Gebenedeytes Meisterstück, das durch sich einen Meister preist, Den nichts sonst würdig zeigen könnte, worin sich solche Wun- der häufen, Die, da der menschliche Verstand, fast alle Dinge zu be- greifen, Verwegen gnug sich untersteht, ihn so verkleint, so niederschlägt, Daß er, wenn er von Sonnen, Welten, und Raum, die Meng und Größ erwegt, Sich selber fast vernichtigt findet. Man wird mit höchstem Rechte können, Den fast unendlich tiefen Raum voll Sonnen, einen Gottheit- Spiegel, Des Schöpfers Schatten, seiner Weisheit und Allmacht Mu- ster und ein Siegel, Daß er wahrhaftig da, der Lieb und Güte würdgen Vorwurf nennen.
Die großen Werke scheinen fast, durch sich allein, sich zu- bestreben, Von der Unendlichkeit der Gottheit, ein sichtbar Probstück abzugeben. O wahrer Gott! den solche Werke, die alles Denken über- steigen, Jn einer wahren Majestät, von einer wahren Gottheit, zei- gen! Wie hast du, um von deiner Größe viel mehr, viel würdigers zu fassen, Viel Mill-und Billionen Sonnen, in den unendlich tiefen Höhn, Ja um sie, durch des Geistes Augen, an Welten noch viel- mehr, zu sehn, Und dich in ihnen zu bewundern, dieß Wunderglas erfinden lassen!
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Himmels-Betrachtungen.
Gebenedeytes Meiſterſtuͤck, das durch ſich einen Meiſter preiſt, Den nichts ſonſt wuͤrdig zeigen koͤnnte, worin ſich ſolche Wun- der haͤufen, Die, da der menſchliche Verſtand, faſt alle Dinge zu be- greifen, Verwegen gnug ſich unterſteht, ihn ſo verkleint, ſo niederſchlaͤgt, Daß er, wenn er von Sonnen, Welten, und Raum, die Meng und Groͤß erwegt, Sich ſelber faſt vernichtigt findet. Man wird mit hoͤchſtem Rechte koͤnnen, Den faſt unendlich tiefen Raum voll Sonnen, einen Gottheit- Spiegel, Des Schoͤpfers Schatten, ſeiner Weisheit und Allmacht Mu- ſter und ein Siegel, Daß er wahrhaftig da, der Lieb und Guͤte wuͤrdgen Vorwurf nennen.
Die großen Werke ſcheinen faſt, durch ſich allein, ſich zu- beſtreben, Von der Unendlichkeit der Gottheit, ein ſichtbar Probſtuͤck abzugeben. O wahrer Gott! den ſolche Werke, die alles Denken uͤber- ſteigen, Jn einer wahren Majeſtaͤt, von einer wahren Gottheit, zei- gen! Wie haſt du, um von deiner Groͤße viel mehr, viel wuͤrdigers zu faſſen, Viel Mill-und Billionen Sonnen, in den unendlich tiefen Hoͤhn, Ja um ſie, durch des Geiſtes Augen, an Welten noch viel- mehr, zu ſehn, Und dich in ihnen zu bewundern, dieß Wunderglas erfinden laſſen!
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Himmels-Betrachtungen.
Gebenedeytes Meiſterſtuͤck, das durch ſich einen Meiſter
preiſt,
Den nichts ſonſt wuͤrdig zeigen koͤnnte, worin ſich ſolche Wun-
der haͤufen,
Die, da der menſchliche Verſtand, faſt alle Dinge zu be-
greifen,
Verwegen gnug ſich unterſteht, ihn ſo verkleint, ſo niederſchlaͤgt,
Daß er, wenn er von Sonnen, Welten, und Raum, die Meng
und Groͤß erwegt,
Sich ſelber faſt vernichtigt findet. Man wird mit hoͤchſtem
Rechte koͤnnen,
Den faſt unendlich tiefen Raum voll Sonnen, einen Gottheit-
Spiegel,
Des Schoͤpfers Schatten, ſeiner Weisheit und Allmacht Mu-
ſter und ein Siegel,
Daß er wahrhaftig da, der Lieb und Guͤte wuͤrdgen Vorwurf
nennen.
Die großen Werke ſcheinen faſt, durch ſich allein, ſich zu-
beſtreben,
Von der Unendlichkeit der Gottheit, ein ſichtbar Probſtuͤck
abzugeben.
O wahrer Gott! den ſolche Werke, die alles Denken uͤber-
ſteigen,
Jn einer wahren Majeſtaͤt, von einer wahren Gottheit, zei-
gen!
Wie haſt du, um von deiner Groͤße viel mehr, viel wuͤrdigers
zu faſſen,
Viel Mill-und Billionen Sonnen, in den unendlich tiefen Hoͤhn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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