Dieß zeigte mir den Unterscheid der Fixstern und Pla- neten klar, Und daß dieß nimmer stille Blinken ein wahres Sonnen-Feu- er war. Drauf führt es, in erstaunter Ehrfurcht, mich auf die präch- tigen Gedanken, Von unsers Schöpfers großen Werken, ohn alle Grenzen, Zahl und Schranken, Durch ihre Größ, auf seine Größe. Jndem aus ihrer Größe, Pracht, Und Meng und Herrlichkeit, an Weisheit, an Liebe, Majestät und Macht, Der allerwürdigste Begriff, von einer wahren Gottheit, quillet, Die alles Denken, allen Raum und aller Himmel Himmel füllet.
O wahres Bildniß einer Gottheit, das etwas göttlichs sichtbar zeigt! Das aller Engel, aller Geister Begriff und Wissen übersteigt, Vor dem, was auf und in der Erden, und unter ihr, die Knie beuget! So dacht ich, als ich, mit Entsetzen, in meinem Glase (dessen Länge, Kaum eines Fußes lang, die Oeffnung keines Groschens groß,) Nebst meinem erst erblickten Fixstern, in des Saphirnen Abgrunds Schooß, Jch unverhofft, voll frohen Schrecken, vor Lust erstaunt, noch eine Menge, Von Stral-und Schimmer-reichen Sternen, jedoch von solcher Kleinheit fand, Daß fast nichts kleiners zu entdecken. Kein Sonnen-Staub, kein Körnchen Sand,
Bleibt
Himmels-Betrachtungen.
Dieß zeigte mir den Unterſcheid der Fixſtern und Pla- neten klar, Und daß dieß nimmer ſtille Blinken ein wahres Sonnen-Feu- er war. Drauf fuͤhrt es, in erſtaunter Ehrfurcht, mich auf die praͤch- tigen Gedanken, Von unſers Schoͤpfers großen Werken, ohn alle Grenzen, Zahl und Schranken, Durch ihre Groͤß, auf ſeine Groͤße. Jndem aus ihrer Groͤße, Pracht, Und Meng und Herrlichkeit, an Weisheit, an Liebe, Majeſtaͤt und Macht, Der allerwuͤrdigſte Begriff, von einer wahren Gottheit, quillet, Die alles Denken, allen Raum und aller Himmel Himmel fuͤllet.
O wahres Bildniß einer Gottheit, das etwas goͤttlichs ſichtbar zeigt! Das aller Engel, aller Geiſter Begriff und Wiſſen uͤberſteigt, Vor dem, was auf und in der Erden, und unter ihr, die Knie beuget! So dacht ich, als ich, mit Entſetzen, in meinem Glaſe (deſſen Laͤnge, Kaum eines Fußes lang, die Oeffnung keines Groſchens groß,) Nebſt meinem erſt erblickten Fixſtern, in des Saphirnen Abgrunds Schooß, Jch unverhofft, voll frohen Schrecken, vor Luſt erſtaunt, noch eine Menge, Von Stral-und Schimmer-reichen Sternen, jedoch von ſolcher Kleinheit fand, Daß faſt nichts kleiners zu entdecken. Kein Sonnen-Staub, kein Koͤrnchen Sand,
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Himmels-Betrachtungen.
Dieß zeigte mir den Unterſcheid der Fixſtern und Pla-
neten klar,
Und daß dieß nimmer ſtille Blinken ein wahres Sonnen-Feu-
er war.
Drauf fuͤhrt es, in erſtaunter Ehrfurcht, mich auf die praͤch-
tigen Gedanken,
Von unſers Schoͤpfers großen Werken, ohn alle Grenzen,
Zahl und Schranken,
Durch ihre Groͤß, auf ſeine Groͤße. Jndem aus ihrer Groͤße,
Pracht,
Und Meng und Herrlichkeit, an Weisheit, an Liebe, Majeſtaͤt
und Macht,
Der allerwuͤrdigſte Begriff, von einer wahren Gottheit, quillet,
Die alles Denken, allen Raum und aller Himmel Himmel
fuͤllet.
O wahres Bildniß einer Gottheit, das etwas goͤttlichs
ſichtbar zeigt!
Das aller Engel, aller Geiſter Begriff und Wiſſen uͤberſteigt,
Vor dem, was auf und in der Erden, und unter ihr, die Knie
beuget!
So dacht ich, als ich, mit Entſetzen, in meinem Glaſe (deſſen
Laͤnge,
Kaum eines Fußes lang, die Oeffnung keines Groſchens groß,)
Nebſt meinem erſt erblickten Fixſtern, in des Saphirnen
Abgrunds Schooß,
Jch unverhofft, voll frohen Schrecken, vor Luſt erſtaunt, noch
eine Menge,
Von Stral-und Schimmer-reichen Sternen, jedoch von ſolcher
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/466>, abgerufen am 25.11.2024.
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