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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Unglückselige Gewohnheit.
Unglückselige Gewohnheit.
Wer in Arabiens versengten Wüsteneyen,
Wo Wolken nichts, als Sand, statt feuchten Regen,
streuen;

Wo das verbrannte Land von Laub und Grafe leer,
Gebohren und erzogen wär;
Hätt aber nimmer Gras, nie Laub und Kraut,
Nie Blumen, Blüht und Frucht geschaut,
Und sehe denn von ungefähr einmal,
Zumal zur Abendzeit, im niedern Sonnenstral,
Der Wiesen Glanz, beblümte Felder,
Durchstralte Schatten-reiche Wälder,
Und ihres Laubs fast güldnes Grün;
Würd ihm nicht, ausser sich für Freuden,
Sein Auge von so holdem Schein
Und bunter Schönheit abzuziehn,
Nicht schwer, ja fast unmöglich seyn?
Würd nicht von ihm dieß Theil der Welt,
Das so viel Wunder in sich hält,
Für unvergleichlich schön geschätzet werden,
Und die Bewohner dieser Erden
Von ihm nicht bloß glückselig nur allein,
Fast selig gar geschätzet seyn?
Da wir hingegen leider blind,
Und fühllos fast für alle Wunder sind.


Ueber-
Ungluͤckſelige Gewohnheit.
Ungluͤckſelige Gewohnheit.
Wer in Arabiens verſengten Wuͤſteneyen,
Wo Wolken nichts, als Sand, ſtatt feuchten Regen,
ſtreuen;

Wo das verbrannte Land von Laub und Grafe leer,
Gebohren und erzogen waͤr;
Haͤtt aber nimmer Gras, nie Laub und Kraut,
Nie Blumen, Bluͤht und Frucht geſchaut,
Und ſehe denn von ungefaͤhr einmal,
Zumal zur Abendzeit, im niedern Sonnenſtral,
Der Wieſen Glanz, bebluͤmte Felder,
Durchſtralte Schatten-reiche Waͤlder,
Und ihres Laubs faſt guͤldnes Gruͤn;
Wuͤrd ihm nicht, auſſer ſich fuͤr Freuden,
Sein Auge von ſo holdem Schein
Und bunter Schoͤnheit abzuziehn,
Nicht ſchwer, ja faſt unmoͤglich ſeyn?
Wuͤrd nicht von ihm dieß Theil der Welt,
Das ſo viel Wunder in ſich haͤlt,
Fuͤr unvergleichlich ſchoͤn geſchaͤtzet werden,
Und die Bewohner dieſer Erden
Von ihm nicht bloß gluͤckſelig nur allein,
Faſt ſelig gar geſchaͤtzet ſeyn?
Da wir hingegen leider blind,
Und fuͤhllos faſt fuͤr alle Wunder ſind.


Ueber-
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[384/0408] Ungluͤckſelige Gewohnheit. Ungluͤckſelige Gewohnheit. Wer in Arabiens verſengten Wuͤſteneyen, Wo Wolken nichts, als Sand, ſtatt feuchten Regen, ſtreuen; Wo das verbrannte Land von Laub und Grafe leer, Gebohren und erzogen waͤr; Haͤtt aber nimmer Gras, nie Laub und Kraut, Nie Blumen, Bluͤht und Frucht geſchaut, Und ſehe denn von ungefaͤhr einmal, Zumal zur Abendzeit, im niedern Sonnenſtral, Der Wieſen Glanz, bebluͤmte Felder, Durchſtralte Schatten-reiche Waͤlder, Und ihres Laubs faſt guͤldnes Gruͤn; Wuͤrd ihm nicht, auſſer ſich fuͤr Freuden, Sein Auge von ſo holdem Schein Und bunter Schoͤnheit abzuziehn, Nicht ſchwer, ja faſt unmoͤglich ſeyn? Wuͤrd nicht von ihm dieß Theil der Welt, Das ſo viel Wunder in ſich haͤlt, Fuͤr unvergleichlich ſchoͤn geſchaͤtzet werden, Und die Bewohner dieſer Erden Von ihm nicht bloß gluͤckſelig nur allein, Faſt ſelig gar geſchaͤtzet ſeyn? Da wir hingegen leider blind, Und fuͤhllos faſt fuͤr alle Wunder ſind. Ueber-

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/408>, abgerufen am 22.11.2024.