Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Mittel gegen Schwermuth.
Mittel gegen Schwermuth.
Es hat der Sonnen Licht nicht nur die Kraft,
Die schwarzen Schatten zu verjagen;
Sie hat nicht weniger die Wunder-Eigenschaft,
Wenn unsre Sinnen sich mit Schwermuth-Schatten plagen,
Aus dem benebelten Gemüth
Der Grillen schwarzen Duft zu treiben,
Wenn man, auch nur durch Fensterscheiben,
Auf Körper, die bestralet, sieht.
Es steckt zugleich ein Licht der Freuden
Jm Sonnenlicht, bey heitrer Luft.
Wenn sie die Creaturen schmückt,
Jst man zu allem mehr geschickt,
Und muß, der schwarzen Schwermuth Duft,
Durch ihren frohen Glanz vertrieben, scheiden.
Thu nur so viel, und hab, auf ihre Pracht,
Ein wenig Acht,
Und laß ein Denken sich mit deinen Blicken binden:
So wird ein Gegenschlag, durchs Auge, Hirn und Brust,
Jm Licht und Glanz, zugleich auch eine Lust,
Auf einem jeglichen bestralten Vorwurf finden;
Verdruß und Grillen werden schwinden.
Erkennet denn, wenn man das Sonnenlicht,
Mit aufmerksamen Augen, siehet,
Daß nicht nur Wärm und Glanz aus seinen Stralen bricht;
Daß auch darin so gar ein Freuden-Feuer glühet.

Der
A a 2
Mittel gegen Schwermuth.
Mittel gegen Schwermuth.
Es hat der Sonnen Licht nicht nur die Kraft,
Die ſchwarzen Schatten zu verjagen;
Sie hat nicht weniger die Wunder-Eigenſchaft,
Wenn unſre Sinnen ſich mit Schwermuth-Schatten plagen,
Aus dem benebelten Gemuͤth
Der Grillen ſchwarzen Duft zu treiben,
Wenn man, auch nur durch Fenſterſcheiben,
Auf Koͤrper, die beſtralet, ſieht.
Es ſteckt zugleich ein Licht der Freuden
Jm Sonnenlicht, bey heitrer Luft.
Wenn ſie die Creaturen ſchmuͤckt,
Jſt man zu allem mehr geſchickt,
Und muß, der ſchwarzen Schwermuth Duft,
Durch ihren frohen Glanz vertrieben, ſcheiden.
Thu nur ſo viel, und hab, auf ihre Pracht,
Ein wenig Acht,
Und laß ein Denken ſich mit deinen Blicken binden:
So wird ein Gegenſchlag, durchs Auge, Hirn und Bruſt,
Jm Licht und Glanz, zugleich auch eine Luſt,
Auf einem jeglichen beſtralten Vorwurf finden;
Verdruß und Grillen werden ſchwinden.
Erkennet denn, wenn man das Sonnenlicht,
Mit aufmerkſamen Augen, ſiehet,
Daß nicht nur Waͤrm und Glanz aus ſeinen Stralen bricht;
Daß auch darin ſo gar ein Freuden-Feuer gluͤhet.

Der
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0395" n="371"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mittel gegen Schwermuth.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mittel gegen Schwermuth.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>s hat der Sonnen Licht nicht nur die Kraft,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;chwarzen Schatten zu verjagen;</l><lb/>
            <l>Sie hat nicht weniger die Wunder-Eigen&#x017F;chaft,</l><lb/>
            <l>Wenn un&#x017F;re Sinnen &#x017F;ich mit Schwermuth-Schatten plagen,</l><lb/>
            <l>Aus dem benebelten Gemu&#x0364;th</l><lb/>
            <l>Der Grillen &#x017F;chwarzen Duft zu treiben,</l><lb/>
            <l>Wenn man, auch nur durch Fen&#x017F;ter&#x017F;cheiben,</l><lb/>
            <l>Auf Ko&#x0364;rper, die be&#x017F;tralet, &#x017F;ieht.</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;teckt zugleich ein Licht der Freuden</l><lb/>
            <l>Jm Sonnenlicht, bey heitrer Luft.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Wenn &#x017F;ie die Creaturen &#x017F;chmu&#x0364;ckt,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t man zu allem mehr ge&#x017F;chickt,</l><lb/>
            <l>Und muß, der &#x017F;chwarzen Schwermuth Duft,</l><lb/>
            <l>Durch ihren frohen Glanz vertrieben, &#x017F;cheiden.</l><lb/>
            <l>Thu nur &#x017F;o viel, und hab, auf ihre Pracht,</l><lb/>
            <l>Ein wenig Acht,</l><lb/>
            <l>Und laß ein Denken &#x017F;ich mit deinen Blicken binden:</l><lb/>
            <l>So wird ein Gegen&#x017F;chlag, durchs Auge, Hirn und Bru&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Jm Licht und Glanz, zugleich auch eine Lu&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Auf einem jeglichen be&#x017F;tralten Vorwurf finden;</l><lb/>
            <l>Verdruß und Grillen werden &#x017F;chwinden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Erkennet denn, wenn man das Sonnenlicht,</l><lb/>
            <l>Mit aufmerk&#x017F;amen Augen, &#x017F;iehet,</l><lb/>
            <l>Daß nicht nur Wa&#x0364;rm und Glanz aus &#x017F;einen Stralen bricht;</l><lb/>
            <l>Daß auch darin &#x017F;o gar ein Freuden-Feuer glu&#x0364;het.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0395] Mittel gegen Schwermuth. Mittel gegen Schwermuth. Es hat der Sonnen Licht nicht nur die Kraft, Die ſchwarzen Schatten zu verjagen; Sie hat nicht weniger die Wunder-Eigenſchaft, Wenn unſre Sinnen ſich mit Schwermuth-Schatten plagen, Aus dem benebelten Gemuͤth Der Grillen ſchwarzen Duft zu treiben, Wenn man, auch nur durch Fenſterſcheiben, Auf Koͤrper, die beſtralet, ſieht. Es ſteckt zugleich ein Licht der Freuden Jm Sonnenlicht, bey heitrer Luft. Wenn ſie die Creaturen ſchmuͤckt, Jſt man zu allem mehr geſchickt, Und muß, der ſchwarzen Schwermuth Duft, Durch ihren frohen Glanz vertrieben, ſcheiden. Thu nur ſo viel, und hab, auf ihre Pracht, Ein wenig Acht, Und laß ein Denken ſich mit deinen Blicken binden: So wird ein Gegenſchlag, durchs Auge, Hirn und Bruſt, Jm Licht und Glanz, zugleich auch eine Luſt, Auf einem jeglichen beſtralten Vorwurf finden; Verdruß und Grillen werden ſchwinden. Erkennet denn, wenn man das Sonnenlicht, Mit aufmerkſamen Augen, ſiehet, Daß nicht nur Waͤrm und Glanz aus ſeinen Stralen bricht; Daß auch darin ſo gar ein Freuden-Feuer gluͤhet. Der A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/395
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/395>, abgerufen am 22.12.2024.