſtes Kraͤften, dir ſo viel unbegreif- lichs ein, O Menſch! es will ſich ja, von dir, ein kleines Koͤrnchen Sand nicht faſſen, Und dennoch ſoll ſich die Natur, von dir, ja Gott faſt, faſſen laſſen. Sey nicht ſo ſtolz! beſinne dich! und laß die Demuth bloß allein, Nebſt einem aͤmſigen Beſtreben, in den Bewundrungs-werthen Werken, Der uͤberall vorhandnen Gottheit, des Schoͤpfers, Lieb und Macht zu merken, Den Vorwurf deines Gottesdienſtes, und deines Lebens Richtſchnur ſeyn!
Ueber-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0494"n="470"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Ermahnung.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Ermahnung.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">W</hi>ie biſt du doch, an Geiſtes Kraͤften, ſo ſchwach und un-<lb/><hirendition="#et">begreiflich klein,</hi></l><lb/><l>Und bildeſt, mit des Geiſtes Kraͤften, dir ſo viel unbegreif-<lb/><hirendition="#et">lichs ein,</hi></l><lb/><l>O Menſch! es will ſich ja, von dir, ein kleines Koͤrnchen<lb/><hirendition="#et">Sand nicht faſſen,</hi></l><lb/><l>Und dennoch ſoll ſich die Natur, von dir, ja Gott faſt, faſſen<lb/><hirendition="#et">laſſen.</hi></l><lb/><l>Sey nicht ſo ſtolz! beſinne dich! und laß die Demuth bloß<lb/><hirendition="#et">allein,</hi></l><lb/><l>Nebſt einem aͤmſigen Beſtreben, in den Bewundrungs-werthen<lb/><hirendition="#et">Werken,</hi></l><lb/><l>Der uͤberall vorhandnen Gottheit, des Schoͤpfers, Lieb und<lb/><hirendition="#et">Macht zu merken,</hi></l><lb/><l>Den Vorwurf deines Gottesdienſtes, und deines Lebens<lb/><hirendition="#et">Richtſchnur ſeyn!</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ueber-</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[470/0494]
Ermahnung.
Ermahnung.
Wie biſt du doch, an Geiſtes Kraͤften, ſo ſchwach und un-
begreiflich klein,
Und bildeſt, mit des Geiſtes Kraͤften, dir ſo viel unbegreif-
lichs ein,
O Menſch! es will ſich ja, von dir, ein kleines Koͤrnchen
Sand nicht faſſen,
Und dennoch ſoll ſich die Natur, von dir, ja Gott faſt, faſſen
laſſen.
Sey nicht ſo ſtolz! beſinne dich! und laß die Demuth bloß
allein,
Nebſt einem aͤmſigen Beſtreben, in den Bewundrungs-werthen
Werken,
Der uͤberall vorhandnen Gottheit, des Schoͤpfers, Lieb und
Macht zu merken,
Den Vorwurf deines Gottesdienſtes, und deines Lebens
Richtſchnur ſeyn!
Ueber-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/494>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.