Gedanken auch gefüget werden, die scheinen Spiegel, und der Geist Läßt anders nicht, als wenn nur er die regen Spieler spielen heißt, Nach dem er ihnen Rolen giebt, nach dem er sie zusammen füget, Nach dem er selber aufgeräumt, nach dem ihn etwas rührt, ver- gnüget, Empfindlich, lieb ist oder widrig. Die Vorwürf sind es nicht allein, Doch scheint auch er allein der Vater, von den Gedanken, nicht zu seyn.
Die Vorwürf helfen, wie es scheint, oft zur Formirung der Gedanken, Oft aber thun sie nichts dazu. Die Umständ, Armuth, Reich- thum, Zeit, Gesellschaft, gut und bös Exempel, vermehren, in ihr', Lust und Leid.
O welch ein Schauplatz voll Verändrung! was müssen nicht, auf dieser Erden, Für viele Lust und Trauerspiele, nicht bloß in einem Kopf allein, So lang in ihm gespielet wird, beständig vorgestellet seyn! Was müssen auf einmal, in allen, vor Scenen aufgeführet werden! Ja was sind nicht auf dieser Erden, und zwar vom Anbeginn der Welt, Auf den Theatern aller Köpfe, vor Scen und Acten vor- gestellt,
Die
Die Werkſtatt der Seelen.
Gedanken auch gefuͤget werden, die ſcheinen Spiegel, und der Geiſt Laͤßt anders nicht, als wenn nur er die regen Spieler ſpielen heißt, Nach dem er ihnen Rolen giebt, nach dem er ſie zuſammen fuͤget, Nach dem er ſelber aufgeraͤumt, nach dem ihn etwas ruͤhrt, ver- gnuͤget, Empfindlich, lieb iſt oder widrig. Die Vorwuͤrf ſind es nicht allein, Doch ſcheint auch er allein der Vater, von den Gedanken, nicht zu ſeyn.
Die Vorwuͤrf helfen, wie es ſcheint, oft zur Formirung der Gedanken, Oft aber thun ſie nichts dazu. Die Umſtaͤnd, Armuth, Reich- thum, Zeit, Geſellſchaft, gut und boͤſ Exempel, vermehren, in ihr’, Luſt und Leid.
O welch ein Schauplatz voll Veraͤndrung! was muͤſſen nicht, auf dieſer Erden, Fuͤr viele Luſt und Trauerſpiele, nicht bloß in einem Kopf allein, So lang in ihm geſpielet wird, beſtaͤndig vorgeſtellet ſeyn! Was muͤſſen auf einmal, in allen, vor Scenen aufgefuͤhret werden! Ja was ſind nicht auf dieſer Erden, und zwar vom Anbeginn der Welt, Auf den Theatern aller Koͤpfe, vor Scen und Acten vor- geſtellt,
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Die Werkſtatt der Seelen.
Gedanken auch gefuͤget werden, die ſcheinen Spiegel, und
der Geiſt
Laͤßt anders nicht, als wenn nur er die regen Spieler ſpielen
heißt,
Nach dem er ihnen Rolen giebt, nach dem er ſie zuſammen
fuͤget,
Nach dem er ſelber aufgeraͤumt, nach dem ihn etwas ruͤhrt, ver-
gnuͤget,
Empfindlich, lieb iſt oder widrig. Die Vorwuͤrf ſind es
nicht allein,
Doch ſcheint auch er allein der Vater, von den Gedanken, nicht
zu ſeyn.
Die Vorwuͤrf helfen, wie es ſcheint, oft zur Formirung
der Gedanken,
Oft aber thun ſie nichts dazu. Die Umſtaͤnd, Armuth, Reich-
thum, Zeit,
Geſellſchaft, gut und boͤſ Exempel, vermehren, in ihr’, Luſt
und Leid.
O welch ein Schauplatz voll Veraͤndrung! was muͤſſen
nicht, auf dieſer Erden,
Fuͤr viele Luſt und Trauerſpiele, nicht bloß in einem Kopf
allein,
So lang in ihm geſpielet wird, beſtaͤndig vorgeſtellet ſeyn!
Was muͤſſen auf einmal, in allen, vor Scenen aufgefuͤhret
werden!
Ja was ſind nicht auf dieſer Erden, und zwar vom Anbeginn
der Welt,
Auf den Theatern aller Koͤpfe, vor Scen und Acten vor-
geſtellt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/474>, abgerufen am 25.11.2024.
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