Von seiner Creatur, gemacht; Er will uns hier nur bloß, durch seine Wohlthat, rühren.
So zeigen uns demnach die Wunder der Natur, Die Menge göttlicher Geschenke nur. Je mehr wir darin nun die Wissenschaften häufen, Je mehr wir ihre Meng und große Zahl begreifen; Je mehr wir wirklich sehn und fassen, wie viel Gaben Wir, bloß durch seine Huld, empfangen haben. Heißt aber denn nun das, was uns geschenket, fassen, Wenn wir den, ders geschenkt, aus unsern Augen lassen?
Es sind der Menschen Wissenschaften nicht anders werth und hochzuachten, Als in so fern sie mit dem Herzen, und dem empfindlichen Betrachten, Jn einiger Verbindung stehen. Es nimmt das Herz den Rang fast ein, Jm Menschen, den der Mensch, in der Natur, besitzet. Ohn Ordnung, sonder Nutz, wär alles auf der Welt, Wofern der Mensch nicht wär, der es für sich benützet, Verlohren, ohne Nutz, ist, was der Mensch enthält, Wofern sein Herz nicht Antheil daran nimmt. Wie alles, für des Menschen Herz, so ist das Herz für Gott, bestimmt.
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Wuͤrdige Anwendung der Naturlehre.
Von ſeiner Creatur, gemacht; Er will uns hier nur bloß, durch ſeine Wohlthat, ruͤhren.
So zeigen uns demnach die Wunder der Natur, Die Menge goͤttlicher Geſchenke nur. Je mehr wir darin nun die Wiſſenſchaften haͤufen, Je mehr wir ihre Meng und große Zahl begreifen; Je mehr wir wirklich ſehn und faſſen, wie viel Gaben Wir, bloß durch ſeine Huld, empfangen haben. Heißt aber denn nun das, was uns geſchenket, faſſen, Wenn wir den, ders geſchenkt, aus unſern Augen laſſen?
Es ſind der Menſchen Wiſſenſchaften nicht anders werth und hochzuachten, Als in ſo fern ſie mit dem Herzen, und dem empfindlichen Betrachten, Jn einiger Verbindung ſtehen. Es nimmt das Herz den Rang faſt ein, Jm Menſchen, den der Menſch, in der Natur, beſitzet. Ohn Ordnung, ſonder Nutz, waͤr alles auf der Welt, Wofern der Menſch nicht waͤr, der es fuͤr ſich benuͤtzet, Verlohren, ohne Nutz, iſt, was der Menſch enthaͤlt, Wofern ſein Herz nicht Antheil daran nimmt. Wie alles, fuͤr des Menſchen Herz, ſo iſt das Herz fuͤr Gott, beſtimmt.
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Wuͤrdige Anwendung der Naturlehre.
Von ſeiner Creatur, gemacht;
Er will uns hier nur bloß, durch ſeine Wohlthat, ruͤhren.
So zeigen uns demnach die Wunder der Natur,
Die Menge goͤttlicher Geſchenke nur.
Je mehr wir darin nun die Wiſſenſchaften haͤufen,
Je mehr wir ihre Meng und große Zahl begreifen;
Je mehr wir wirklich ſehn und faſſen, wie viel Gaben
Wir, bloß durch ſeine Huld, empfangen haben.
Heißt aber denn nun das, was uns geſchenket, faſſen,
Wenn wir den, ders geſchenkt, aus unſern Augen laſſen?
Es ſind der Menſchen Wiſſenſchaften nicht anders werth und
hochzuachten,
Als in ſo fern ſie mit dem Herzen, und dem empfindlichen
Betrachten,
Jn einiger Verbindung ſtehen. Es nimmt das Herz den
Rang faſt ein,
Jm Menſchen, den der Menſch, in der Natur, beſitzet.
Ohn Ordnung, ſonder Nutz, waͤr alles auf der Welt,
Wofern der Menſch nicht waͤr, der es fuͤr ſich benuͤtzet,
Verlohren, ohne Nutz, iſt, was der Menſch enthaͤlt,
Wofern ſein Herz nicht Antheil daran nimmt.
Wie alles, fuͤr des Menſchen Herz, ſo iſt das Herz
fuͤr Gott, beſtimmt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/431>, abgerufen am 22.11.2024.
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