Jndem ihr gelb- und röthliches Gepränge, Von einer dunklen Adern Menge Durchflochten, uns sich zeigt, in nett gedämpfter Pracht, Wodurch der Farben, sonst vermuthlich, heller Licht Sich zwar in etwas bricht, Doch eine süsse Mischung macht.
Sechs lange gelb-bestäubte Stänglein sitzen Jn ihrer Mitt, um ihrer Samen Spitzen, Die oben dreyfach sich getheilet zeigt, Und länger, als die ander', aufwerts steigt.
Was das Bewunderns-würdigste, So man an dieser Blum erblicket, Jst, daß ich halb erstaunet seh, Wie sich ihr Jnnerstes mit Perlen schmücket, Da, auf der innern Seit, ein jedes Blatt, An Glanz, Figur und Farb, ein' eigne Perle hat. Was dieses nun bedeuten müsse, Und was derselben Endzweck sey, Gesteh ich frey, Daß ich dasselbige nicht wisse.
Es kömmt mir ihre weiss- und runde Zier, Wie Perlen bald, und bald als Thränen für. Als Perlen schien derselben helle Ründe, Als ob in schwarzem Schmelz, sie eingefasset stünde. Dieß schien mir, von gekrönter Häupter Leben, Ein lehrend Sinnbild abzugeben, Daß selber ihrer Kronen Pracht, Gar oft in schwarzer Sorgen Nacht, Und einem Trauerflore stecket.
Seh ich sie denn, als Thränen, an: So deucht mich, daß man schliessen kann,
So
Kaiſerkrone.
Jndem ihr gelb- und roͤthliches Gepraͤnge, Von einer dunklen Adern Menge Durchflochten, uns ſich zeigt, in nett gedaͤmpfter Pracht, Wodurch der Farben, ſonſt vermuthlich, heller Licht Sich zwar in etwas bricht, Doch eine ſuͤſſe Miſchung macht.
Sechs lange gelb-beſtaͤubte Staͤnglein ſitzen Jn ihrer Mitt, um ihrer Samen Spitzen, Die oben dreyfach ſich getheilet zeigt, Und laͤnger, als die ander’, aufwerts ſteigt.
Was das Bewunderns-wuͤrdigſte, So man an dieſer Blum erblicket, Jſt, daß ich halb erſtaunet ſeh, Wie ſich ihr Jnnerſtes mit Perlen ſchmuͤcket, Da, auf der innern Seit, ein jedes Blatt, An Glanz, Figur und Farb, ein’ eigne Perle hat. Was dieſes nun bedeuten muͤſſe, Und was derſelben Endzweck ſey, Geſteh ich frey, Daß ich daſſelbige nicht wiſſe.
Es koͤmmt mir ihre weiſſ- und runde Zier, Wie Perlen bald, und bald als Thraͤnen fuͤr. Als Perlen ſchien derſelben helle Ruͤnde, Als ob in ſchwarzem Schmelz, ſie eingefaſſet ſtuͤnde. Dieß ſchien mir, von gekroͤnter Haͤupter Leben, Ein lehrend Sinnbild abzugeben, Daß ſelber ihrer Kronen Pracht, Gar oft in ſchwarzer Sorgen Nacht, Und einem Trauerflore ſtecket.
Seh ich ſie denn, als Thraͤnen, an: So deucht mich, daß man ſchlieſſen kann,
So
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Kaiſerkrone.
Jndem ihr gelb- und roͤthliches Gepraͤnge,
Von einer dunklen Adern Menge
Durchflochten, uns ſich zeigt, in nett gedaͤmpfter Pracht,
Wodurch der Farben, ſonſt vermuthlich, heller Licht
Sich zwar in etwas bricht,
Doch eine ſuͤſſe Miſchung macht.
Sechs lange gelb-beſtaͤubte Staͤnglein ſitzen
Jn ihrer Mitt, um ihrer Samen Spitzen,
Die oben dreyfach ſich getheilet zeigt,
Und laͤnger, als die ander’, aufwerts ſteigt.
Was das Bewunderns-wuͤrdigſte,
So man an dieſer Blum erblicket,
Jſt, daß ich halb erſtaunet ſeh,
Wie ſich ihr Jnnerſtes mit Perlen ſchmuͤcket,
Da, auf der innern Seit, ein jedes Blatt,
An Glanz, Figur und Farb, ein’ eigne Perle hat.
Was dieſes nun bedeuten muͤſſe,
Und was derſelben Endzweck ſey,
Geſteh ich frey,
Daß ich daſſelbige nicht wiſſe.
Es koͤmmt mir ihre weiſſ- und runde Zier,
Wie Perlen bald, und bald als Thraͤnen fuͤr.
Als Perlen ſchien derſelben helle Ruͤnde,
Als ob in ſchwarzem Schmelz, ſie eingefaſſet ſtuͤnde.
Dieß ſchien mir, von gekroͤnter Haͤupter Leben,
Ein lehrend Sinnbild abzugeben,
Daß ſelber ihrer Kronen Pracht,
Gar oft in ſchwarzer Sorgen Nacht,
Und einem Trauerflore ſtecket.
Seh ich ſie denn, als Thraͤnen, an:
So deucht mich, daß man ſchlieſſen kann,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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