Wie alle Tropfen in dem Regen, auch alle Bäch und Ströme her, Aus dem Behälter aller Wasser, dem ja so tief-als weiten Meer, Wie schwer es auch zu glauben scheint. Daß sich, aus Dün- stungen allein, So ungeheurer Flüsse Meng ohn Unterlaß ins Meer ergiessen, Von welchen viel, in einer Weite, von mehr als achtzig Meilen, fliessen, Nebst allen Wassern auf der Welt, scheint keine Möglichkeit zu seyn, Ob sichs gleich wirklich so verhält. Der hellen Sonnen Wunderstral Zieht aus der weiten Wasserwelt, dem Meer, und dessen Ab- grunds-Thal, Durch des allmächtgen Schöpfers Ordnung, solch einen Vor- rath in die Höh, Von Dünsten, in die dünne Luft, daß man die Luft mit Recht wird können, Ein ungemeßnes Reich von Düften, von feuchten Dünsten eine See, Die größer, als die Tiefe selber, und Sammlung großer Wäs- ser, nennen, Die aber droben, durch die Dünne, in solchen Stand gesetzet werden, Daß sie, durch Steigen und durch Sinken, zum Nutz und Be- sten unsrer Erden, Bereitet und erhalten sind. Aus deren Menge denn allein Nicht nur die Bäche, Ström und Flüsse, auch alle andre Feuch- tigkeiten, Die allen Pflanzen, allen Thieren, im Trank, die Nahrung zu- bereiten, Nur bloß entstehen, zugerichtet, und wie sie sind, formiret seyn.
Nun
Betrachtung des Weltmeers.
Wie alle Tropfen in dem Regen, auch alle Baͤch und Stroͤme her, Aus dem Behaͤlter aller Waſſer, dem ja ſo tief-als weiten Meer, Wie ſchwer es auch zu glauben ſcheint. Daß ſich, aus Duͤn- ſtungen allein, So ungeheurer Fluͤſſe Meng ohn Unterlaß ins Meer ergieſſen, Von welchen viel, in einer Weite, von mehr als achtzig Meilen, flieſſen, Nebſt allen Waſſern auf der Welt, ſcheint keine Moͤglichkeit zu ſeyn, Ob ſichs gleich wirklich ſo verhaͤlt. Der hellen Sonnen Wunderſtral Zieht aus der weiten Waſſerwelt, dem Meer, und deſſen Ab- grunds-Thal, Durch des allmaͤchtgen Schoͤpfers Ordnung, ſolch einen Vor- rath in die Hoͤh, Von Duͤnſten, in die duͤnne Luft, daß man die Luft mit Recht wird koͤnnen, Ein ungemeßnes Reich von Duͤften, von feuchten Duͤnſten eine See, Die groͤßer, als die Tiefe ſelber, und Sammlung großer Waͤſ- ſer, nennen, Die aber droben, durch die Duͤnne, in ſolchen Stand geſetzet werden, Daß ſie, durch Steigen und durch Sinken, zum Nutz und Be- ſten unſrer Erden, Bereitet und erhalten ſind. Aus deren Menge denn allein Nicht nur die Baͤche, Stroͤm und Fluͤſſe, auch alle andre Feuch- tigkeiten, Die allen Pflanzen, allen Thieren, im Trank, die Nahrung zu- bereiten, Nur bloß entſtehen, zugerichtet, und wie ſie ſind, formiret ſeyn.
Nun
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Betrachtung des Weltmeers.
Wie alle Tropfen in dem Regen, auch alle Baͤch und Stroͤme
her,
Aus dem Behaͤlter aller Waſſer, dem ja ſo tief-als weiten Meer,
Wie ſchwer es auch zu glauben ſcheint. Daß ſich, aus Duͤn-
ſtungen allein,
So ungeheurer Fluͤſſe Meng ohn Unterlaß ins Meer ergieſſen,
Von welchen viel, in einer Weite, von mehr als achtzig Meilen,
flieſſen,
Nebſt allen Waſſern auf der Welt, ſcheint keine Moͤglichkeit
zu ſeyn,
Ob ſichs gleich wirklich ſo verhaͤlt. Der hellen Sonnen
Wunderſtral
Zieht aus der weiten Waſſerwelt, dem Meer, und deſſen Ab-
grunds-Thal,
Durch des allmaͤchtgen Schoͤpfers Ordnung, ſolch einen Vor-
rath in die Hoͤh,
Von Duͤnſten, in die duͤnne Luft, daß man die Luft mit Recht
wird koͤnnen,
Ein ungemeßnes Reich von Duͤften, von feuchten Duͤnſten
eine See,
Die groͤßer, als die Tiefe ſelber, und Sammlung großer Waͤſ-
ſer, nennen,
Die aber droben, durch die Duͤnne, in ſolchen Stand geſetzet
werden,
Daß ſie, durch Steigen und durch Sinken, zum Nutz und Be-
ſten unſrer Erden,
Bereitet und erhalten ſind. Aus deren Menge denn allein
Nicht nur die Baͤche, Stroͤm und Fluͤſſe, auch alle andre Feuch-
tigkeiten,
Die allen Pflanzen, allen Thieren, im Trank, die Nahrung zu-
bereiten,
Nur bloß entſtehen, zugerichtet, und wie ſie ſind, formiret ſeyn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/442>, abgerufen am 25.11.2024.
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